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Julia Dobmeier absolviert derzeit ihr Masterstudium in Klinischer Psychologie. Schon seit Beginn ihres Studiums interessiert sie sich besonders für die Behandlung und Erforschung psychischer Erkrankungen. Dabei motiviert sie insbesondere der Gedanke, Betroffenen durch leicht verständliche Wissensvermittlung eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen.

Christiane Fux studierte in Hamburg Journalismus und Psychologie. Seit 2001 schreibt die erfahrene Medizinredakteurin Magazinartikel, Nachrichten und Sachtexte zu allen denkbaren Gesundheitsthemen. Neben ihrer Arbeit für NetDoktor ist Christiane Fux auch in der Prosa unterwegs. 2012 erschien ihr erster Krimi, außerdem schreibt, entwirft und verlegt sie ihre eigenen Krimispiele.

Die Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine schwere psychische Erkrankung. Die Betroffenen verlieren durch krankhaftes Diäthalten rapide Gewicht – bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Ebenfalls typisch ist ein verzerrtes Körperbild: Die Kranken finden sich zu dick, obwohl sie bereits stark untergewichtig sind. Lesen Sie hier, wie man Magersucht erkennt, wodurch sie ausgelöst wird und wie man sie behandelt.

Kurzübersicht

  • Beschreibung: psychische Erkrankung, Essstörung mit suchtähnlichem Charakter, starker, teils lebensbedrohlicher Gewichtsverlust durch radikale Diät und/oder Sport, verzerrtes Körperbild
  • Symptome: massiver Gewichtsverlust, Untergewicht , Drang zu hungern, Kontrollbedürfnis, Angst vor Gewichtszunahme , Gedanken kreisen um Gewicht und Ernährung, körperliche Mangelerscheinungen, fehlende Krankheitseinsicht
  • Ursachen: gestörte Stressverarbeitung, genetische Faktoren, gestörter Botenstoffwechsel, starkes Kontrollbedürfnis, hoher Leistungsanspruch, westliches Schönheitsideal
  • Diagnose: starkes Untergewicht, selbst herbeigeführter Gewichtsverlust, Körperschema-Störung, gestörter Hormonhaushalt
  • Behandlung: meist stationäre Therapie, Normalisierung von Gewicht und Essverhalten, verhaltenstherapeutische Einzel- und Gruppensitzungen, Familientherapie
  • Prognose: Etwa 50 Prozent der Betroffenen überwinden die Essstörung mit therapeutischer Hilfe weitgehend. Je kürzer die Dauer der Magersucht bzw. je leichter die Erkrankung, desto besser die Prognose. Tödlicher Verlauf bei etwa 10 Prozent der Betroffenen.

Magersucht: Beschreibung

Patienten mit Magersucht (Anorexie oder Anorexia nervosa) haben das krankhafte Verlangen, ihr Körpergewicht immer weiter zu reduzieren. Einstieg in die Erkrankung ist oft eine Diät. Im Laufe der Zeit bestimmen die Gedanken um das eigene Körpergewicht zunehmend den gesamten Alltag der Betroffenen. Obwohl sie nur noch aus Haut und Knochen bestehen, fühlen sie sich zu dick und wollen weiter abnehmen.

Magersucht gehört mit der Bulimie und der Binge-Eating-Störung zu den Essstörungen. Der starke Gewichtsverlust ist zwar das auffälligste Symptom einer Magersucht. Letztlich ist er aber nur das äußerlich sichtbare Anzeichen einer tief greifenden seelischen Störung. Um die Krankheit zu heilen, reicht es nicht aus, einfach wieder zu essen.

Suchtähnlicher Drang

Die Krankheit hat einen suchtähnlichen Charakter: Der Drang zu hungern ist für die Patienten nahezu unwiderstehlich. Der besondere Kick besteht darin, größtmögliche Kontrolle über seine Bedürfnisse und seinen Körper zu haben. Für Außenstehende ist das kaum nachvollziehbar.

Magersüchtige (anorektische Menschen) haben zudem lange keine Krankheitseinsicht. Es fällt ihnen schwer, sich einzugestehen, dass sie ein problematisches Essverhalten haben. Sie sträuben sich daher oft gegen eine Therapie.

Dabei ist eine Anorexia nervosa eine schwere psychische Erkrankung. Einige der Betroffenen sterben aufgrund der Mangelernährung oder durch Suizid.

Wer ist von Magersucht betroffen?

Meist tritt Magersucht erstmals in der frühen Jugend auf. Die Altersgrenze verschiebt sich jedoch zunehmend weiter nach unten. Mittlerweile erkranken bereits Kinder daran. Die meisten Magersüchtigen sind weiblich und zwischen 15 und 25 Jahre alt. Doch auch Jungen und Männer entwickeln immer häufiger Magersucht.

Magersucht früh behandeln

Drei fragen an.

Dr. med. Robert Doerr

Warum ist es für Magersüchtige schwer zu erkennen, dass sie krank sind?

Bei Magersucht kommt es neben dem massiven Gewichtsverlust meist auch zu einer verzerrten Körperwahrnehmung. Betroffene nehmen sich selbst als zu dick wahr, obwohl sie tatsächlich deutliches Untergewicht haben. Das heißt „Körperschemastörung“ und kann lebensgefährlich werden. Deswegen gilt: Je früher Sie sich behandeln lassen, desto besser ist Ihre Prognose!

Auf welche Warnsignale sollten Angehörige achten?

Hinweis gibt es viele: Unzufriedenheit mit dem Gewicht, die falsche Überzeugung, zu dick zu sein, ausgeprägter Gewichtsverlust. Betroffene beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Essen, kochen gerne für andere, essen aber nie mit. Mahlzeiten werden ausgelassen oder nur allein, zu bestimmten Zeiten eingenommen. Ein ausgeprägter Bewegungsdrang und das Meiden bestimmter Lebensmittel sind auch Warnsignale.

Was kann man tun, um Rückfälle zu verhindern?

Das Rückfallrisiko bei Magersucht ist tatsächlich sehr hoch. Prüfen Sie auch nach Abschluss einer Behandlung deswegen kontinuierlich, ob Sie Ihre zuvor formulierten Ziele weiterhin verfolgen oder ob es in manchen Bereichen (z. B. Essverhalten, Gewicht, Bewegung) zu Rückfällen gekommen ist. Gut ist zusätzlich, wenn Sie sich in regelmäßigen Abständen mit einem professionellen Helfer austauschen.

Dr. med. Robert Doerr ist Chefarzt der Schön Klinik Berchtesgadener Land im Bereich der Psychosomatischen Medizin.

Magersucht: Symptome

Hauptsymptome von Magersucht sind der erhebliche, selbst herbeigeführte Gewichtsverlust, eine ausgeprägte Angst vor einer Gewichtszunahme trotz bereits bestehenden Untergewichts und eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Da die Mangelernährung viele wichtige körperliche Funktionen beeinträchtigt, treten auch zahlreiche körperliche (physische) Beschwerden auf.

Gewichtsverlust

Die starke Gewichtsabnahme ist das auffälligste Magersucht-Anzeichen. Die Betroffenen meiden kalorienreiche Nahrungsmittel und beschäftigen sich ausführlich mit den Inhaltsangaben von Nahrungsmitteln. In manchen Fällen reduzieren magersüchtige Menschen ihre Mahlzeiten so stark, dass sie zeitweise nur noch Wasser zu sich nehmen.

Einige Betroffene versuchen, ihr Gewicht durch exzessiven Sport zusätzlich zu verringern. Manche nehmen auch Abführ- oder Entwässerungsmittel ein, um Gewicht zu verlieren.

Der Wunsch nach immer weiterem Gewichtsverlust und die ständige Gewichtskontrolle bestimmen irgendwann das gesamte Denken und den kompletten Alltag der Betroffenen. Eine Stagnation des Gewichts oder gar eine Gewichtszunahme werten sie als schwere Rückschläge, woraufhin sie ihre Anstrengungen intensivieren.

Untergewicht

Magersüchtige verlieren im Durchschnitt 40 bis 50 Prozent ihres ursprünglichen Gewichts. Nach den klinischen Diagnoserichtlinien gilt bei Erwachsenen ein Body-Mass-Index (BMI) ab 17,5 als Magersucht-Anzeichen. Das sind 15 Prozent weniger als das Normalgewicht. Für Kinder und Jugendliche gelten andere Grenzwerte, da der Body-Mass-Index bei ihnen nicht mit der üblichen Formel berechnet werden kann.

Spricht man Betroffene offen auf ihre Magerkeit an, reagieren sie oft gereizt.

Kachexie: Lebensbedrohliches Untergewicht

Ist die Abmagerung massiv, spricht man auch von einer Kachexie. Bei einem derart ausgepägten Untergewicht sind die Fettreserven des Körpers weitgehend aufgebraucht, und es wurden bereits größere Mengen Muskelmasse abgebaut. Der Körper ist dann extrem geschwächt – ein lebensbedrohlicher Zustand.

Eine Kachexie ist in diesem Stadium von außen sichtbar. Die Knochenkonturen treten stark hervor, die Augen liegen tief, die Wangen wirken hohl. Meist versuchen Patienten, diese typischen Magersucht-Anzeichen zu verbergen. Sie tragen Kleidungsstücke in mehreren Schichten, die den Körper möglichst stark verhüllen.

Verzerrtes Körperbild

Magersüchtige nehmen ihren eigenen Körper verzerrt wahr. Trotz ihres Untergewichts halten sich viele für dick. Von Fachleuten wird dieses Phänomen als Körperschemastörung bezeichnet. Außenstehende können nur schwer nachvollziehen, dass die Betroffenen sich beim Blick in den Spiegel tatsächlich als übergewichtig empfinden.

Weder Beteuerungen von anderen noch objektive Gewichtsmaße wie der BMI können Magersüchtig von ihrem faktischen Untergewicht überzeugen. Die Körperschemastörung ist ein schwerwiegendes Problem, das allein durch professionelle Hilfe über einen längeren Zeitraum überwunden werden kann.

Verzerrtes Körperbild

Ständige Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht

Ein sehr charakteristisches Anzeichen für Magersucht ist die ständige Beschäftigung mit dem eigenen Gewicht und der Ernährung. Magersüchtige Menschen haben panische Angst, zuzunehmen und zu dick zu sein. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie den Appetit verlieren. Vielmehr dreht sich ihre ganzes Denken um die Themen Essen und Diäten. Sie beschäftigen sich intensiv mit Rezepten und kochen gern für andere.

Ständige Kontrolle

Betroffene kennen den Kaloriengehalt der meisten Lebensmittel und achten streng darauf, wie viele Kalorien sie täglich über die Nahrung aufnehmen. Die Magersucht ist letztlich ein Versuch, die Kontrolle über sich und seinen Körper zu behalten.

Das Aushalten und Überwinden des Hungergefühls verbuchen Magersüchtige als Erfolg. Nahrung zu sich zu nehmen, wird irgendwann zur Qual, da Essen für sie Kontrollverlust bedeutet und ein schlechtes Gewissen erzeugt.

Hungern als Normalzustand

Magersüchtige empfinden kein Gewicht als zu niedrig. Das Hungern wird zur Sucht und die Reduktion der Nahrung zu einer Art Wettlauf mit sich selbst. Das Hungergefühl wird zum Normalzustand, das Sättigungsgefühl empfinden sie als unangenehm. Irgendwann ist der Gewichtsverlust so bedrohlich, dass die Patienten in eine Klinik eingewiesen werden müssen.

Übermäßige Leistungsorientiertheit

Magersüchtige sind auffallend oft intelligente und sehr leistungsorientierte Menschen, die versuchen, möglichst alle Aufgaben perfekt zu erledigen. Beim Sport oder in der Schule sind sie besonders ehrgeizig. Vom sozialen Leben ziehen sie sich jedoch immer mehr zurück. Diese selbst gewünschte soziale Isolation ist ein ernst zu nehmendes Warnzeichen.

Stimmungsschwankungen und Depressionen

Sehr häufig leiden Magersüchtige auch unter starken Stimmungsschwankungen und depressiver Verstimmtheit. Diese Magersucht-Symptome können Folge der Mangelernährung und des ständigen inneren Drucks zur Gewichtsabnahme sein. Psychische Störungen, die oft gleichzeitig mit der Magersucht auftreten, sind Depressionen, Angst-, Zwangs- und Suchterkrankungen sowie Persönlichkeitsstörungen.

Körperliche (somatische) Magersucht Symptome

Magersucht schädigt den gesamten Körper. Aufgrund der Mangelernährung reduziert er seinen Energieverbrauch auf das Lebensnotwendige. Davon sind alle Organsysteme betroffen. Daraus erklärt sich die Vielzahl an möglichen körperlichen Folgen von Magersucht:

  • verlangsamter Herzschlag ( Bradykardie ) sowie Herzrhythmusstörungen
  • niedriger Blutdruck (Hypotonie)
  • Verstopfung (Obstipation)
  • Frieren und Unterkühlung (Hypothermie)
  • Mangel an roten und weißen Blutkörperchen sowie an Blutplättchen (Panzytopenie)
  • trockene Haut
  • Haarausfall
  • flaumartige Behaarung (Lanugo-Behaarung) statt normaler Körperbehaarung
  • bei Mädchen/Frauen: Aussetzen der Menstruation (Amenorrhö), Unfruchtbarkeit
  • bei Jungen/Männern: Probleme mit der Potenz
  • sexuelle Lustlosigkeit ( Libidoverlust )
  • Störung des Elektrolyt- und Vitaminhaushalts
  • Abnahme der Knochenmasse ( Osteoporose )
  • Nierenfunktionsstörungen
  • Leberfunktionsstörungen
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Entwicklungsverzögerung bei Kindern und Jugendlichen
  • Hirnschwund (Hirnatrophie)

Hormonelle Störungen

Dass starkes Untergewicht bei Mädchen und Frauen zum Aussetzen der Regelblutung (Amenorrhö) und zum Verlust des sexuellen Verlangens (Libidoverlust) führt, liegt daran, dass Magersucht den Hormonhaushalt stört: Infolge der Mangelernährung kann der Körper bestimmte Hormone nicht mehr ausreichend bilden, was sich unter anderem auf den Menstruationszyklus auswirkt.

Evolutionsbiologisch kann das sinnvoll sein: Eine Frau mit Magersucht wäre gar nicht imstande, ein Kind auszutragen, weshalb der Körper eine Schwangerschaft durch den Mangel an Sexualhormonen verhindert.

Ebenfalls aufgrund hormoneller Störungen leiden auch Jungen und Männer mit Anorexie unter einem Verlust der Libido und häufig auch der Potenz.

Magersucht: Ursachen und Risikofaktoren

Zu den genauen Ursachen von Magersucht gibt es bislang lediglich Vermutungen. Fest steht jedoch, dass die Krankheit Anorexia nervosa nicht auf einen einzigen Auslöser zurückzuführen ist, sondern die Gründe für Magersucht vielfältig sind.

So tragen zur Entstehung der Magersucht sowohl biologische und psychologische als auch soziokulturelle Faktoren bei, die sich gegenseitig verstärken.

Biologische Faktoren

Gestörte stressverarbeitung.

Neuere wissenschaftliche Hypothesen gehen von einer gestörter Stressverarbeitung als zentrale Ursache der Magersucht aus. Solche Störungen können genetische Ursachen haben, bereits durch Einflüsse im Mutterleib angelegt werden oder durch frühe Erfahrungen geprägt oder verstärkt werden. Magersucht beginnt demnach nicht erst, wenn die ersten Symptome auftauchen, sondern viel früher.

Genetische Faktoren

Die Gene scheinen bei Magersucht eine entscheidende Rolle zu spielen. So tritt die Krankheit in manchen Familien gehäuft auf. Auch Zwillingsstudien belegen einen deutlichen Zusammenhang zwischen der genetischen Ausstattung eines Menschen und dem Auftreten der Magersucht.

Bei zweieiigen Zwillingen entwickelt jeder zehnte Magersucht, wenn bereits der andere Zwilling erkrankt ist. Bei eineiigen Zwillingen ist es sogar jeder zweite. Wie genau die Gene das Krankheitsrisiko beeinflussen, ist jedoch unklar.

Gestörter Botenstoffwechsel

Wie bei vielen psychischen Erkrankungen ist der Botenstoffwechsel im Gehirn auch bei Magersüchtigen gestört. Bei ihnen ist unter anderem der Spiegel des Neurotransmitters Serotonin erhöht. Der Botenstoff beeinflusst Essverhalten und Sättigungsgefühl.

In Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Serotonin das Sättigungsgefühl steigert und damit appetitzügelnd wirkt. Ein erhöhter Spiegel könnte es magersüchtigen Menschen also erleichtern, auf Essen zu verzichten.

Serotonin hat aber noch weitere Effekte: Es hebt die Stimmung und löst Glücksgefühle aus. Auch das könnte Menschen mit Magersucht den Essensverzicht erleichtern – oder sogar dazu anspornen. Beide Effekte bestätigen auch Menschen, die über einen längeren Zeitraum fasten, beispielsweise aus religiösen Gründen.

Serotonin könnte also dazu beitragen, das magersüchtige Verhalten aufrechtzuerhalten. Die typischen Symptome der Essstörung wie Angst vor der Gewichtszunahme und die Körperschemastörung lassen sich dadurch aber nicht erklären.

Psychische Ursachen

Wunsch nach kontrolle.

Magersüchtige geben in Gesprächen mit Therapeuten häufig an, dass der Wunsch nach Kontrolle über den eigenen Körper eine der größten Motivationen für das Hungern sei. Dieses Kontrollbedürfnis wird über die strenge Diät ausgelebt.

Psychologen deuten Magersucht als den Ausdruck eines inneren Konfliktes, der anders nicht bewältigt werden kann. In der Wissenschaft gibt es dazu mehrere Theorien, die mögliche Magersucht-Ursachen in der frühen Kindheit beschreiben. Traumatisierende Erlebnisse - beispielsweise die Scheidung der Eltern oder der Tod eines Familienmitglieds - sind häufig genannte seelische Ursachen.

Zu Beginn der Pubertät haben Mädchen das höchste Risiko, an Magersucht zu erkranken. Manche Experten vermuten, dass eine generelle Überforderung in dieser Lebensphase voller Umbrüche eine Magersucht auslösen kann.

Erwachsen zu werden, zur Frau zu werden - das scheint manchen Mädchen bedrohlich. Sie lehnen daher auch den Wandel ihres kindlichen Körpers zu dem einer erwachsenen Frau ab. Der starke Gewichtsverlust hat hier oft die erwünschte Wirkung: Durch das extreme Hungern bleibt oft die Regel aus, und die schmale Figur entspricht eher der eines Kindes als der einer Frau.

Hoher Leistungsanspruch

Magersucht tritt häufiger in Familien der Mittel- und Oberschicht auf. Die Betroffenen sind meistens auffallend intelligente, strebsame und perfektionistische Menschen. Typisch sind extreme Disziplin und eine hoher Anspruch an den eigenen Körper.

Beides entspricht zudem den herrschenden Wertvorstellungen. Bei Magersüchtigen können diese bereits ab dem Kindergartenalter vermittelten Ideale die Erkrankung befeuern.

Schwaches Selbstbewusstsein

Magersüchtige sind zudem oft wenig selbstbewusst. Die scheinbare Kontrolle über den eigenen Körper stärkt das Selbstbewusstsein zunächst – die Patienten fühlen sich selbstsicherer und stärker.

Das Hungern wird auf diese Weise belohnt, und das wiederum verstärkt das essgestörte Verhalten. Kommen in dieser schwierigen Lebenssituation auch noch belastende Faktoren hinzu (z.B. eine problematische Beziehung zu den Eltern, Scheidung der Eltern, Spannungen im Freundeskreis, ein Umzug), kann das eine Anorexie auslösen.

Soziologische Ursachen

Magersucht als druckmittel.

Die Weigerung, zu essen, kann in Konfliktsituationen auch als Machtinstrument gegenüber den Eltern verwendet werden. Dass sich Eltern Sorgen um ihr hungerndes Kind machen, bemerkt das Kind schnell. Gleichzeitig kann die Nahrungsaufnahme von den Eltern aber kaum erzwungen werden.

Das Kind erreicht so eine Machtposition, aus der es die Eltern unter Druck setzen kann. Nahrungsverweigerung als Druckmittel ist vor allem zu beobachten, wenn in der Familie viele ungeklärte Konflikte bestehen. Sie ist aber nur eine von vielen möglichen Magersucht-Ursachen.

Westliches Schönheitsideal

Das westliche Schönheitsideal propagiert derzeit unnatürlich schlanke Körper. Der Druck schlank zu sein, wird durch sehr dünne Vorbilder aus den Medien verstärkt. Das Gewicht von Models liegt unterhalb des Normalgewichts. Durch dieses verzerrte Körperideal gewinnen Kinder und Jugendliche ein unrealistisches Bild davon, wie dünn oder dick ein Mensch normalerweise ist.

Andauernde Hänseleien und negative Kommentare über die Figur können vor dem Hintergrund dieses allgemeinen "Schlankheitswahns" eine Magersucht auslösen. Umgekehrt erntet heute jeder Lob und Bewunderung, wenn er abgenommen hat. Eine Diät ist dann häufig die "Einstiegsdroge" in die Magersucht.

Da Frauen stärker nach ihrem Aussehen beurteilt werden als Männer, sind sie dem Schönheitsideal noch stärker ausgesetzt. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb Frauen so viel häufiger an Magersucht erkranken als Männer. Doch auch bei Männern rückt das äußere Erscheinungsbild immer mehr in den Vordergrund. Auch sie sind inzwischen zunehmend von Anorexie betroffen.

Magersucht: Untersuchungen und Diagnose

Bei einem Verdacht auf Magersucht ist der Kinder- oder Hausarzt ein guter erster Ansprechpartner. Er kann zunächst das Ausmaß der Gefährdung einschätzen, indem er den Patienten untersucht und Blutwerte bestimmt.

Ein typisches Merkmal der Magersucht ist die fehlende Krankheitseinsicht. Vielfach ist es daher nicht der Betroffene selbst, der ärztliche oder psychologische Hilfe sucht, sondern es tun dies Angehörigen, die sich Sorgen machen.

Anamnesegespräch

Am Anfang jeder ärztlichen oder psychologischen Beratung steht die Anamnese : Im Gespräch berichtet der Patient von seiner persönlichen Magersucht-Geschichte, eventuellen körperlichen Beschwerden und Vorerkrankungen. Bei Verdacht auf Magersucht könnte der Arzt beispielsweise folgende Fragen stellen:

  • Fühlen Sie sich zu dick?
  • Wie viel wiegen Sie?
  • Wie stark haben Sie in den letzten vier Wochen an Gewicht verloren?
  • Versuchen Sie, absichtlich Ihr Gewicht zu senken, beispielsweise durch übermäßigen Sport oder durch unzureichende Ernährung?
  • Was ist Ihr Wunschgewicht?
  • (bei Mädchen/Frauen:) Ist die Regelblutung ausgeblieben?
  • Haben Sie sonstige körperliche Beschwerden wie Schwäche, Schwindel oder Herzstolpern ?

Körperliche Untersuchung

Im Anschluss an das Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. Dabei verschafft sich der Arzt einen generellen Überblick über den körperlichen Allgemeinzustand. Unter anderem wird er dabei das Herz und den Bauch mit dem Stethoskop abhören.

Außerdem misst er Körpergewicht und Körpergröße des Betroffenen, um den Body-Mass-Index zu bestimmen – als objektives Maß des Untergewichts. Untergewicht beginnt bei einem BMI von unter 17,5. Der BMI anorektischer Menschen liegt oft weit darunter.

Blutuntersuchungen

Wichtige Informationen über den körperlichen Allgemeinzustand erhält der Arzt außerdem durch die Bestimmung verschiedener Blutwerte. So lassen sich mittels Blutuntersuchung beispielsweise die Funktion der Leber und der Nieren sowie die Blutbildung überprüfen und gefährliche Störungen im Salzhaushalt (Elektrolythaushalt) erkennen.

Weitere ärztliche Untersuchungen

Die Mangelernährung kann jedes Organsystem des Körpers schädigen. Daher hängt es von den konkreten Beschwerden ab, welche weiteren Untersuchungen der Arzt noch durchführt.

Psychologische Untersuchungen

Magersucht ist eine seelische Erkrankung. Für die Diagnose sind daher die psychischen Symptome entscheidend. Sie werden in Form verschiedener Fragebögen und klinischer Interviews erfasst.

„Eating Disorder Inventory“ (EDI)

Ein professioneller Fragenkatalog zu Essstörungen wie Magersucht und Bulimie ist das "Eating Disorder Inventory" (EDI) von Garner. Das aktuelle EDI umfasst 91 Fragen, die typische psychologische Charakteristika von Magersucht und Bulimie-Patienten erfassen. Sie lassen sich in elf Kategorien unterteilen:

  • Schlankheitsstreben – z. B.: "Ich habe fürchterliche Angst, zuzunehmen."
  • Bulimie – z. B.: "Ich stopfe mich mit Essen voll."
  • Unzufriedenheit mit dem Körper – z. B.: "Ich denke, meine Hüften sind zu breit."
  • Selbstzweifel: "Ich halte nicht viel von mir."
  • Perfektionismus – z. B.: "Nur Bestleistungen sind in meiner Familie gut genug."
  • Misstrauen – z. B.: "Es fällt mir schwer, meine Gefühle anderen gegenüber auszudrücken."
  • Interozeptive Wahrnehmung – z. B.: "Ich habe Gefühle, die ich kaum benennen kann."
  • Angst vor dem Erwachsenwerden – z. B.: "Ich wünschte, ich könnte in die Geborgenheit der Kindheit zurückkehren."
  • Askese – z. B.: "Meine körperlichen Bedürfnisse sind mir peinlich."
  • Impulsregulation und soziale Unsicherheit - z.B.: "Ich erlebe erhebliche Stimmungsschwankungen."

Diagnostische Interviews

Psychotherapeuten setzen zur Diagnosestellung häufig das Diagnostische Interview für psychische Störungen (DIPS) oder das Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV (SKID) ein. Mit ihnen lassen sich sowohl Essstörungen als auch andere psychiatrische Erkrankungen feststellen.

Dazu stellt der Psychotherapeut Fragen, die der Patient frei beantwortet. Die Antworten klassifiziert der Therapeut mit einem Punktesystem.

Diagnosekriterien der Magersucht

Die Diagnose Magersucht erfolgt, wenn die folgenden vier Symptome vorliegen:

  • Untergewicht (mindestens 15 Prozent unter dem Normalgewicht)
  • selbst herbeigeführter Gewichtsverlust
  • Körperschema-Störung
  • Störungen im Hormonhaushalt (endokrine Störungen)

Magersucht-Test zur Selbstbeurteilung

Der bekannteste Magersucht-Test zur Selbstbeurteilung ist der "Eating Attitude Test" (EAT) von Garner und Garfinkel. Der EAT umfasst 26 Aussagen zum Essverhalten sowie zur Haltung bezüglich Figur und Gewicht. Sie werden auf einer Skala von "immer“ bis "nie" beantwortet.

Beispiele für Aussagen im EAT sind:

  • "Ich vermeide zu essen, auch wenn ich hungrig bin."
  • "Ich vermeide besonders Nahrung mit vielen Kohlenhydraten."
  • "Andere Menschen finden mich zu dünn."
  • "Ich habe das Bedürfnis, mich zu übergeben, wenn ich gegessen habe."
  • "Ich bin besessen davon, dünner zu werden."

Magersucht-Tests im Internet

Auch Selbsttests im Internet fragen typische Denkmuster und Verhaltensweisen bei Essstörungen ab. Solche Online-Tests auf Magersucht können eine ärztliche oder psychologische Untersuchung nicht ersetzen, können aber eine erste Orientierung liefern, ob das Essverhalten gestört ist.

Magersucht: Behandlung

Magersucht ist mehr als ein außer Kontrolle geratenes Schönheitsideal. Sie ist eine sehr ernst zu nehmende und lebensbedrohliche Krankheit, die fast immer professioneller Behandlung bedarf.

Die wichtigsten Ziele der Magersucht-Behandlung sind:

Normalisierung des Gewichts

  • Veränderung des Essverhaltens
  • Wiederherstellung einer normalen Wahrnehmung des Körpers
  • Therapie individueller und familiärer Probleme

Magersucht geht sowohl mit körperlichen als auch mit seelischen Symptomen einher. Aus diesem Grund erfolgt die Behandlung meist in Zusammenarbeit eines multiprofessionellen Teams. Zu einem solchen Team gehören Ärzte, Psychologen, Diätassistenten und gegebenenfalls noch weitere Spezialisten.

Stationäre Behandlung

Magersüchtige Menschen können ambulant, stationär oder teilstationär betreut werden. Meist ist jedoch eine stationäre Behandlung in einer auf Magersucht spezialisierten Klinik notwendig.

Das gilt besonders für Patienten mit einem Körpergewicht von weniger als 75 Prozent des Normalgewichts, einer lebensbedrohlichen körperlichen Verfassung oder Suizidgefahr aufgrund von Depressionen. Ziel ist eine langfristige Verhaltensänderung und nicht nur eine kurzzeitige Gewichtserhöhung.

Zu Beginn der Behandlung wird in der Regel das individuelle Zielgewicht festgelegt. Für einen erfolgreichen Therapieverlauf sollten die Patienten zwischen 500 und 1000 Gramm pro Woche zunehmen.

Zudem wird ein Therapieplan erstellt, der auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist. Ein wichtiger Teil der Therapie, ist die Kontrolle des erreichten Gewichts. Patienten, die vor dem Erreichen des Normalgewichts die Klinik verlassen, sind nämlich laut Studien stärker gefährdet, wieder rückfällig zu werden.

Ein starkes Untergewicht und der damit verbundene Elektrolytmangel (zum Beispiel von Kalium oder Natrium ) erfordern im Notfall eine künstliche Zwangsernährung, um die Patienten am Leben zu erhalten.

Normal essen lernen

Magersüchtige müssen einen normalen Umgang mit Essen erst wieder erlernen. Daher sind Ernährungsberatung, Kochkurse, das Einkaufen von Lebensmitteln und ein individueller Essensplan in vielen Kliniken Teil des Programms.

Um die Patienten zum Essen zu motivieren, wird auch mit operanter Konditionierung gearbeitet. Das bedeutet, dass erwünschtes Verhalten - in diesem Fall das Essen – belohnt oder Nichteinhaltung bestraft wird. Eine Belohnung oder Bestrafung kann zum Beispiel die Erlaubnis bzw. das Verbot von Besuch sein.

Psychotherapie

Besonders erfolgreich für die Behandlung von Magersucht scheint die "fokale psychodynamische Therapie". Diese Weiterentwicklung der Psychoanalyse wurde speziell auf Menschen mit Anorexie zugeschnitten. Sie behandelt die Ursachen der Magersucht und hilft den Patienten bei der Bewältigung des Alltags.

Im Mittelpunkt steht hier der Umgang mit Emotionen. Dabei werden vor allem die individuellen Auslöser für diese Krankheit ergründet. Ohne die seelischen Wurzeln der Erkrankung zu behandeln, ist die Gefahr eines Rückfalls sehr hoch.

Daher gehören zur Behandlung der Magersucht regelmäßige psychotherapeutische Stunden in Einzel- und/oder Gruppensitzungen. In diesen Sitzungen wird auch an der Festigung eines realistischen Körperbildes gearbeitet.

Gruppentherapie

Die Gruppentherapie ist eine sinnvolle Hilfe bei Magersucht. Die Patienten können ihre Erfahrungen mit anderen Betroffenen austauschen und sehen, dass sie mit dem Problem nicht allein sind.

Familientherapie

Vor allem bei jungen Patienten kann eine Familientherapie sehr wirksam sein, weil die Magersüchtigen für die Heilung die Unterstützung der Familie benötigen.

Die Familienmitglieder sind mit der Krankheit häufig überfordert. Eine gute Anleitung und ein Ansprechpartner für die Familie helfen sowohl dem Patienten, sich zu Hause zurechtzufinden, als auch den Familienmitgliedern, mit der Situation umzugehen.

Medikamente

Bisher gibt es kein Medikament, das die Gewichtszunahme erfolgreich unterstützt. In vielen Fällen treten neben der Magersucht aber noch weitere psychische Störungen auf, zum Beispiel eine Depression oder Zwangsstörungen. Diese Störungen können unter anderem mit Medikamenten behandelt werden.

Fehlende Krankheitseinsicht

Da Menschen mit Magersucht häufig keine Krankheitseinsicht haben, sind viele Erkrankte nicht in Behandlung.

Bei akuter Lebensgefahr und fehlender Behandlungsbereitschaft können Patienten aber auf richterliche Anordnung auch gegen ihren Willen in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

Magersucht: Verlauf und Prognose

Eine Anorexia nervosa kann individuell sehr unterschiedlich verlaufen. Grundsätzlich gilt: Je jünger die Patienten sind, desto besser sind die Heilungschancen. Außerdem hängt die Prognose auch maßgeblich davon ab, wie niedrig das Gewicht ist, wie lange der Patient schon magersüchtig ist und welche körperlichen und mentalen Ressourcen er hat. Zudem ist die Unterstützung des sozialen Umfelds und vor allem der Familie ist extrem wichtig für die Genesung der Magersüchtigen.

Nicht jeder wird geheilt

Ein Teil der Magersüchtigen kann nicht vollständig geheilt werden. Man geht davon aus, dass die Hälfte der Magersüchtigen lebenslang mit der Krankheit zu kämpfen hat. Auch nach einer Gewichtsnormalisierung hält bei vielen Betroffenen die verzerrte Einstellung zu Gewicht und Figur an.

Wechsel zu Bulimie

Ungefähr 20 Prozent der Betroffenen entwickeln – ausgehend von der Magersucht – eine andere Essstörung: Bulimie (Ess-Brech-Sucht). Hierbei handelt es sich um eine Essstörung, bei der in Heißhungerattacken viel Nahrung aufgenommen und gleich darauf wieder erbrochen wird.

Körperliche und seelische Langzeitfolgen

Es ist nicht überraschend, dass eine Magersucht, die bereits in der Kindheit oder der frühen Jugend beginnt, besonders gravierende Folgen hat: Erhebliche Entwicklungsverzögerungen, sowohl körperlich als auch geistig, sind eine typische Folge der Mangelernährung. Der Eintritt der Pubertät verzögert sich, und das Wachstum ist gestört.

Die körperlichen Auswirkungen der Magersucht sind oft schwerwiegend, denn die Mangelernährung schädigt sämtliche Organe. Nicht immer erholt sich der Körper davon vollständig.

Lebensgefahr

Magersucht ist eine sehr gefährliche psychische Erkrankung. Bei einem Teil der Patienten endet die Krankheit tödlich – entweder wegen der massiven Mangelerscheinungen oder aufgrund von Suizid als Folge der begleitenden Depression.

Die Genesung ist ein langwieriger Prozess mit Fort-, aber oft auch mit Rückschritten. Auch nach einem Klinikaufenthalt ist eine längere therapeutische Betreuung notwendig. Aber die gute Nachricht ist: Die Anstrengung lohnt sich.

Magersucht: Was ist "Pro Ana"?

"Pro Ana" ist eine Bewegung im Internet, die Magersucht (Anorexia nervosa) nicht als Krankheit begreift, sondern als selbst gewählten Lebensstil verherrlicht. Auf den entsprechenden Internetseiten tauschen sich vor allem Mädchen darüber aus, wie sie noch weiter abnehmen können, um ihrem "idealen Körperbild" zu entsprechen. Trotz der drohenden Lebensgefahr stacheln sich die jungen Menschen gegenseitig dazu an, so wenig wie möglich zu essen.

Die Bewegung "Pro Ana" entstand in den USA und breitete sich von dort auch nach Europa aus. "Ana" steht für Anorexie (Magersucht), "pro" verdeutlicht das Bekenntnis zur Magersucht.

Magersüchtige, die "Pro Ana"-Seiten aufsuchen, sind sich darüber bewusst, dass sie unter die Diagnose Anorexie fallen. Sie wollen aber nicht von ihrer Magersucht geheilt werden, sondern vielmehr noch dünner werden. Den magersüchtigen Körper verstehen sie als erstrebenswertes Schönheitsideal – eine lebensgefährliche Haltung.

Der Zugang zu diesen Internetseiten ist häufig nur mit einem Passwort möglich. Besonders strenge "Pro Ana"-Foren lassen Personen vor der Aufnahme in die Online-Community eine Art Bewerbungsverfahren durchlaufen, um unerwünschte Gäste zu vermeiden.

Die "Pro Ana"-Internetseiten haben regen Zulauf. Schätzungen zufolge besuchen 40 Prozent aller Jugendlichen mit Magersucht "Pro Ana"- Seiten.

Entsprechende Internetseiten gibt es auch für Bulimie. Diese werden als "Pro-Mia" bezeichnet. Bulimie ist, wie die Anorexie, eine Essstörung. Im Unterschied zu Magersüchtigen leiden Bulimiker an Fress- und Brechattacken.

Religionsartige Prägung

Magersucht wird auf "Pro Ana"-Seiten ähnlich einer Religion praktiziert. Man findet auf solchen Seiten beispielsweise zehn Gebote der Magersucht: "1. Wenn ich nicht dünn bin, bin ich nicht attraktiv. 2. Dünn sein ist wichtiger als gesund sein. 3. Ich muss alles tun, um dünner auszusehen", etc..

Zudem gibt es ein Glaubensbekenntnis, das die krankhafte Weltsicht von Magersüchtigen verdeutlicht ("Ich glaube an eine Welt, die nur aus Schwarz und Weiß besteht, an den Verlust von Gewicht, das Vergeben von Sünden, die Ablehnung des Fleisches und an ein Leben voller Hunger.").

Fotos von Magervorbildern

Die "Pro Ana"-Seiten werden auch genutzt, um Fotos von stark abgemagerten Schauspielern und anderen Prominenten zu zeigen. Teilweise laden die Magersüchtigen auch Fotos ihres eigenen Körpers hoch. Die an Magersucht Erkrankten teilen ihre täglichen "Erfolge" mit und berichten, wie viel sie abgenommen und wie wenig Nahrung sie zu sich genommen haben. Das Zunehmen von Gewicht gilt als Versagen.

Anonymer Austausch und gegenseitige Bestärkung

Der anonyme Kontakt im Internet ermöglicht den Magersüchtigen, sich uneingeschränkt auszutauschen. Problematisch ist dabei, dass sich die Anorektiker durch andere Magersüchtige in ihrem Verhalten bestätigt fühlen.

Der Austausch unter Gleichgesinnten erzeugt ein Wir-Gefühl. Die Anhänger der Bewegung fühlen sich als außergewöhnliche Menschen, die stark genug sind, dem Hungergefühl zu widerstehen und ihren Körper zu kontrollieren.

Es entsteht zudem ein starker Konkurrenzdruck unter den Anhängern. Jeder möchte noch dünner sein als die anderen und beweisen, wie willensstark er ist.

Zudem erhalten Magersüchtige Informationen, wie sie die Krankheit vor ihren Eltern verheimlichen und noch schneller abnehmen können. Es werden auch Tipps gegeben, wie man Gewichtsmessungen beim Arzt verfälschen kann.

Schutzmaßnahmen

Diese Aufrechterhaltung der Erkrankung hat schwere gesundheitliche Auswirkungen und kann tödlich enden. Seit einigen Jahren prüfen verschiedene Initiativen (z.B. jugendschutz.net) "Pro Ana"-Seiten und haben einige davon bereits sperren lassen. Es ist jedoch schwierig, das Angebot im Internet zu kontrollieren – auch, weil immer wieder neue Seiten entstehen.

Inzwischen gibt es auch App-Versionen von "Pro Ana" für das Handy. Der Austausch per Handy kann überhaupt nicht kontrolliert werden. Magersüchtige können damit rund um die Uhr Kontakt halten. Der Druck, nicht zu essen, besteht somit Tag und Nacht.

Pro Ana verbieten?

Es gab ausführliche Debatten darüber, ob "Pro Ana"-Internetseiten verboten werden sollten. Für das Verbot der "Pro Ana"-Seiten spricht die Gefahr, dass

  • an Magersucht erkrankte Menschen durch die Inhalte dazu motiviert werden, die Essstörung aufrechtzuerhalten bzw. zu verschlimmern
  • die Seiten einen Schlankheitswettbewerb schaffen und ungesunde Methoden fördern, um Gewicht zu reduzieren
  • die Magersucht als ein positiver Lebensstil dargestellt und die Disziplin, zu Hungern wie eine Religion verherrlicht wird

Besucher der "Pro Ana"-Seiten haben dagegen argumentiert, dass sie das Recht haben, sich mit anderen auszutauschen, denen es ebenso ergeht wie ihnen selbst.

Zweifellos benötigen Menschen, die der "Pro Ana"-Bewegung folgen, dringend psychologische und ärztliche Hilfe. Es ist jedoch nicht möglich, den Austausch der Mitglieder zu unterbinden. Es ist auch fraglich, ob ein Verbot den erwünschten Effekt bringen oder vielmehr der Magersucht -Bewegung noch einen stärkeren Reiz geben würde.

Autoren- & Quelleninformationen

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.

Julia Dobmeier

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung: "Erfolgreiche Forschung zur Magersucht", Pressemitteilung: 027/2014 vom 03.04.2014
  • Infoportal des Berufsverbands der Frauenärzte: "Bei Essstörungen gibt es viele Anlaufstellen die Hilfe bieten", Meldung vom 30.06.2021, unter: www.frauenaerzte-im-netz.de
  • Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): "Was sind Essstörungen?" unter: www.bzga-essstoerungen.de (Abruf: 04.08.2021)
  • Jacobi, C. et al: Anorexia und Bulimia nervosa: Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsprogramm, 4. Auflage, Beltz 2016
  • Renneberg, B. et al.: Einführung Klinische Psychologie, Ernst Reinhardt Verlag, 1. Auflage 2009
  • S3-Leitlinie "Diagnostik und Behandlung der Essstörungen" der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) et al. (Stand: 2018)

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Magersucht (Anorexie): Symptome erkennen und behandeln

Menschen jeden Alters und Geschlechts können von einer Magersucht betroffen sein. Wird sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt, drohen schwere körperliche Folgen wie Mangelerscheinungen. Nicht selten verläuft die Essstörung tödlich. Welche Symptome typisch sind und wie die Anorexie behandelt wird.

Anorexie: Wie wird eine Magersucht behandelt?

Magersucht: Was ist das und wer ist betroffen?

Fachsprachlich wird die Magersucht auch als Anorexia nervosa oder Anorexie bezeichnet, sie gehört zusammen mit der Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und der Binge-Eating-Störung zu den häufigen Essstörungen im Jugend- und Erwachsenenalter. Zentral für die psychische Erkrankung ist der absichtlich herbeigeführte starke Gewichtsverlust, der häufig in massivem Untergewicht resultiert und im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Mangelernährung nach sich ziehen kann.

Frauen und Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen und Männer. In vielen Fällen tritt die Essstörung bereits in der frühen Jugend auf, manchmal auch schon bei Kindern.

Magersucht: Typische Symptome

Menschen mit Magersucht haben große Angst vor einer Gewichtszunahme und kontrollieren ihr Gewicht sowie ihre Nahrungsaufnahme stark. Auch die ständige Beschäftigung mit Essen ist typisch und dominiert den Alltag anorektischer Menschen. Nicht selten backen und kochen Menschen mit der Krankheit gerne für andere und beschäftigen sich viel mit der Zubereitung von Lebensmitteln.

Oftmals geht die Anorexie zudem mit einer verzerrten Körperwahrnehmung einher: Menschen mit Magersucht fühlen sich auch nach einem starken Gewichtsverlust und mit gefährlichem Untergewicht häufig noch zu dick. Fachleute sprechen dann auch von einer Körperschemastörung (Dysmorphophobie).

Gewichtsverlust und Untergewicht

Selbst wenn bereits Untergewicht besteht, nehmen Menschen mit Magersucht oft noch weiter ab und empfinden ihren Körper als zu dick. In anderen Fällen sehen Betroffene zwar, dass der Körper zu dünn ist, streben allerdings trotzdem ein niedrigeres Gewicht an.

Die Maßnahmen zum Abnehmen können sehr verschieden sein, darunter:

  • Zwanghaftes Kalorienzählen und drastisch reduzierte Nahrungszufuhr
  • Beschränkte Mahlzeiten (etwa nur eine am Tag)
  • Reduktion der Portionsgrößen
  • Konsum von Diätprodukten
  • Trinken großer Wassermengen vor der Mahlzeit zur Appetitzügelung
  • Missbrauch von Drogen und Substanzen zur Appetitzügelung (wie Nikotin)
  • „Verbotene“ Lebensmittel (hochkalorische, fettige oder süße Speisen) werden nicht verzehrt
  • Einnahme von Abführmitteln (Laxantien) und entwässernden Tabletten ( Diuretika )
  • Exzessive sportliche Betätigung zum Verbrennen von Kalorien

Auch Erbrechen sich Menschen mit Magersucht teilweise nach dem Essen. Von einer Bulimie unterscheidet sich die Störung in dem Sinne, dass Menschen mit der Essbrechsucht zunächst in einem Essanfall sehr große Mengen zu sich nehmen und diese dann wieder erbrechen. Bei einer Magersucht wird kaum etwas gegessen, aber teilweise wieder erbrochen.

Bei einer typischen Anorexia nervosa liegt das Gewicht rund 15 Prozent unter dem zu erwartenden Gewicht in Bezug auf die Körpergröße, der Body-Mass-Index (BMI) liegt also bei unter 17,5. Zudem ist aufgrund des niedrigen Gewichts meist der Hormonhaushalt gestört: Bei Frauen kommt es etwa zum Ausbleiben der Periode ( Amenorrhoe ). Auch eine verminderte Libido und bei Männern Potenzstörungen sind möglich.

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Kontrolle spielt zentrale Rolle

Magersucht bedeutet permanente Disziplin und Kontrolle. Dies gilt als zentraler Faktor der Erkrankung. Anorektische Personen kontrollieren ständig ihr Essen, Trinken, ihren Kalorienverbrauch und ihr Gewicht.

Auch wird der Körper bei einer Magersucht oftmals von Betroffenen stark untersucht und kontrolliert. Das von Fachleuten als "Body Checking" bezeichnete Verhalten, äußert sich etwa durch:

  • Ständiges Wiegen (mehrmals am Tag)
  • Ausmessen von Bein-, Taillen-, Brust- und Hüftumfang
  • Eingehendes Betrachten im Spiegel oder auf Fotos

Menschen mit Magersucht haben oft große Angst vor Kontrollverlust und Essattacken, die nicht selten auch zum Krankheitsbild gehören. In solchen Episoden essen Betroffene anfallsartig mehr als üblich. Die Kontrolle setzt in diesen Zeiträumen aus und teilweise werden enorm große Mengen Nahrung aufgenommen, in manchen Fällen auch für gesunde "normale" Mengen. Patient*innen mit einer lang bestehenden Essstörung planen diese Essanfälle oftmals genau und kaufen gezielt dafür ein. Essanfälle sind auch typisch für Bulimie, die Essstörungen überschneiden sich in vielerlei Hinsicht.

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Betroffene hungern sich bei einer Magersucht zum Untergewicht herunter – und halten sich immer noch für zu dick. Sind auch Sie von der Essstörung betroffen?

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Darüber hinaus haben Menschen mit Anorexie oft Angst, dass Außenstehende das problematische Essverhalten bemerken. Um die Kontrolle zu behalten, meiden Menschen mit der Essstörung häufig soziale Anlässe, bei denen gegessen wird. Auch kommt es vor, dass Essen in Gesellschaft vorgetäuscht, also etwa gekaut und wieder ausgespuckt, wird. Damit bestimmt die Magersucht das ganze Leben erkrankter Personen.

Atypische Anorexie: Essstörung ohne Untergewicht

Menschen mit einer atypischen Magersucht leiden unter denselben psychischen Symptomen wie Patient*innen mit dem klassischen Störungsbild, ohne dass ein starkes Untergewicht vorliegt. Auch sie kontrollieren ihr Essen und nehmen zu wenig Kalorien zu sich. Es besteht allerdings Normalgewicht, teilweise auch leichtes Übergewicht . Das Ausbleiben der Periode ist eher selten. Oftmals wurde schon viel Gewicht verloren, das Anfangsgewicht war aber sehr viel höher, sodass der Gewichtsverlust von Außenstehenden als gesund angesehen und mit Komplimenten gewürdigt wird.

Trotzdem sind diese Menschen psychisch schwer krank und haben einen hohen Leidensdruck. Die atypische Anorexie wird aufgrund des eher normalen Körpergewichts häufig erst spät erkannt, sie kann die seelische und körperliche Gesundheit allerdings stark beeinträchtigen und eine Mangelernährung zur Folge haben.

Folgen einer Magersucht: Gefährliche Mangelernährung

Zu Beginn der Erkrankung empfinden Betroffene in vielen Fälle Freude und Euphorie über den Gewichtsverlust und die Kontrolle über den Körper. Im Verlauf schlägt dies meist um: Gleichgültigkeit und eine depressive Verstimmung sind keine Seltenheit. Auch soziale Isolation ist im Verlauf typisch. Menschen mit Magersucht haben ein sehr hohes Suizidrisiko, dieses ist etwa 18-mal höher als bei gesunden Personen.

Dazu kommen weitere Symptome und Folgen der mangelnden Nahrungsaufnahme, darunter:

  • Müdigkeit
  • Gereiztheit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Ständiges Frieren
  • Verminderter Herzschlag ( Bradykardie )
  • Herzrhythmusstörungen
  • Allgemeine Kreislaufprobleme
  • Osteoporose
  • Hirnatrophie ( Gehirn "schrumpft")
  • Verminderte kognitive Leistungsfähigkeit
  • Haarausfall
  • Trockene, juckende Haut

Zudem kann sich eine flaumartige Behaarung am Körper bilden. Fachleute sprechen auch von Lanugobehaarung, diese feinen Härchen sind üblichen beim Fötus im Mutterleib.

Wird der Gewichtsverlust durch häufiges Erbrechen herbeigeführt, so können eine entzündete Speiseröhre und im schlimmsten Fall Speiseröhrenkrebs die Folge sein. Auch schädigt der saure Magensaft die Zähne, es drohen Karies und sogar Zahnverlust.

Darüber hinaus drohen weitere schwerwiegende Organschäden, etwa Herz- und Niereninsuffizienz. Auch Unfruchtbarkeit ist eine Folge.

Magersucht: Welche Ursachen liegen der Essstörung zugrunde?

Die genaue Ursache für die Entstehung einer Essstörung wie der Magersucht ist bislang nicht geklärt, allerdings bedingen einige Risikofaktoren die Entstehung der Erkrankung.

Die Forschung zeigt unter anderem, dass eine Tendenz zur Magersucht vererbbar ist, daneben spielt die Familie im Hinblick auf Sozialisation und Erziehung eine große Rolle. Eine hohe Leistungserwartung und Konflikte im Elternhaus sowie der Umgang mit Essen in Kindheit und Jugend zu Hause können somit mögliche Auslöser sein.

Darüber hinaus spielt die Persönlichkeit eine Rolle: Es zeigt sich, dass Menschen mit Anorexie häufig ein eher niedriges Selbstwertgefühl haben. Außerdem sind Patient*innen oftmals intelligent und neigen zu Perfektionismus.

Auch sexueller und körperliche Missbrauch erhöhen das Risiko für eine Essstörung wie eine Magersucht.

Magersucht beginnt oft in der Pubertät

Mit Einsetzen der Pubertät verändern sich Körper und Psyche. Vielen Jugendlichen fällt es schwer, den sich verändernden Körper anzunehmen und ein positives Verhältnis zu Körper und der eigenen Sexualität aufzubauen. Magersucht beginnt häufig im frühen Jugendalter und ist an diese Entwicklungen geknüpft: Zu Beginn versuchen Patient*innen abzunehmen, um den pubertätsbedingten Entwicklungen wie dem Brustwachstum entgegenzuwirken. Stark gefährdet zur Ausbildung einer Anorexie sind Mädchen, die besonders früh in die Pubertät kommen. Die Unterstützung von Eltern und pädagogischem Personal ist in solchen Fällen besonders gefragt.

Medien, Magersucht und Körperwahrnehmung

Von Bedeutung für die Entstehung der Essstörung – vor allem bei Frauen – sind auch kulturelle Schönheitsnormen: Seit Jahrzehnten gilt in westlichen Kulturen für Frauen ein schlanker Körper als Schönheitsideal. Werbung und Medien geben hier ästhetische Richtwerte vor, die erheblichen subjektiven und sozialen Druck bewirken können. Auch die Verwendung von Fotobearbeitungsprogrammen und sogenannten "Filtern" kann für unerreichbare Ideale und einem negativen Selbstwertgefühl bei Nichterfüllung sorgen und somit die Entstehung von Essstörungen begünstigen.

Unbekannte Frau isst Salat mit Nüssen und trinkt Wasser

Wird gesundes Essen zum Zwang, spricht man von der Essstörung Orthorexie. Doch wo verläuft die Grenze zwischen gesunder Ernährung und zwanghafter Kontrolle der verspeisten Lebensmittel? Machen Sie den Test zu Ihrem Orthorexie-Risiko! Achtung: Der Test liefert lediglich Hinweise und ersetzt keine ärztliche Diagnose!

Magersucht: Diagnose und Anlaufstellen bei Anorexie

Erste Anlaufstelle kann eine hausärztliche oder psychiatrische Praxis sowie eine Beratungsstelle für Essstörungen sein, die dann gegebenenfalls weiter an zuständige Adressen verweist.

Zu Beginn der Diagnostik steht in der Regel ein Gespräch. Bei der Anamnese werden psychische und körperliche Vorerkrankungen sowie Symptome und Dauer der Beschwerden genau erhoben. Bei Verdacht auf Magersucht folgen weitere Maßnahmen.

Eine gründliche körperliche Untersuchung gehört fest zur Diagnose der Krankheit, nur so können andere Ursachen für den Gewichtsverlust ausgeschlossen werden. Dazu werden unter anderem Blutwerte bestimmt, darunter:

  • Schilddrüsenwerte
  • C-reaktives Protein ( CRP )
  • Verschiedene Elektrolyte ( Eisen , Kalzium, Magnesium )
  • Nierenwerte ( Kreatinin )

Auch erfolgt in der Regel eine gründliche Untersuchung des Herzens. Dann führen Ärzt*innen etwa ein Elektrokardiogramm ( EKG ) durch. Ein Ultraschall des Brustkorbs kann Veränderungen des Organs aufdecken. Zudem werden Blutdruck und Puls gemessen. Bei Verdacht auf Osteoporose erfolgt eine Knochendichtemessung.

Sind andere Krankheiten als Ursache für das Untergewicht ausgeschlossen, werden Betroffene noch einmal ausführlich befragt, manchmal zusätzlich auch Angehörige. Im Falle von Kindern und Jugendlichen kann auch eine Befragung der Eltern oder Erziehungsberechtigten sinnvoll sein.

Zudem sind oftmals standardisierte Fragebögen im Einsatz, die bei der genauen Diagnosestellung helfen. Ist die Diagnose "Anorexia nervosa" gesichert, können trotzdem noch weitere Untersuchungen notwendig sein. Dabei werden etwa die Entwicklung der Essstörung, psychische Begleiterkrankungen sowie das psychische und soziale Wechselspiel innerhalb der Familie der Betroffenen erfasst.

Therapie bei Magersucht: Wie lässt sich Anorexie behandeln?

Die Behandlung richtet sich nach dem aktuellen körperlichen Zustand der Betroffenen. In der Regel sind mehrere Fachrichtungen und Fachleute an der Behandlung beteiligt, darunter:

  • Psychiatrische Fachärzt*innen
  • Psychotherapeut*innen
  • Körpertherapeut*innen
  • Ernährungsberater*innen

Je schneller die Behandlung einsetzt, desto besser. Ist die Essstörung einmal chronisch geworden, so stehen die Heilungschancen schlechter.

Fallabhängig kann die Therapie

  • stationär (Klinikaufenthalt)
  • teilstationär (Tagesklinik)
  • ambulant (Regelmäßige Therapietermine außerhalb der Klinik)

erfolgen. In den meisten Fällen ist eine Kombination aus stationärer/teilstationärer Behandlung und einer weiterführenden ambulanten Psychotherapie sinnvoll. Bewährt hat sich vor allem die Verhaltenstherapie.

Bei einem sehr niedrigen Ausgangsgewicht ist zunächst wichtig, das Gewicht in einen unkritischen Bereich zu bringen und zu halten. In lebensbedrohlichen Fällen und bei gleichzeitiger Verweigerung der Nahrungsaufnahme ist eine Ernährung über eine Magensonde notwendig.

Ansonsten ist es wichtig, die psychischen Leiden zu lindern und eine gesunde Einstellung zu Essen und dem körperlichen Erscheinungsbild herzustellen. Ziel sollte sein, langfristig ein gesundes Körpergewicht zu erzielen und zu halten und das Essverhalten zu normalisieren. Auch müssen körperliche Folgen der Erkrankung behandelt werden.

Medikamente zur Behandlung von Magersucht

Zur Behandlung von Mangelzuständen kann die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln und Mineralstoffen als Tabletten in manchen Fällen sinnvoll sein.

Der Einsatz von Psychopharmaka ist nicht in jedem Fall angezeigt. Insbesondere bei weiteren psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen , Zwangsstörungen und Angststörungen kann die Einnahme allerdings zur Genesung beitragen.

Verlauf: Prognose und Prävention bei Magersucht

In rund 25 bis 30 Prozent der Fälle ist die Erkrankung nicht heilbar, dann kann Psychotherapie und eine engmaschige medizinische Betreuung sinnvoll sein, um zumindest die Folgen der Erkrankung abzumildern und den Schaden zu begrenzen. Dies ist insbesondere bei langjährigen chronischen Verläufen der Fall.

Trotz Therapie verläuft die Magersucht oftmals tödlich: Rund zehn Prozent der Betroffenen sterben an der Erkrankung. Ursachen sind dann die körperlichen Schäden im Zuge der Mangelernährung oder auch Suizid.

Lässt sich Magersucht vorbeugen?

Gezielte Maßnahmen zur Prävention von Magersucht gibt es nicht. Wichtig ist es für Eltern, ihren Kindern gegenüber wachsam zu sein und bei ersten Hinweisen für problematisches Essverhalten zu reagieren. Dies gilt besonders in der frühen Pubertät. Zudem können Eltern versuchen, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken und ihnen ein gutes Körperbewusstsein vorleben.

Auch sollten Kommentare über Gewichtsveränderungen und eine Fokussierung auf das äußerliche Erscheinungsbild nie in einem Rahmen kommuniziert werden, der die seelische Gesundheit des Kindes aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Ein bewusster Konsum von Medien und eine reflektierte Kommunikation über Körperideale können zudem präventiv wirken.

  • S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung der Essstörungen (Stand 2020): AWMF-Leitlinienregister 051 - 026: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/051-026 (Abruf: 12/2022)
  • Reich, G. et al.: Hungern, um zu leben – die Paradoxie der Magersucht. Psychodynamische und familientherapeutische Konzepte, Gießen, Psychosozial-Verlag, 1. Auflage 2017
  • Mölbert, S.: Körperbild bei Magersucht – Wahrnehmung ist nicht gestört, In: Psychother Psych Med 2018, 68(02): 54 DOI: 10.1055/s-0044-100464
  • Online-Informationen von Springer Medizin Verlag GmbH: Anorexie - jeder zehnte Betroffene stirbt: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Anorexie-jeder-zehnte-Betroffene-stirbt-400121.html (Abruf: 07/2022)
  • Online-Informationen von Deutscher Ärzteverlag GmbH: Frühe Pubertät: Psychologisches Rüstzeug nötig: https://www.aerzteblatt.de/archiv/181932/Fruehe-Pubertaet-Psychologisches-Ruestzeug-noetig (Abruf: 07(2022)
  • Online-Informationen von Deximed: Anorexie: https://deximed.de/home/klinische-themen/kinder-und-jugendpsychiatrie/patienteninformationen/anorexie (Abruf: 07/2022)
  • Online-Informationen vom DocMedicus Verlag: Folgeerkrankungen Magersucht (Anorexia nervosa): http://www.gesundheits-lexikon.com/Gehirn-Nerven-Psyche/-Magersucht-Anorexia-nervosa/Folgeerkrankungen.html (Abruf: 07/2022)
  • Online-Informationen vom Therapienetz Essstörung e.V.: Atypische Anorexie: Essstörung mit „Normalgewicht“: https://www.tness.de/blog/atypische-anorexie/ (Abruf: 07/2022)
  • Online-Informationen der TU Dresden: Magersucht lässt die Hirnmasse schrumpfen und dämpft die kognitive Leistungsfähigkeit: https://tu-dresden.de/med/mf/die-fakultaet/newsuebersicht/magersucht-laesst-die-hirnmasse-schrumpfen-und-daempft-die-kognitive-leistungsfaehigkeit (Abruf: 07/2022)
  • Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Magersucht: https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/arten/magersucht/ (Abruf 07/2022)
  • Online-Informationen des Universitätsklinikums Regensburg: Essstörungen: https://www.ukr.de/fileadmin/UKR/2-medizin-pflege/kliniken__institute_abteilungen/psychosomatische_medizin/essstoerungen.pdf (Abruf: 07/2022)

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Magersucht: Anzeichen, Ursachen, Behandlung

Die Essstörung Magersucht (Anorexia nervosa) führt zu teils gefährlichem Untergewicht. Mehr zu typischen Symptomen und zur Therapie

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Was ist eine Magersucht?

Kurz zusammengefasst: was ist eine magersucht.

Die Magersucht (Anorexie, Anorexia nervosa) zählt zu den Essstörungen. Experten gehen davon aus, dass weltweit rund ein halbes Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 35 Jahren magersüchtig sind. Es sind deutlich mehr Frauen als Männer betroffen. Oft beginnt die Krankheit im Teenager- oder frühen Erwachsenenalter.

Typisches Zeichen der Magersucht ist ein selbst verursachter Gewichtsverlust bis hin zum Untergewicht. Betroffene hungern, schränken ihre Speisenauswahl ein oder treiben exzessiv Sport, manche erbrechen oder missbrauchen Abführmittel, um abzunehmen. Magersüchtige sehen ihren Körper verzerrt, leiden an einer Körperschemastörung: Obwohl sie schlank sind, fürchten sie, zu dick zu sein oder rasch wieder zuzunehmen.

Die Unterernährung kann negative, teils lebensbedrohliche Folgen haben. Eine frühe Therapie ist wichtig. Bei der Behandlung der Magersucht hat sich die Psychotherapie bewährt. Die Essstörung ist keine Erscheinung der Moderne, sondern schon vor ungefähr 150 Jahren erstmals beschrieben worden.

Anzeichen: An welchen Symptomen erkennt man eine Magersucht?

Auffälligstes Merkmal der Krankheit ist Untergewicht, das – oft innerhalb kurzer Zeit – selbst herbeigeführt wird. Experten unterscheiden verschiedene Formen von Magersucht:

1) Restriktive Anorexia nervosa: Der Einstieg in die Essstörung beginnt oft durch eine Diät. Die Betroffenen versuchen auf unterschiedlichen Wegen, Gewicht zu verlieren. Sie hungern oder betreiben exzessiv Sport. Typischerweise meiden sie besonders kalorienreiche Lebensmittel. Manche jüngere Mädchen oder Jungen versuchen, ihr aktuelles Körpergewicht nur zu halten und nicht weiter zuzunehmen, obwohl sie sich in der Wachstumsphase befinden. Sie nehmen also für ihr Alter zu wenig zu.

2) Purging-Typ (vom englischen Wort "to purge" = abführen): Betroffene verwenden zum Beispiel Abführ- oder Entwässerungsmittel, oder sie erbrechen nach dem Essen, um ihr Gewicht zu senken oder um eine Gewichtszunahme zu vermeiden. Durch lange Fastenperioden kann es auch zu Heißhungerattacken mit Essanfällen und anschließendem Erbrechen kommen (bulimische Form der Magersucht).

Weitere Anzeichen einer Magersucht:

  • Körperschemastörung : Trotz ihres Untergewichts nehmen sich Magersüchtige zu dick wahr. Diese Verzerrung der Wahrnehmung nennen Experten Körperschemastörung. Magersüchtige empfinden sich meist auch nicht als krank oder behandlungsbedürftig
  • Angst vor Gewichtszunahme : Magersüchtige kontrollieren ihr Gewicht sehr genau, manchmal mehrmals am Tag. Sie haben eine übersteigerte Furcht davor, zuzunehmen
  • Essensrituale : Den meisten Magersüchtigen fällt das Essen sehr schwer. Sie essen zum Beispiel auffällig langsam, stochern im Essen, trinken viel Wasser, um den Magen zu füllen oder folgen selbst erdachten Essritualen. Viele vermeiden es, gemeinsam mit anderen zu essen oder möchten selbst für Familienangehörige oder Freunde kochen ohne mitzuessen, um die Kontrolle über die Mahlzeiten zu behalten. Sie beschäftigen sich viel mit Ernährungsfragen, tauschen beispielsweise Kochrezepte, können aber Mahlzeiten nicht genussvoll herrichten.
  • Gedanken kreisen um Gewicht und Essen : Die Themen Gewicht, Kalorien und Abnehmen beherrschen die Gedanken der Patienten. Viele Magersüchtige ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück, lassen Kontakte zu Freunden einschlafen, vernachlässigen andere Interessen

Der Begriff "Anorexia" bedeutet wörtlich übersetzt " Appetitlosigkeit ", was eigentlich nicht ganz zutreffend ist. Denn viele Magersüchtige haben zunächst einen normalen oder sogar großen Appetit. Im Zustand der Unterernährung kann das Gleichgewicht zwischen den körpereigenen Botenstoffen allerdings gestört sein, so dass das Hungergefühl vollständig verloren geht.

Im Video erklärt Dr. med. Nina Buschek, wie sich Essstörungen unterscheiden, wie Angehörige helfen können und wo Erkrankte professionelle Hilfe finden:

Mögliche Folgen: Welche körperlichen Auswirkungen hat eine Magersucht?

Der starke Gewichtsverlust und die meist damit verbundene Mangelversorgung bleiben auf Dauer nicht ohne Folgen für den Organismus.

Stoffwechsel : Der Energiemangel bewirkt, dass der Körper auf "Sparflamme" schaltet. Die Körpertemperatur fällt ab, der Blutdruck sinkt, das Herz schlägt langsam. Viele Magersüchtige frieren schnell, haben kalte Hände und Füße. Durch die verringerte Nahrungsaufnahme verzögert sich die Magenentleerung und der Darminhalt benötigt mehr Zeit für die Darmpassage – es kommt leicht zur Verstopfung . Bei einem starken Eiweißmangel lagert sich Flüssigkeit im Gewebe ab (Ödeme).

Haut und Haare: Magersüchtige haben häufig eine trockene und schuppige Haut. Darüber hinaus können die Nägel brüchig und die Haare dünner werden oder sogar ausfallen. An einigen Körperstellen wie an den Armen, am Rücken und im Gesicht, entwickelt sich eine flaumartige, feine Behaarung (Lanugobehaarung). Das ist ein Versuch des Körpers den Wärmehaushalt zu regulieren. Weil das Unterhautfettgewebe schrumpft, treten die Venen sichtbar hervor, die Haut an Händen und Füßen schimmert bläulich.

Knochen, Muskeln, Zähne : Wird dem Körper weniger Energie zugeführt, als er verbraucht, baut er Muskelmasse ab. Erhält der Körper über längere Zeit zu wenige Nährstoffe, treten Mangelerscheinungen auf. Wachstum und Entwicklung werden verlangsamt oder sogar gehemmt. In Verbindung mit einem Mangel an Kalzium , Phosphat und Vitamin D kommt es zu Störungen des Knochenstoffwechsels. Die Knochen werden brüchig, bekannt als Osteoporose . Auch die Zähne leiden, insbesondere, wenn häufiges Erbrechen dazukommt. Es drohen Karies oder sogar Zahnausfall.

Gehirn : Im Zustand der Unterernährung wird ein Schwund des Hirngewebes beobachtet. Dieser Schwund äußert sich insbesondere in einer Verbreiterung der Hirnfurchen und einer Vergrößerung der inneren Gehirnkammern, die das Hirnwasser führen. Der Schwund des Hirngewebes geht mit Leistungseinbußen des Gehirns einher. Mit Gewichtsnormalisierung bildet sich der Hirnschwund in den meisten Fällen wieder zurück.

Salzhaushalt : Extremes Hungern, Erbrechen oder der Missbrauch von Abführmitteln können den Salzhaushalt des Körpers durcheinander bringen. Es entsteht ein Mangel an lebenswichtigen Elektrolyten. Ein schwerer Kaliummangel ist besonders problematisch, denn er löst gefährliche Herzrhythmusstörungen aus.

Immunsystem : Unter einer Mangelversorgung leidet auch das Immunsystem. Der Körper wird anfälliger für Infektionen. Sie sind bei sehr schwer verlaufender Magersucht ebenso wie Herzkomplikationen eine häufige Todesursache.

Viele der körperlichen Auswirkungen bilden sich zurück, sobald wieder ein gesundes Gewicht erreicht ist. Manche Folgen, etwa der Verlust an Knochenmasse, sind unter Umständen nicht mehr komplett rückgängig zu machen.

Warum bleibt bei einer Magersucht die Periode aus?

Typischerweise sinkt bei einer Magersucht der Spiegel der Geschlechtshormone ab. Betroffene verlieren oft das Interesse an Sexualität , männliche Magersüchtige können an Potenzstörungen leiden. Bei weiblichen Betroffenen setzt mit der Gewichtsabnahme ihre Regelblutung aus – vorausgesetzt sie nehmen nicht die "Anti-Baby-Pille", wodurch dem Körper eine gesunde Hormonproduktion vorgetäuscht wird. Nach Normalisierung des Gewichtes setzt die Regelblutung wieder ein. Eine Schwangerschaft kann dann wieder möglich sein.

Ursachen: Wie kommt es zur Magersucht?

Warum eine Magersucht entsteht, ist nicht genau bekannt. Experten gehen davon aus, dass bei der Essstörung verschiedene Auslöser eine Rolle spielen und sich gegenseitig beeinflussen können:

Anlagebedingte Faktoren: Verwandte von Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, eine Magersucht zu entwickeln. Vermutlich tragen verschiedene Gene zu diesem Risiko bei. Es erhöht sich mit engerem Verwandtschaftsgrad.

Biologische Faktoren: Botenstoffe und Hormone, die auf das Esszentrum im Gehirn wirken, sind wahrscheinlich bei der Entstehung, sicher aber bei der Aufrechterhaltung der Magersucht von Bedeutung. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Hirnfunktion bei Magersüchtigen in bestimmten Netzwerken des Gehirns verändert sein kann. Beispielsweise hat das Hungern bei Magersüchtigen einen starken positiven Effekt. Noch ist unklar, welche Bedeutung diese Veränderungen haben und ob sie Ursache oder Folge der Krankheit sind.

Psychologische Faktoren: Manche Persönlichkeitsmerkmale wie Perfektionismus, Ängstlichkeit oder Zwanghaftigkeit, ein schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl oder das Gefühl, sehr hohen Ansprüchen gerecht werden zu müssen, können zur Krankheitsentstehung beitragen. Magersucht beginnt häufig in der Pubertät. Die Krankheit kann Ausdruck dafür sein, dass sich die Betroffenen den Anforderungen dieser Lebensphase nicht gewachsen fühlen. Das Gefühl, einerseits die Kontrolle über bestimmte Lebensbereiche zu verlieren und andererseits die Erfahrung, auf dem Gebiet der Ernährung und des Essens selbstbestimmt die Kontrolle übernehmen zu können, kann ein Gefühl von Autonomie verschaffen. Bei einem Teil der Betroffenen finden sich in der Biografie auch schwere Traumen wie sexueller Missbrauch.

Gesellschaftliche Gründe: Insbesondere in den westlichen Industrieländern transportieren Werbung und Medien realitätsferne Schönheitsideale. Vor allem junge Menschen während der Pubertät und in der Adoleszenz können sich dadurch unter Druck gesetzt fühlen. Viele Betroffene berichten von Diäten oder einem sehr kontrollierten Essverhalten, bevor es zur Magersucht kam.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Es gibt keinen einzelnen Test, der eine Magersucht belegen würde.

In Gesprächen macht sich der Arzt ein möglichst genaues Bild. Er fragt nach dem Essverhalten, der eigenen Sicht auf den Körper, dem Gewichtsverlauf und dem angestrebten Gewicht. Außerdem versucht er, eventuelle begleitende psychische Erkrankungen zu erkennen, etwa eine Depression oder eine Angststörung . Um typische Symptome präziser zu erfassen, kommen Fragebögen und strukturierte Interviews zum Einsatz.

Maßstab zur Einschätzung des Körpergewichts ist der Body Mass Index (BMI) . Er berechnet sich aus Körpergröße und Gewicht. Bei einer Magersucht liegt er bei den neuen Klassifikationssystemen unter 18,5 kg/m 2 . Bei einem Alter unter 18 Jahren werden die BMI-Perzentilenkurven angewendet.

Wichtig ist eine gründliche körperliche Untersuchung, eventuell ergänzt um weitere Checks wie Ultraschall - oder Blutuntersuchungen. Der Arzt muss zum einen ausschließen, dass das Untergewicht durch eine körperliche Krankheit verursacht wird, beispielsweise eine Schilddrüsenstörung. Zum anderen muss er untersuchen, ob sich bereits Mangelerscheinungen eingestellt haben.

Gegebenenfalls wird der Arzt zum Spezialisten überweisen, etwa an eine psychosomatische Einrichtung mit Schwerpunkt Essstörungen oder an eine kinder- und jugendpsychiatrische Klinik bei Kindern und Jugendlichen.

Therapie: Wie wird eine Magersucht behandelt?

Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Heilungsaussichten. Erster Ansprechpartner kann – je nach Alter - zum Beispiel der Hausarzt, ein Kinderarzt, ein Psychotherapeut, eine Spezialambulanz für Essstörungen oder auch eine Beratungsstelle sein. Sie kann bei der Wahl eines geeigneten Therapieangebotes und der Frage der Kostenübernahme durch die Krankenkasse helfen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung listet beispielsweise Beratungsstellen unter www.bzga-essstoerungen.de . Sie bietet außerdem ein Infotelefon unter der Telefonnummer 0221 89 20 31 an.

Ambulante oder stationäre Therapie?

Die Behandlung einer Magersucht kann ambulant, teilstationär oder stationär in der Klinik erfolgen. Oft schließt sich eine Nachsorge an, zum Beispiel in einer Tagesklinik oder in Form regelmäßiger Nachuntersuchungen. Zudem gibt es therapeutische Wohngruppen. Welches Angebot am besten geeignet ist, hängt von der individuellen Situation ab und richtet sich im Idealfall nach den Wünschen der Betroffenen.

Hat das Untergewicht bedrohliche Ausmaße angenommen oder sind die körperlichen Auswirkungen bereits sehr bedenklich, dann ist eine stationäre Behandlung ratsam. In der Regel wird sie ambulant fortgesetzt. Eine Therapie in der Klinik kann auch dann notwendig sein, wenn Komplikationen oder begleitende Krankheiten bestehen, etwa eine Depression, oder wenn eine ambulante Therapie keinen Erfolg bringt.

Unter Umständen muss eine Behandlung auch gegen den Willen einer Patienten erfolgen. Das sollte aber nur in absoluten Notfällen als letzte Option geschehen, wenn durch eine ausbleibende Behandlung eine lebensgefährdende Situation entsteht oder eine andere schwere psychosoziale Gefährdung. Ziel ist immer, dass die Betroffene eine Behandlung aus freien Stücken und eigener Überzeugung beginnt. Wenn die Nahrungsaufnahme nicht oder nur unter sehr belastenden Umständen möglich ist, kann übergangsweise eine Ernährung über eine Sonde erforderlich sein.

Wie lange dauert die Behandlung?

Die Therapiedauer kann sich von Fall zu Fall unterscheiden. Sie kann zwischen einigen Wochen oder mehreren Monaten betragen. Für die Nachsorge sollten längere Zeiträume eingeplant werden. Sie kann unter Umständen mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Bausteine der Therapie

Bei der Behandlung der Magersucht arbeiten oft verschiedene Fachleute zusammen, zum Beispiel Mediziner, Psychotherapeuten, Psychologen, Ernährungsberater oder Diätassistenten. Sie sollten auf die Therapie von Essstörungen spezialisiert sein. Die Behandlung setzt sich aus mehreren, vernetzten Elementen zusammen:

  • Das Gewicht muss wieder in einen gesunden Bereich angehoben und stabilisiert werden. Das ist meistens die vordringlichste Aufgabe. Wichtig ist außerdem, Mangelerscheinungen auszugleichen
  • Die Betroffenen lernen, wieder gesund und regelmäßig zu essen, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören, das Essen wieder genießen zu können – das geschieht oft gemeinsam mit anderen Betroffenen und unter der Anleitung von spezialisierten Ernährungsexperten. Eine alleinige Ernährungstherapie reicht als Therapie aber nicht aus
  • In der Psychotherapie werden Auslöser und aufrechterhaltende Faktoren der Essstörung thematisiert, sowie tragfähige Strategien für den Alltag und Methoden zur Rückfallprophylaxe erarbeitet. Betroffene üben beispielsweise, ihre Bedürfnisse besser zu spüren, Stärken und Fähigkeiten zu fördern. Gezieltes Verhaltenstraining kann im Umgang mit anderen Menschen sicherer machen und in die Lage versetzen, Gefühle anderen gegenüber besser zum Ausdruck zu bringen. Die Therapie kann einzeln oder in einer Gruppe stattfinden. Für Kinder und Jugendliche ist es wesentlich, die Familie mit einzubeziehen. Bei älteren Betroffenen kann der Einbezug von Partner oder Familie sinnvoll ein.

Medikamente können die Therapie in bestimmten Fällen unterstützen, zum Beispiel bei gleichzeitig bestehenden psychischen Problemen.

Magersucht: Verlauf und Prognose

Die Krankheit kann individuell unterschiedlich verlaufen. Eine exakte Prognose ist in der Regel nicht möglich.

Die Prognose gilt als besser, wenn

  • die Krankheit noch nicht sehr lange besteht
  • as Untergewicht nicht zu ausgeprägt ist
  • keine weiteren psychischen Krankheiten wie zum Beispiel Suchterkrankungen bestehen.

Betroffene, die zusätzlich Abführmittel missbrauchen oder erbrechen, um Gewicht zu verlieren (Purging-Typ, siehe Abschnitt Symptome), haben ausgeprägtere negative körperliche Folgen der Krankheit zu befürchten. Insgesamt ist die Prognose bei ihnen etwas schlechter als bei einer restriktiven Anorexie.

Rund 50 Prozent der Patienten gelingt es gut, die Magersucht zu überwinden. Bei etwa 25 Prozent der Betroffenen verläuft die Krankheit chronisch oder so ungünstig, dass die Patienten an den Folgen der Magersucht versterben (5%). Ursachen der Todesfälle sind einerseits körperliche Komplikationen, etwa Herzprobleme oder Infektionen . Zum anderen ist auch das Suizidrisiko erhöht.

Krankheits-Rückfälle sind häufig. Sie kommen bei zirka einem Drittel der Betroffenen vor, auch noch nach längerer Zeit, zum Beispiel in kritischen Lebenssituationen. Bei einem Teil der Patienten verläuft die Magersucht chronisch, sie erleben bessere und schlechtere Phasen. Für Betroffene, Angehörige und Therapeuten kann die Behandlung sehr herausfordernd sein, vor allem wenn die Behandlungsbereitschaft der Betroffenen fehlt oder sehr stark schwankt.

Bei manchen Betroffenen wird die Essstörung im späteren Leben durch eine andere psychische Störung abgelöst, zum Beispiel eine Zwangserkrankung , Depressionen , Drogen- oder Alkoholmissbrauch . Eine Magersucht kann außerdem in eine andere Form der Essstörung übergehen, etwa eine Bulimie .

Magersucht: Was können Eltern, Angehörige, Freunde tun?

Wenn Sie den Verdacht haben, eine Angehörige oder Freundin könnte an einer Essstörung leiden, sollten Sie das Gespräch suchen. Vermeiden Sie Kritik, Vorwürfe oder gut gemeinte Ratschläge. Beschreiben Sie, welche Verhaltensänderungen Ihnen auffallen und bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie sich Sorgen machen. Das Gewicht muss dabei zunächst gar nicht im Mittelpunkt stehen.

Versuchen Sie, die Betroffene nach Möglichkeit zum Kontakt zu einer Beratungsstelle oder einem Arzt zu bewegen, ohne sie dabei unter Druck zu setzen. Bieten Sie Ihre Unterstützung an.

Eltern tragen die Verantwortung für die Gesundheit ihres minderjährigen Kindes. Für sie ist die Situation unter Umständen besonders kompliziert. Wer unsicher ist, kann sich auch als Angehöriger an eine Beratungsstelle wenden. Falls Sie die Situation bereits als kritisch einstufen, sollten Sie nicht zögern, einen Arzt zu kontaktieren.

Die Krankheit Magersucht bedeutet für die Angehörigen oft eine große Herausforderung, erfordert viel Geduld und Durchhaltevermögen. Unter Umständen geben sie sich eine Mitschuld an der Krankheit, fühlen sich hilflos oder wütend. Es kann entlasten, sich möglichst gut bei Fachleuten über die Magersucht zu informieren und die Betroffenen bei der Therapie zu unterstützen. Angehörige können jedoch nicht die Rolle des Therapeuten übernehmen. Hilfreich kann auch der Austausch in einer Selbsthilfegruppe sein.

Informationen & Beratung: Wo bekommt man Hilfe?

Anonyme telefonische Beratung gibt es zum Beispiel bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Telefonnummer 0221 89 20 31 Montag bis Donnerstag 10 bis 22 Uhr Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr Mehr Informationen gibt es im Netz unter:

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.bzga-essstoerungen.de

[https://www.bzga-essstoerungen.de/] ANAD e. V.: www.anad.de

[https://www.anad.de/] Bundesministerium für Gesundheit: Fragen und Antworten zum Thema Essstörungen

[https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/essstoerungen/faq.html] Bundesfachverband Essstörungen e.V.

[https://www.bundesfachverbandessstoerungen.de/] Selbsthilfegruppen für Betroffene oder Angehörige, z.B. über www.nakos.de (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen)

Privat-Dozent Dr. Lars Wöckel

Privat-Dozent Dr. Lars Wöckel

© W&B/Privat

Beratender Experte

Privat-Dozent Dr. Lars Wöckel, MHBA, geboren 1963, studierte Medizin an den Universitäten Aachen und Bonn. 1991 war er in der Westfälischen Klinik für Psychiatrie in Dortmund tätig, 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pathologie der Universität Köln. Er promovierte 1994 zum Dr. med. (Neuroanatomie) in Aachen und arbeitete ab 1994 als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Hirnforschung der Universität Tübingen. Ab 1997 war er im Zentralinstitut für Seelische Gesundheit der Universität Heidelberg in Mannheim in der Arbeitsgruppe Essstörungen tätig. Ab 2002 war er Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität Frankfurt/Main und Leiter der Essstörungsambulanz. Eine Berufung auf eine Professur an die University of Western Australia, Perth, hat er abgelehnt. Ab 2008 Tätigkeit als Oberarzt an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum der RWTH Aachen mit dem Forschungsschwerpunkt Essstörungen. Seit 2010 ist er Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Clienia Littenheid AG, Schweiz. Er ist Mitglied in mehreren Gesellschaften, u.a. DGKJP, DGESS, ÖGES, SGKJPP, DÄVT, Kompetenznetzwerk Essstörungen, sowie Vorstandsmitglied in der Schweizer Gesellschaft für Essstörungen (SGES).

Quellen: Patientenleitlinie "Diagnostik und Behandlung von Essstörungen", 1. Ausgabe 2015 S3-Leitlinie "Diagnostik und Therapie der Essstörungen", Stand 5 / 2018, https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-026.html Essstörungen, Informationen für Eltern, Angehörige und Lehrkräfte, BZgA, Stand 08/2011 Stephan Herpertz, Martina de Zwaan, Stephan Zipfel Hrsg., "Handbuch Essstörungen und Adipositas", 2. Auflage 2015, Springer Verlag Sara F Forman, MD, "Eating disorders: Overview of epidemiology, clinical features, and diagnosis", ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im Oktober 2018) Philip Mehler, MD, "Anorexia nervosa in adults and adolescents: Medical complications and their management", ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im Oktober 2018) Diane Klein, MD, Evelyn Attia, MD, "Anorexia nervosa in adults: Clinical features, course of illness, assessment, and diagnosis", ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc. http://www.uptodate.com (Abgerufen im Oktober 2018)

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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Anorexia nervosa

Anorexia nervosa ist die medizinische Bezeichnung für Magersucht oder Anorexie. Der Begriff „Anorexie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Verlangen/Appetit“. Das lateinische Wort „nervosa“ weist darauf hin, dass es sich um eine psychosomatische Erkrankung handelt.  

Die Betroffenen haben Hungergefühle, die sie unterdrücken, weil sie große Angst davor haben, zuzunehmen. Sie fühlen sich in ihrem Körper zu dick und unwohl. 

Das Leitsymptom für die Anorexia nervosa ist ein ausgeprägtes Untergewicht oder ein starker Gewichtsverlust innerhalb weniger Monate. Hinzu kommen weitere Kriterien, sie stehen im ICD-10 oder DSM-5 ; das sind offizielle Kataloge für Ärztinnen oder Ärzte bzw. Therapeutinnen und Therapeuten, um Diagnosen stellen zu können. 

Eine Anorexie kann mit Essanfällen einhergehen, dann liegt eine Anorexie vom bulimischen Typ oder Binge-/Purging-Typ vor. In diesem Fall greifen Betroffene aus Angst vor einer Gewichtszunahme oft zu unangemessenen Gegenmitteln, wie hungern, fasten, Erbrechen herbeiführen oder übermäßig viel Sport treiben. Anorexie-Patientinnen und -Patienten, die keine wiederkehrenden Anfälle haben, werden dem restriktiven Typ zugeordnet.  

Mehr Informationen zur Magersucht finden Sie hier .

Christoph Dornier Klinik für Psychotherapie

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Merkmale der Anorexie (Magersucht)

  • Patientenberichte

Die Magersucht oder auch Anorexie, die auf ein gestörtes Essverhalten zurückzuführen ist (Appetitverlust und Abmagerung können auch körperliche Ursachen haben), weist einige sehr deutliche Merkmale auf, die es Fachleuten ermöglichen, zuverlässig die richtige Diagnose zu stellen. Auch für Betroffene selbst und ihre Angehörigen oder Freunde ist es wichtig zu wissen, woran man eine Magersucht erkennt. Denn manche Merkmale können schon aufmerksam machen, noch bevor der Körper dramatisch abgemagert ist:

Untergewicht

Der Versuch, möglichst viel abzunehmen, oder auch die Weigerung, das Gewicht zu erreichen, das für das Lebensalter und für die Körpergröße normal wäre, sind sicher die auffälligsten Merkmale der Magersucht. Wenn eine Person also deutlich weniger wiegt (ca. 15 Prozent), als eigentlich zu erwarten wäre, und auf keinen Fall mehr wiegen möchte, sogar weiter abnehmen will, ist dies ein ernster Hinweis auf eine Magersucht.

Heute wird Untergewicht mit dem sogenannten "body-mass-index" (BMI) festgestellt... [mehr lesen]

Heute wird Untergewicht mit dem sogenannten "body-mass-index" (BMI) festgestellt, weil dieser Wert auch die Körpergröße berücksichtigt. Dabei geht man nach folgender Formel vor: Körpergewicht (in kg) geteilt durch das Quadrat der Körpergröße (in m).

Ein BMI von 19 bis 25 gilt als normalgewichtig. Bei einem BMI, der kleiner als 18 ist, muss, wenn keine körperlichen Ursachen für das Untergewicht festzustellen sind, sehr ernsthaft von einer Anorexia nervosa ausgegangen werden.

Essverhalten

Untergewicht ist zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Merkmal der Magersucht. Auffallend sind deutliche Veränderungen im alltäglichen Essverhalten: die Tendenz, das Essen sehr zu kontrollieren, also bestimmte, meist fetthaltige oder kalorienreiche, Lebensmittel zu vermeiden; das Bestreben, die Nahrungsaufnahme möglichst weit einzuschränken, z. B. bestimmte Mahlzeiten wegzulassen oder nur teilweise zu essen; ferner das Bemühen, bei fast allen Mahlzeiten die Kalorien und Nährstoffzusammensetzung zu berechnen.

Mehr und mehr Lebensmittel werden zu "verbotenen" Lebensmitteln, sie zu essen würde... [mehr lesen]

Mehr und mehr Lebensmittel werden zu  "verbotenen" Lebensmitteln, sie zu essen würde eine panische Angst vor Gewichtszunahme auslösen. Bei gemeinsamen Mahlzeiten werden deshalb oft Ausreden benutzt, oder Argumente, die auf den ersten Blick einleuchtend oder sogar vernünftig erscheinen (hoher Cholesteringehalt, zu viel Fleisch, empfindlicher Magen, bestimmte Unverträglichkeiten usw.), jedoch alle das Ziel haben, das Essen zu reduzieren.

Ein übersteigertes, geradezu zwanghaftes Verlangen danach, sich ausschließlich "gesund" zu ernähren, kann auch ein Anzeichen für eine weitere Essstörung sein, der "Orthorexie". Bei dieser ist das Untergewicht in der Regel nicht das Ziel, sondern eine Folge der einseitigen, langfristig oft mangelhaften Ernährung.

Eine weitere Form der Essstörungen, die eine gewisse Ähnlichkeit zur Magersucht aufweist und häufig bei männlichen Betroffenen zu finden ist, ist die "Biggerexie", auch unter dem Namen "Muskelsucht" bekannt. Sie äußert sich in einem übermäßigen Streben nach einem muskulösen Körper. Mit Diäten, Nahrungsergänzungsmitteln (bis hin zu Anabolika) und exzessivem Sport versuchen die Betroffenen, ihren Körper ihrem Ideal entsprechend zu formen. Ähnlich wie bei der Magersucht ist auch hier die Körperwahrnehmung gestört: Egal wie viele Muskeln sie ansetzen, die Betroffenen fühlen sich weiterhin schmächtig, weshalb sie noch mehr trainieren, noch strikter Diät halten und noch mehr muskelaufbauende Mittel einnehmen.

Andere Maßnahmen zur Gewichtsabnahme

Nicht nur Fasten, sondern noch vielfältige andere Verhaltensweisen werden eingesetzt, um abzunehmen. Eine der auffälligsten Maßnahmen ist das absichtliche Erbrechen nach dem Essen. Manche erbrechen jedes Mal, andere nur nach bestimmten Mahlzeiten.

Auch Abführmittel oder Medikamente zur Entwässerung werden, nicht selten... [mehr lesen]

Auch Abführmittel oder Medikamente zur Entwässerung werden, nicht selten in großen Mengen bis zu 100facher Überdosierung eingenommen, um nicht zuzunehmen oder das Gewicht zu reduzieren. Andere Betroffene treiben stattdessen oder zusätzlich in extremer Weise Sport, z. B. Joggen, Radfahren oder exzessive Fitness-Übungen. Auch ein Unwillen, sich hinzusetzen und lieber überall zu stehen, oder sich extremer Kälte und Hitze auszusetzen können Gegenmaßnahmen zur Gewichtszunahme sein.

Angst vor dem Dicksein

Die Angst, dick zu sein oder dick zu werden, ist ein ganz zentrales Merkmal der Magersucht. Bei den Betroffenen geht nicht mehr nur um eine Einstellung („schlank ist schön“), sondern um eine heftige emotionale und körperlich spürbare Reaktion, die durch Essen, bestimmte Lebensmittel und auch durch eine Konfrontation mit dem Körpergewicht und der Figur ausgelöst wird: Panik.

Diese Angst ist durch den "Verstand" kaum noch zu steuern... [mehr lesen]

Diese Angst ist durch den "Verstand" kaum noch zu steuern. Für die Betroffenen wird sie so unerträglich, dass sie nur eine Möglichkeit sehen, sie zu beherrschen: Kontrolle des Essverhaltens, um Gewicht abzunehmen.

Kontrolle und Disziplin

Das ganze Denken dreht sich fast nur noch um das Thema Essen. Jede Mahlzeit, jedes Lebensmittel wird auf Kalorienzahl, Fett- und Eiweißgehalt geprüft, die tägliche Kalorienzufuhr wird gezählt, die Mengen und Größen der Mahlzeiten werden genau registriert.

Kontrolliert wird natürlich ganz besonders, ob sich das eingeschränkte Essverhalten... [mehr lesen]

Kontrolliert wird natürlich ganz besonders, ob sich das eingeschränkte Essverhalten auch in Ergebnissen zeigt: tägliches Wiegen, manchmal mehrmals am Tag, und dabei die Orientierung an „magischen Grenzen“, d. h. dass ein bestimmtes Körpergewicht nicht überschritten werden darf; häufig wird diese Grenze immer weiter gesenkt. Auch die Figur wird oft und kritisch kontrolliert, manchmal vor dem Spiegel, oder anhand von Kleidergrößen, oder durch Abtasten von „kritischen“ Stellen. Häufig vermeiden die Betroffenen auch sich zu betrachten.

Wahrnehmung

Die eigene Wahrnehmung ändert sich radikal. Der Körper, insbesondere die Figur, wird als viel zu dick wahrgenommen oder besser gesagt „empfunden“ ‒ selbst dann, wenn die Person schon sehr untergewichtig und offensichtlich sehr abgemagert ist. Man nennt dieses Phänomen „Körperschemastörung“. Die Betroffenen „wissen“ zwar, wie dünn sie sind, aber sie „fühlen“ sich weiterhin zu dick.

Dieses täuschende Gefühl ist stärker als der Blick und das Wissen, denn durch die körperlichen Veränderungen... [mehr lesen]

Dieses täuschende Gefühl ist stärker als der Blick und das Wissen, denn durch die körperlichen Veränderungen im Hirnstoffwechsel ist auch die Körperwahrnehmung erheblich gestört. Dies betrifft ebenso andere Wahrnehmungen wie z. B. das Gespür für Hunger und Sattheit. Eine essgestörte Person kann sich nicht mehr auf dieses Gefühl verlassen, sie kann es nicht mehr zuverlässig oder überhaupt noch wahrnehmen ‒ und muss es durch Kontrolle, also Kalorienzählen ersetzen.

Heißhungerattacken und Fressanfälle

Bei einigen Magersüchtigen reagiert der Körper auf das geänderte Essverhalten mit regelrechten Attacken von Heißhunger, die nicht immer zu kontrollieren sind.

Dann kommt es zu Fressattacken, bei denen ‒ ähnlich wie bei von Bulimie Betroffenen... [mehr lesen]

Dann kommt es zu Fressattacken, bei denen ‒ ähnlich wie bei von Bulimie Betroffenen ‒ große Mengen an kalorienreicher Nahrung verschlungen werden, um sie anschließend wieder zu erbrechen. Wenn solche Fressattacken vorkommen, bedeutet das übrigens nicht, dass sich die Magersucht in eine Bulimie verwandelt hat: Solange die betroffene Person untergewichtig ist, handelt es sich immer um eine Anorexia nervosa.

Psychische Veränderungen

Je länger die Magersucht andauert, desto stärker hängt der Selbstwert der betroffenen Person vom erreichten Körpergewicht und von der Form der Figur ab. Alles Denken kreist zunehmend um Kalorien, Körpergewicht, Figur, Essen und Kontrolle des Essens. Andere Lebensbereiche, die früher die Selbsteinschätzung geprägt haben, wie z. B. Beziehungen, Bedürfnisse, Interessen, Fähigkeiten, Aktivitäten usw. spielen kaum noch eine Rolle für die Tatsache, ob man sich akzeptiert oder nicht.

Gefühle werden weniger wahrgenommen, dafür werden Disziplin und Kontrolle immer... [mehr lesen]

Gefühle werden weniger wahrgenommen, dafür werden Disziplin und Kontrolle immer bedeutsamer. Das Bedürfnis nach Kontrolle, Erfolgserlebnissen, Kompetenz und Selbstständigkeit wird mehr und mehr durch das Essverhalten befriedigt. Mit zunehmender Erkrankungsdauer vermindern sich Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit, es kommt häufiger zu Depressionen, Interessenverlust, Apathie. Beziehungen werden immer weniger gepflegt, die soziale Isolation ‒ auch innerhalb der Familie ‒ wird stärker, der Umgang mit anderen Menschen eingeschränkter und restriktiver.

Körperliche Veränderungen

Die auffälligste körperliche Veränderung bei Magersüchtigen ist sicher das Untergewicht. Es hat sich gezeigt, dass der Gewichtsverlust rasch voranschreitet und selten nach wenigen Kilogramm halt macht, sondern immer weiter bis unter eine persönliche „magische“ Grenze getrieben wird.

Die meisten Betroffenen können diesen Prozess aufgrund der psychischen und körperlichen... [mehr lesen]

Die meisten Betroffenen können diesen Prozess aufgrund der psychischen und körperlichen Veränderungen nicht gut kontrollieren, das Gewicht nimmt weiter ab ‒ bis zu einem BMI von 12 oder 11 kg/m² oder noch darunter. Das sind bei normalgroßen Frauen manchmal weniger als 28 kg ‒ ein absolut lebensbedrohlicher Zustand.

Doch die Gewichtsabnahme ist nicht die einzige körperliche Veränderung im Verlauf einer Magersucht. Der Körper reagiert mit vielen Umstellungen auf einen Zustand, der biologisch als "Hungersnot" zu beschreiben ist. Schon mit Beginn des restriktiven Essens, wenn das Körpergewicht noch im normalen Bereich ist, ändert der Körper seinen Stoffwechsel. Der Grundumsatz wird umgestellt, es werden weniger Kalorien verbrannt und mehr gespeichert, der Körper arbeitet gewissermaßen "auf Sparflamme".

Es kommt zu Verschiebungen im Wasser- und Elektrolythaushalt, das bedeutet, dass wichtige Spurenelemente wie Kalium nicht mehr im normalen Sinne für den Haushalt des Körpers zur Verfügung stehen. Neben zahlreichen Folgen dieser Verschiebungen fällt vor allem die Veränderung des Hormonhaushalts auf: Sehr schnell bleibt die Menstruation aus, der weibliche Zyklus ist "stillgelegt".

Diese Vielfalt von Merkmalen macht deutlich, dass es sich bei der Anorexia nervosa um eine sehr komplexe psychische und gleichzeitig körperliche Erkrankung handelt, die weitreichende Folgen haben kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird. Doch so dramatisch die Ausprägungen und Folgen der Magersucht oft sind, Hilfe ist heute gut möglich. Die Anorexie kann erfolgreich behandelt werden ‒ mit langfristig stabilen Ergebnissen. Zunächst aber ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die richtige Diagnose zu stellen.

Sich selbst akzeptieren lernen

Ursachen & symptome.

  • Verzicht auf regelmäßige Mahlzeiten
  • Erbrechen nach dem Essen (Bulimie)
  • deutlich zu erkennender Gewichtsverlust
  • ständige Kritik am eigenen Körper
  • dauerhafte Konzentrationsschwierigkeiten
  • auffälliger Haarausfall, trockene Haut
  • Kälteempfindlichkeit, dauerndes Frieren
  • ausbleibende Menstruation, Potenzprobleme
  • Behavioral Health
  • Anorexia nervosa

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Was ist Magersucht?

Magersucht, auch Anorexia nervosa genannt, ist eine Essstörung.

Jemand mit Magersucht hat drei Hauptsymptome: Er hat große Angst vor einer Gewichtszunahme, er schränket die Nahrungsaufnahme ein (was zu einem erheblichen Gewichtsverlust führt) und er hat möglicherweise eine verzerrte Sicht auf seinen Körper (und denkt, er sei übergewichtig, obwohl dies nicht der Fall ist).

Es gibt zwei Arten von Magersucht: den einschränkenden und den Essattacken-/Purging-Typ. Der restriktive Typ liegt vor, wenn jemand seine Nahrungs- und Kalorienaufnahme einschränkt, was zu einem extremen Gewichtsverlust führt.

Beim Binge-Eating/Purging-Typ isst jemand regelmäßig zu viel (Essattacken) und muss sich dann übergeben oder Abführmittel verwenden, um die Nahrung aus dem Körper zu spülen. Auch wenn das nach Bulimie (einer anderen Essstörung) klingt, gibt es doch feine Unterschiede. Menschen mit Essattacken/Magersucht vom Purging-Typ schränken ihre Kalorienzufuhr ein, Menschen mit Bulimie hingegen nicht. Typischerweise verlieren Menschen mit Magersucht viel Gewicht, während Menschen mit Bulimie dies möglicherweise nicht tun.

Magersucht entsteht durch eine Kombination genetischer, sozialer und emotionaler Probleme wie schlechtes Körperbild, geringes Selbstwertgefühl, Stress, Missbrauch in der Vorgeschichte oder Kontrollprobleme.

Es handelt sich um eine sehr ernste Erkrankung, wenn sie nicht behandelt wird. Es kann zu Herzproblemen, Unfruchtbarkeit, Anämie und hormonellen Komplikationen führen.

Die Behandlung umfasst Gesprächstherapie, Ernährungsberatung, Familientherapie oder eine Selbsthilfegruppe und möglicherweise Medikamente.

Die häufigsten Symptome

Die Menschen in Ihrem Leben werden Ihnen sagen, Sie sollen „einfach essen“. Eine häufige Fehleinschätzung ist, dass dies bei jemandem möglich ist, der an Magersucht leidet. Auch wenn es für Ihre Freunde und Familie schwer zu verstehen ist, wissen wir, dass Sie nicht „einfach essen“ können. — Bobbi Wegner

Magersucht ist eine schwere Essstörung, bei der Sie große Angst vor einer Gewichtszunahme haben. Möglicherweise halten Sie sich selbst für übergewichtig (obwohl dies nicht der Fall ist) und schränken Ihre Nahrungsaufnahme ein, um Gewicht zu verlieren.

Hauptsymptome

Die Hauptsymptome der Magersucht lassen sich in vier Kategorien einteilen: verhaltensbedingt, emotional, körperlich und kognitiv.

  • Essen Sie nur sehr kleine Mengen und beschränken Sie die Nahrungsaufnahme
  • Entleerung durch induziertes Erbrechen, Einnahme von Abführmitteln und Diuretika, Fasten oder übermäßige sportliche Betätigung
  • Geheimnisvolles Verhalten (z. B. vorgeben, etwas zu essen oder alleine zu essen)
  • Sozialer Rückzug
  • Depression /Traurigkeit
  • Ich fühle mich gereizt
  • Angst vor Gewichtszunahme
  • Überwältigt fühlen
  • Das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben
  • Schlaflosigkeit
  • Schwindel, Ohnmacht
  • Verlust Ihrer Periode
  • Haarwuchs (am Körper und im Gesicht)
  • Haarausfall am Kopf
  • Bläuliche Fingernägel
  • Verlust des Interesses an Sex
  • Selbstkritisch
  • Irrationales Denken
  • Negative Gedankenmuster
  • Zwangsgedanken rund ums Essen
  • Sich zu sehr auf das Essen konzentrieren

Nächste Schritte

Magersucht ist eine komplexe Krankheit. Wer an Magersucht leidet, muss einen Psychologen aufsuchen. Bitten Sie Ihren Arzt um eine Überweisung. Oder erkundigen Sie sich bei Ihrer Versicherungsgesellschaft nach einer Liste der abgedeckten Anbieter. Auch, psychologytoday.com verfügt über eine Liste von Therapeuten, die Sie durchsuchen können.

Wenn Anorexie nicht behandelt wird, kann sie zu anderen Arten von Problemen wie Angstzuständen, Depressionen und Drogenmissbrauch führen. Es kann auch zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Herz- und Unfruchtbarkeitsproblemen führen.

Wenn Sie daran denken, sich selbst zu verletzen, gehen Sie zur Notaufnahme oder rufen Sie 911 an. Die National Suicide Prevention Lifeline ist unter 800-273-8255 erreichbar und bietet rund um die Uhr kostenlose, vertrauliche Unterstützung.

Behandlung von Anorexia nervosa

Magersucht ist ein ernstes psychisches und medizinisches Problem. Es geht weit über den bloßen Wunsch hinaus, dünn zu sein. Magersucht ist eine Form des Selbsthungerns und hat schwerwiegende medizinische Folgen, darunter Herzprobleme und sogar den Tod. Ich teile dies nicht, um Ihnen Angst zu machen, sondern um früher als später Hilfe zu suchen. — Dr. Wegner

Die Behandlung von Magersucht erfordert oft mehr als eine Therapie. Sie können mit einem Psychiater, einem Psychologen, einem Sozialarbeiter und einem Ernährungsberater zusammenarbeiten. Der Die National Eating Disorders Association verfügt über weitere Informations- und Unterstützungsressourcen .

Zu den Therapiearten gehören:

  • Gesprächstherapie. In Sitzungen mit einem Therapeuten erforschen Sie Ihre Beziehung zwischen Gedanken, Emotionen und Ihrem Verhalten. Ziel der Behandlung ist es, zu lernen, ungesunde Denkmuster und Verhaltensweisen wahrzunehmen und gleichzeitig positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Familientherapie kann Familienmitgliedern mehr über Magersucht beibringen und ihnen zeigen, wie sie ihre Liebsten am besten unterstützen können.
  • Selbsthilfegruppen sind eine Möglichkeit, Informationen auszutauschen und emotionale Unterstützung von anderen zu erhalten, denen es genauso geht.
  • Ernährungsberatung kann dabei hilfreich sein, eine gesündere Beziehung zu Lebensmitteln und gesunden Essgewohnheiten zu entwickeln. Sie erfahren auch, wie es geht Folgen Sie Ihrem natürlichen Hungergefühl .
  • Medikament. Antidepressiva wie Fluoxetin (Prozac) werden häufig zur Behandlung von Anorexie eingesetzt. Andere Antidepressiva werden manchmal zur Behandlung zugrunde liegender psychischer Erkrankungen wie Angstzuständen oder Depressionen verabreicht.

Ready to treat your anorexia nervosa?

Wer wird es wahrscheinlich haben.

  • Frauen sind häufiger von Anorexie betroffen als Männer, obwohl beide Geschlechter davon betroffen sind.
  • Mädchen im Teenageralter und junge Frauen sind einem höheren Risiko ausgesetzt.
  • Es betrifft Menschen aller Rassen und Ethnien.
  • Menschen, die fleißig, perfektionistisch, kontrollierend, introvertiert und selbstkritisch sind, haben ein erhöhtes Risiko, an Magersucht zu erkranken.
  • Menschen aus Familien mit hohem Einkommen haben ein erhöhtes Risiko, an Magersucht zu erkranken.

Magersucht verursacht

Kontrolle ist meist ein großer Teil der Magersucht. Wenn Menschen das Gefühl haben, in anderen Bereichen ihres Lebens die Kontrolle verloren zu haben, besteht ein Bewältigungsmechanismus darin, ihre Nahrungsaufnahme und ihren Körper zu kontrollieren. — Dr. Wegner

Niemand weiß genau, was dazu führt, dass Menschen eine Essstörung entwickeln. Experten sind sich einig, dass bestimmte Faktoren das Risiko erhöhen, an Magersucht zu erkranken. Mögliche Ursachen sind:

  • Familiengeschichte von Magersucht
  • Familien mit hohem Einkommen und hohen Leistungen
  • Schlechtes Körperbild
  • Geringe Selbstachtung
  • Sich an einer Sportart oder einer anderen Aktivität beteiligen, bei der Aussehen und Leistung im Vordergrund stehen, wie etwa Ballett
  • Vorgeschichte von Missbrauch oder Trauma
  • Allgemeiner Stress

Vorbeugung gegen Magersucht

Es gibt keinen klaren Weg, Magersucht vorzubeugen. Viele Faktoren, darunter auch die Genetik, spielen eine Rolle. Das Befolgen gesunder Lebensgewohnheiten kann einen Unterschied machen. Eltern können ihren Kindern helfen, indem sie einen gesunden Umgang mit Lebensmitteln fördern.

  • Entwickeln Sie eine gesunde Herangehensweise an Essen und Trinken. Probieren Sie viel Essen, essen Sie, wenn Sie hungrig sind, und hören Sie auf, wenn Sie satt sind.
  • Üben Sie achtsames Essen, bei dem Sie dem Essen beim Verzehr große Aufmerksamkeit schenken, ohne zu urteilen.
  • Entwickeln Sie ein gesundes Körperbild und konzentrieren Sie sich dabei auf die Funktion Ihres Körpers, nicht auf die Form.
  • Versuchen Sie, mit Stress und Ängsten umzugehen.
  • Achten Sie auf Menschen in Ihrem Umfeld (Familie und Freunde), die ein ungesundes Verhältnis zum Essen haben.
  • Holen Sie sich beim ersten Anzeichen von Veränderungen in der ungesunden Ernährung oder den Gedanken rund ums Essen Hilfe von einem Spezialisten für psychische Gesundheit.

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Magersucht: Diagnostik

Die Diagnose einer Anorexia nervosa erfordert eine umfassende diagnostische Abklärung durch einen Facharzt. Die Aufnahme der Krankengeschichte (Anamnese), ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen sowie gemeinsame Gesprächen mit Eltern und Kind sowie den Eltern alleine bilden mit Blick auf die individuellen Merkmale des Kindes oder Jugendlichen die Grundlage für den Befund.

Verschiedene physische und psychische Kriterien können auf eine Magersucht hindeuten. Kriterien für die Diagnose einer Magersucht sind insbesondere die Angst vor dem Dicksein, sowie eine Körperschemastörungen, also eine Fehlwahrnehmung des eigenen Körpers, welche das inadäquate Verhalten der Magersüchtigen zufolge hat: Dabei besteht die Angst, zu dick zu werden als tief verwurzelte überwertige Idee. Für sich selbst legen Betroffene eine sehr niedrige Gewichtsschwelle fest.

Ein weiteres diagnostisches Kriterium ist, dass der Gewichtsverlust bei Magersucht immer selbst herbeigeführt wird, durch kalorienreduzierte Ernährung und/oder Erbrechen, Abführen, übertriebene körperliche Aktivität oder den Gebrauch von Appetitzüglern oder entwässernden Medikamenten (Diuretika).

Als Leitsymptom der Anorexia nervosa gilt bei Kindern und Jugendlichen ein Body-Mass-Index (BMI) unter der 10. Perzentilen. Der Body-Mass-Index, wird zur Beurteilung des Ernährungszustandes herangezogen und errechnet sich nach folgender Formel: BMI = Gewicht [kg] / Größe [m]². Von der WHO werden für den BMI bei Erwachsenen feste Grenzwerte definiert, die zur Einteilung in "untergewichtig", "normalgewichtig", "übergewichtig", "prä-adipös" und "adipös" herangezogen werden. Bei Kindern und Jugendlichen werden anstelle dieser WHO-Kriterien alters- und geschlechtsabhängige BMI-Perzentile zur Definition von Grenzwerten verwendet werden. Das Körpergewicht eines Kindes in Perzentilen anzugeben, bedeutet, dass diese Werte in Bezug zu den Werten der Altersgenossen gesetzt werden. Eine Berechnung des BMI ist auf der Website mybmi.de möglich.

Labormedizinisch sind bei Magersüchtigen manchmal oder in einigen Fällen Blutbildveränderungen, ein Zinkmangel und fehlende Eiweißsubstanzen nachweisbar. Verschiedene Stoffwechselstörungen liegen ebenfalls vor und bei Mädchen bleibt die Regelblutung aus (Amenorrhö). Tritt die Erkrankung vor der Pubertät ein, ist die körperliche Reifung inklusive des Wachstums gestört.

Organische Ursachen einer Appetitlosigkeit bzw. einer Gewichtsabnahme wie Tumorerkrankungen oder Stoffwechselstörungen müssen sorgfältig ausgeschlossen werden. Junge Mädchen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) erkranken öfter als ihre Altersgenossinnen an Magersucht. Dies gilt auch für Diabetes-Patienten – hier wird das Einsparen oder Weglassen von Insulin als gewichtsreduzierende Maßnahme eingesetzt.

Ausgeschlossen werden muss darüber hinaus, dass das gestörte Essverhalten als Symptom einer anderen psychischen Erkrankung auftritt (z.B. Anpassungsstörung, Borderline-Störung, Angst- oder Zwangsstörung, Depression , psychotische Störungen).

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anorexia nervosa kennzeichen

Magersucht (Anorexie) Ratgeber: Hilfe & Unterstützung für Betroffene und Eltern

Schockierende Bilder von Magermodels und ausgemergelten Betroffenen sind um die Welt gegangen und haben das Bild der Magersucht (Fachbegriff „ Anorexia nervosa „) in der Öffentlichkeit maßgeblich geprägt. Sie haben unter anderem eine umfassende Debatte um das gängige Schönheitsideal ausgelöst.

Stärker als in den vergangenen Jahrzehnten ist die „ Anorexia nervosa “ daher zum Gegenstand der Diskussion geworden, auch, weil sie keine Ausnahme mehr darstellt. De facto sind 0,7 Prozent aller pubertierenden Mädchen davon betroffen, immer öfter aber auch ältere Frauen, Jungen und junge Männer. Statistisch gesehen handelt es sich um eine Krankheit, die eine immer größere Rolle spielt.

Buchempfehlungen und Erfahrungsberichte zum Thema Magersucht bzw. Anorexie

Wie viel wiegt mein Leben?: Warum wir bei Magersucht über den Tellerrand schauen müssen (SPIEGEL-Bestseller)

Was ist Magersucht?

Zwar liest man viel über diese Krankheit, doch manch einer fragt sich: Was ist Magersucht überhaupt?

Der Begriff Magersucht impliziert dabei einige Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit die Anorexia nervosa medizinisch als solche diagnostiziert wird. Die Magersucht ist dabei als eine psychisch bedingte Essstörung aufzufassen. Eines der wesentlichen Kennzeichen ist, dass sich Betroffene als „zu dick“ wahrnehmen, obwohl dies nicht den Tatsachen entspricht.

Durch Verminderung der Nahrungsaufnahme, durch exzessiven Sport oder durch eine Einnahme von Abführ- oder Entwässerungsmitteln sowie Appetitzüglern wird das Gewicht drastisch verringert, wobei diese obsessive Gewichtskontrolle zur Sucht wird. Von Magersüchtigen weiß man, dass sie sich auch dann als zu dick wahrnehmen, wenn sie das Normalgewicht bereits deutlich unterschritten haben. Man spricht hierbei von einer Körperschemastörung: Die Betroffenen nehmen sich anders wahr, als sie sind, sie haben eine verzerrte Wahrnehmung von sich selbst. Medizinisch gesehen gilt dabei ein BMI unter 17,5 als Grenzmarke. Die Gedanken von Betroffenen kreisen bei der Magersucht charakteristischerweise unaufhörlich um die Themen Gewicht, Nahrung und Körper, obwohl sie gerade Essen und ihren Körper ablehnen. Das Selbstbewusstsein wird maßgeblich aus dem Umstand bezogen, das Körpergewicht unter Kontrolle halten zu können. Dies wird zum wichtigsten Lebensinhalt.

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Was können die Gründe für Magersucht sein?

Doch wie kommt diese krankhafte Sucht, möglichst mager sein zu wollen, zustande? Die Wissenschaft geht derzeit aus einem Mix von verschiedenen Komponenten aus, die ursächlich sind. So wird allgemein angenommen, dass die Magersucht teilweise genetisch bedingt ist, teilweise familiär und teilweise kulturell. Betroffene haben häufig einen angeborenen Hang zu dieser Krankheit, wie verschiedene Zwillingsstudien gezeigt haben.

Familien, in denen keine Auseinandersetzungen stattfinden, die extremen Wert darauf legen, nach außen hin als harmonisch wahrgenommen zu werden, scheinen nach gegenwärtigem Forschungsstand ebenfalls ein Nährboden für diese Krankheit zu sein. Kulturell gesehen wird auch das gängige Schönheitsideal in westlichen Ländern, nämlich Schlankheit, als ein Faktor angesehen. Betroffene sind darüber hinaus oft dadurch gekennzeichnet, dass sie sehr perfektionistisch sind. Meistens handelt es sich um äußerst leistungsorientierte Menschen, wobei häufig auch Eltern und/oder andere Bezugspersonen Druck ausüben. Die Betroffenen sind in der Regel wenig selbstbewusst. Auch sexueller Missbrauch oder andere Traumata können ein Grund sein. Häufig ergeben sich individuell verschieden diverse Faktoren für die Entstehung der Magersucht.

Was sind die Folgen der Magersucht?

Drastische Zahlen: 15 Prozent aller Magersüchtigen sterben an ihrer Krankheit, womit die Anorexia nervosa die höchste Sterberate unter den psychischen Krankheiten verzeichnet. Doch auch wenn nicht der Tod eintritt, so kann die Magersucht vielfältige gesundheitliche Folgen haben: zum Beispiel Osteoporose, gefährliche Herzprobleme, Entwicklungsverzögerungen (in der Pubertät), Nierenversagen, niedrige Konzentration von Geschlechtshormonen, Magenkrämpfe und vieles mehr. Durch die Anorexia nervosa können dabei Gesundheitsschädigungen eintreten, die die Betroffenen häufig ein Leben lang begleiten. Auch aus diesem Grunde ist eine möglichst frühe Behandlung erstrebenswert.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

In der Regel muss die Anorexia nervosa langfristig therapiert werden, in den wenigsten Fällen führt eine kurzfristige Therapie zum Erfolg. Bei der Behandlung wird vor allem versucht, den Betroffenen zu einem gesunden Körpergefühl und zu einem gesunden Umgang mit der Nahrung zu verhelfen. Da häufig auch ungesunde Familienbeziehungen eine Rolle spielen, werden oft Familienmitglieder in die Therapie mit eingebunden. Man geht hierbei davon aus, dass nicht nur die oder der Betroffene einer Behandlung bedarf, sondern die gesamte Familie.

Zudem wird versucht, den Betroffenen Strategien zur Konfliktbewältigung zu vermitteln, damit sich Frust und Zorn nicht mehr gegen den eigenen Körper und die eigene Gesundheit richten, sondern die Betroffenen produktiv damit umgehen. Grundsätzlich ist dabei der Zugang zu den Betroffenen eher schwierig, weil bestimmte Verhaltensmuster nur sehr schwer zu korrigieren sind.

Bei der Magersucht handelt es sich also um eine sehr komplexe psychische Krankheit, wobei individuelle, familiäre und kulturelle Faktoren eine Rolle spielen können. Es handelt sich ferner um eine Krankheit, die um sich greift. Die Betroffenen lehnen sich, ihren Körper und Nahrung dabei kategorisch ab. Ihre oberste Priorität ist die Gewichtsabnahme und die Gewichtskontrolle.

Wenn bei einer Person gezieltes Vermeidungsverhalten bei der Ernährung beobachtet werden kann, sollten bei Umstehenden bereits die Alarmglocken klingeln, da eine möglichst frühe Therapie auch die bestmöglichen Erfolgsaussichten hat. Dies ist vor allem im Kontext der vielfältigen gesundheitlichen Problematiken zu sehen, die sich einstellen können und die bei 15 Prozent aller Betroffenen zum Tod führen. Zudem ist verstärkt Präventivarbeit zu leisten, um potenzielle Betroffene und ihre Angehörigen sehr früh zu erreichen.

Welche Kennzeichen und Alarmsignale der Anorexia nervosa gibt es?

Betroffene beginnen rapide abzunehmen, bezeichnen sich dennoch als „fett“, meiden Essen und treiben enorm viel Sport: Sind dies bereits Kennzeichen einer Magersucht oder handelt es sich nur um eine vorübergehende „Macke“, um eine einfache Diät? Wie kann man sich sicher sein, dass tatsächlich die heimtückische Anorexia nervosa im Spiel ist? In der Tat glaubt das nächste Umfeld bei einer beginnenden Magersucht lange, dass es sich nur um eine vorübergehende Marotte handelt, die sich wieder geben wird.

Nach dem Motto „ damit kann er oder sie jederzeit wieder aufhören “ werden ernste Frühwarnzeichen häufig ignoriert. Dies liegt daran, dass es in der Tat auch schwierig ist, in der Frühphase der Anorexia nervosa die richtige Diagnose zu stellen, andererseits aber gerade eine baldige Behandlung sehr wichtig ist, um langfristige und gravierende Folgeschäden zu vermeiden. Obwohl die Diagnostizierung nicht einfach ist, gibt es dabei doch einige klare Anzeichen bei denen die Alarmglocken schrillen sollten.

Das sind die typischen Merkmale der Anorexia nervosa

Wie bei allen Essstörungen nimmt die Nahrungsaufnahme und das Gewicht bei den Betroffenen eine zentrale Stellung ein. Häufiges Wiegen, ausgiebiges Betrachten der Problemzonen im Spiegel und das eingehende Studieren der Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen nehmen großen Raum ein.

Magersüchtige wollen um jeden Preis ihr Gewicht senken und tun alles dafür. Sie sind sehr geschickt darin, sich vor dem Essen zu drücken und haben immer Ausreden parat. Essen sie doch einmal in Gesellschaft (was ebenfalls vermieden wird), dann nehmen sie nur kleinste Portionen zu sich, beispielsweise mit dem Hinweis: „Ich bin noch so satt vom Mittagessen.“

Das wenige Essen wird dann meist auf dem Teller hin und her geschoben und nur sehr langsam gegessen – bis jemandem am Tisch der Geduldsfaden reißt. Dabei wird nicht nur die Auswahl der Lebensmittel sorgsam getroffen, das Essen wird insgesamt ritualisiert und so können sich einzelne Mahlzeiten bis zu einer Stunde oder länger hinziehen.

Zudem sind Anorektiker sehr einfallsreich darin, ihre Umgebung zu täuschen und auszutricksen, wenn es darum geht, Essen zu vermeiden, und selbst das Fachpersonal in Kliniken steht hier häufig vor einem Problem. Auf der anderen Seite kochen Betroffene liebend gerne für andere, lesen mit Vorliebe Kochbücher oder schauen gerne Kochsendungen an – Hauptsache, sie müssen selbst nichts davon essen.

Mit fortschreitender Gewichtsabnahme stellen sich aufgrund der Mangelernährung depressive Symptome und eine ausgesprochene Reizbarkeit ein. Werden sie auf ihr Untergewicht angesprochen, leugnen die Betroffenen dies und halten sich selbst immer noch für zu „fett“. Gerade dies ist ein Hinweis auf ein gestörtes Körperschema, das typischerweise mit der Magersucht einhergeht. Eine verdüsterte Stimmung, Selbstmordgedanken und Veränderungen der charakteristischen Wesenszüge der betreffenden Person sind daher weitere Warnzeichen.

In der Tat verändern sich Magersüchtige von ihrem Charakter her, so wie jede Sucht das eigentliche Wesen des Abhängigen deformiert. Ansonsten ausgeglichene Naturen können unter dem Druck der Krankheit regelrecht aggressiv werden. Die schrittweise Veränderung des Charakters ist daher ein weiteres Kennzeichen der Magersucht.

Vorsicht ist auch angesagt, wenn

  • Abführmittel
  • Appetitzügler oder
  • Entwässerungstabletten

zum Einsatz kommen.

Damit versuchen anorektische Patienten die Gewichtsabnahme zu beschleunigen und fügen sich so noch weiteren Schaden zu. Zudem treiben die meisten Betroffenen bei minimalster Nahrungsaufnahme exzessiven Sport, um die wenigen Kalorien wieder zu verbrennen. Bei einem Teil der Erkrankten zeigen sich auch bulimische Symptome und sie erbrechen das Gegessene wieder. Mit Sport, Erbrechen und dem Einsatz von chemischen Mitteln versuchen Betroffene ihr Gewicht zusätzlich zu kontrollieren.

Zum Teil verlieren Anorektiker letztlich bis zu 50 Prozent ihres Körpergewichts. Im medizinischen Sinne spricht man de facto von Magersucht, wenn ein BMI von 17,5 unterschritten ist, doch dies ist natürlich ein Zeitpunkt, zu dem meist schon körperliche und psychische Schäden eingetreten sind.

Doch Magersüchtige sind nicht in der Lage, ihren wirklichen Zustand wahrzunehmen, weshalb ein kognitiver Zugang sehr schwierig ist. Sie leugnen ihr gefährliches Untergewicht weiterhin und versuchen mit allen Tricks, noch weiter abzunehmen, weil eine Gewichtszunahme für sie Horror ist. Gespräche über Mangelernährung und Untergewicht werden daher abgeblockt oder Betroffene ziehen sich ganz von Menschen zurück, die ihr Verhalten kritisieren oder auch nur thematisieren.

Ist also bei jemandem über längeren Zeitraum hin zu beobachten, dass er rapide an Gewicht verliert und unter allen Umständen Essen meidet, dann ist es Zeit, genauer hinzuschauen. Häufig wird man dabei feststellen, dass Körper, Gewicht und Nahrung bei den Betroffenen einen unverhältnismäßig wichtigen Stellenwert einnehmen und Magersüchtige alles versuchen, um abzunehmen. Radikale Nahrungsbeschränkung, exzessiver Sport, der Einsatz von chemischen Mitteln wie Appetitzüglern sowie die Leugnung des eigenen Untergewichts sind ernste Warnzeichen. Zudem setzen charakterliche Veränderungen ein.

Betroffene zeigen sich völlig uneinsichtig, was ihren Zustand angeht, und bezeichnen sich auch dann noch als zu dick, wenn sie bereits gefährliches Untergewicht haben. Da die Anorexia nervosa gravierende Folgeschäden nach sich ziehen kann – bis hin zum Tod – ist es daher angebracht, so früh wie möglich das Gespräch zu suchen, wenn man einen Verdacht hat, und eine Beratungsstelle aufzusuchen. In diesem Falle gilt die Devise, lieber zu früh als zu spät zu handeln.

Schönheitsideal und Anorexie

Es wird vielfach diskutiert, ob und inwiefern das heute in der westlichen Welt gängige Schönheitsideal, nämlich möglichst schlank zu sein, eine Komponente darstellt, warum immer mehr Mädchen und junge Frauen an Magersucht erkranken, wobei auch die Zahl der männlichen Betroffenen ansteigt. Besonders heftig wurde die Diskussion geführt, als ein lateinamerikanisches Mager-Model an ihrer Krankheit starb.

Dies warf ein ernüchterndes Licht auf die Traumwelt der Modeindustrie und sorgte weltweit für hitzige Debatten. Denn dieser Vorfall zeigte deutlich, was man inzwischen weiß: dass für die Erkrankung an Magersucht zwar mehrere Faktoren ausschlaggebend sind – auch genetische und psychosoziale – und die Anorexia nervosa nicht allein auf den Schlankheitswahn zurückgeführt werden kann, dass das gängige Schönheitsideal aber eine maßgebliche Rolle in diesem Prozess spielt. Dabei ist insgesamt festzustellen, dass das Äußere heute eine ungleich wichtigere Rolle spielt als noch vor einigen Jahrzehnten. In der westlichen Welt dominiert übermäßige Schlankheit als Ideal und dies hat Folgewirkungen für Gesellschaftsgruppen, die dafür vermehrt anfällig sind.

Das Geschäft mit dem Körperkult

Folgende Faktoren der boomenden Märkte vermitteln ein falsches Schönheitsideal:

  • Schönheitschirurgie

Die Industrie bietet den Verbrauchern an, Wundermittel für die Schönheit zu erwerben, wobei der Körper und das Äußere ins Zentrum gerückt werden. Sehr deutlich sieht man dies anhand der Schönheitschirurgie, die einen stetig wachsenden Markt darstellt. Durch gezielte Werbung wird Verbrauchern heute transportiert, dass ein gutes Äußeres das Wichtigste überhaupt ist. Manche Soziologen sprechen diesbezüglich sogar von einem „medialen Druck als Form von Gewalt“.

Vor allem Frauen wurden dabei schon immer mehr an ihrem Aussehen gemessen als Männer und sind daher vorrangige Adressatinnen der Werbung. Fit, schlank und schön – das ist das Diktat, das vorgegeben wird, und das vor allem Mädchen und junge Frauen erreicht, die die klassische Risikogruppe für eine Erkrankung an Anorexia nervosa bilden. Sie sind vorrangig unter Druck, dem Schönheitsideal zu entsprechen, denn Übergewicht wird gesellschaftlich sanktioniert, von Hänseleien über Diskriminierung bis hin zum Mobbing.

Schlankheit und Schönheit hingegen werden mit Erfolg, Geld und Disziplin assoziiert und durch Anerkennung und Wertschätzung belohnt. Den tieferen Grund in Schönheitsidealen sehen Soziologen und Psychologen dabei in der Suche nach erfolgreicher Fortpflanzung. Eine attraktive Partnerin, die dem gängigen Schönheitsideal entspricht, wird daher eher in die enge Wahl gezogen als Frauen, die als unattraktiv gelten.

Medialer Druck

Schauspielerinnen, Models, Werbeikonen und Sängerinnen sind heutzutage durchweg ausgesprochen schlank. Sind sie es nicht, bedeutet dies meist einen Karriereknick. Vor allem junge Mädchen und Frauen befinden sich wiederum in einer Lebensphase, in der Idole gesucht werden, was die eigene Identitätsbildung erleichtern soll. Dementsprechend bleibt es nicht ohne Wirkung, dass Frauen in der Öffentlichkeit häufig ausnehmend gut aussehen. Diese Idole werden kopiert und ihnen wird nachgeeifert. Mädchen und junge Frauen bekommen dabei durch die Medien bestimmte Schönheitsmuster präsentiert und sind nicht zuletzt daher die anfälligste Gruppe für Magersucht.

Gerade in der empfindlichen Lebensphase zwischen 15 und 25 ist es entscheidend, an wem man sich orientiert. Sind dies übermäßig dünne Schauspielerinnen, Sängerinnen und Models, dann wird genau deren Aussehen häufig als Ideal wahrgenommen. Auf diese Weise kann der Anorexia nervosa der Boden geebnet werden. Den Medien kommt hierbei eine tragende Rolle zu, da sie das gängige Schönheitsideal Tag für Tag millionenfach verbreiten und so für eine Verankerung im Bewusstsein des Verbrauchers sorgen.

Schönheitsideal hinterfragen

Schlankheit ist heutzutage wichtig und vor allem jungen Adressatinnen wird vermittelt, wie wichtig es ist, dünn und gut aussehend zu sein. Insofern spielt das durch Medien transportierte gängige Schönheitsideal sehr wohl eine Rolle bei der Entwicklung einer Magersucht. Doch wie kann man diesen unguten Trend umkehren?

Geht das überhaupt? Die Zeitschrift „Brigitte“ hat sich aufgrund des Schlankheitswahns vor einiger Zeit entschieden, keine Models mehr zu engagieren, sondern nur mit „echten“ Frauen in den Fotoshootings zu arbeiten. Dies ist ein erster Schritt, gilt die „Brigitte“ doch als Mutter aller Frauenzeitschriften, doch genauso wichtig ist es, zu Hause und in den Schulen Präventionsarbeit zu betreiben und gemeinsam mit jungen Menschen das derzeit vorherrschende Schönheitsideal zu hinterfragen.

Statt ultradünnen Models nachzueifern, geht es dabei vor allem auch darum, dass vorzugsweise Mädchen und junge Frauen ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln und ihre eigene Wertigkeit nicht von einem medialen und gesellschaftlichen Diktat abhängig machen.

Das derzeit herrschende Schönheitsideal hat also durchaus Einfluss auf die Entwicklung einer Krankheit wie der Anorexia nervosa. Dieses Schönheitsideal wird vor allem medial vermittelt und fällt bei der sensiblen Altersgruppe zwischen 15 und 25 Jahren häufig genug auf fruchtbaren Boden, weil es sich hierbei um eine Lebensphase handelt, in der der Prozess der Identitätsbildung vonstattengeht.

Nicht umsonst handelt es sich bei den Mädchen und jungen Frauen um die Hauptrisikogruppe für die Entwicklung einer Magersucht, zumal sie auch stärker als Männer und Jungen dem Druck unterworfen sind, gut aussehen zu müssen. Präventionsarbeit muss daher genau hier ansetzen und potenziellen Betroffenen eine Alternative zu Size Zero anbieten. Denn was Schönheit ist, das ist letztlich auch eine sehr individuelle Frage, die sicher nicht mit genormten 0-Größen beantwortet werden kann.

Welche Anorexie Risikogruppen gibt es?

Seit den 1970er-Jahren steigt die Zahl der an Magersucht Erkrankten kontinuierlich an, wobei manche Experten einwenden, dass dies auch darin begründet sein könnte, dass das gesellschaftliche Augenmerk mehr auf der Anorexia nervosa liegt als früher und diese Krankheit deswegen häufiger erkannt und diagnostiziert wird.

Wer läuft eher Gefahr, an Magersucht zu erkranken?

Dabei ist deutlich festzustellen, dass die Magersucht in bestimmten Personenkreisen öfter zu finden ist als in anderen. Mittlerweile hat man gewisse Risikogruppen ausgemacht. Dabei ist zu vermerken, dass diese Risikogruppen recht beschränkt sind, es handelt sich bei der Magersucht um kein Massenphänomen. Doch wer ist besonders gefährdet? Wo sind die sensiblen Punkte?

Persönlichkeitsprofil Betroffener

Gefährdete altersgruppen.

Obwohl die Anorexia nervosa grundsätzlich bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen anzutreffen ist, so gelten doch Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 25 aus der Mittel- und Oberschicht als besonders gefährdet. Nur fünf Prozent der Betroffenen sind Männer. In der Altersgruppe der Frauen zwischen 15 und 25 sind die meisten Magersüchtigen zu finden, statistisch gesehen erkrankt dabei ein Prozent der jungen Mädchen und jungen Frauen in ihrem Leben an Anorexia nervosa.

Diese Zahlen gelten mittlerweile als wissenschaftlich erwiesen. Dabei scheinen vor allem der Zeitpunkt um das 14. Lebensjahr und der Zeitpunkt um den 18. Geburtstag herum besonders kritisch zu sein. In diesen Phasen bricht die Krankheit bevorzugt aus. Hierbei ist aber auch zu vermerken, dass sich die Anorexia nervosa auch dann häufig Bahn bricht, wenn die Eltern selbst ein abnormes Essverhalten zeigen.

Psychologisches Profil

Festgestellt wurde auch, dass viele Betroffene bestimmte Wesenszüge gemeinsam haben. Die Charakteristiken ähneln sich häufig. So handelt es sich bei den Erkrankten meist um überdurchschnittlich intelligente, aber auch sehr sensible Personen, die unter Selbstunsicherheit und Orientierungslosigkeit leiden. Insbesondere die Veränderungen, die sich in der Pubertät ergeben, werden als bedrohlich empfunden.

Dies wird oft mit übertriebenem Leistungswillen kompensiert, so dass sich Außenstehende manchmal nur wundern können, was manche Betroffene trotz ihres schlechten Zustandes alles zuwege bringen. Häufig ist das Gefühl der Wertlosigkeit, das mit Leistung ausgeglichen werden soll, verknüpft mit einer Sozialphobie. Betroffene wollen auf keinen Fall negativ auffallen, sind oft sozial isoliert und fürchten ein abwertendes Urteil durch andere. Sie haben eine Tendenz zur Schadensvermeidung und einen Hang zum Perfektionismus.

Genauso wie sie sich den „perfekten“ Körper wünschen, so wollen sie auch in Schule, Freizeit und Beruf perfekt sein. Sie trainieren bis zur Erschöpfung, bringen Bestnoten nach Hause, sind angepasst und „brav“, wobei gut niemals gut genug ist – bis der Zusammenbruch kommt. Dabei ist die Krankheitseinsicht bei den meisten Betroffenen nicht oder kaum vorhanden und sie empfinden es als eine ungerechte Bevormundung, wenn sie sich in Behandlung begeben sollen.

Daher versuchen sie in der Regel auch medizinisches Personal genauso wie ihre Umwelt zu Hause auszutricksen, um noch weiter abnehmen zu können. Sie haben oft ein ganz erstaunliches Beharrungsvermögen, was durch die Erkrankung aber zu ihren Lasten geht. Sie sind fest davon überzeugt, „zu fett“ zu sein, und tun alles, um diesen vermeintlichen Zustand zu ändern. Häufig berichten Eltern dabei, dass Betroffene meist schon in der Kindheit, um jeden Preis ihren Willen durchzusetzen suchten und ungeheuer dickköpfig waren. Genau dieser Umstand macht die Behandlung der Anorexia nervosa aber so schwer, weil Betroffenen kaum zu vermitteln ist, warum sie sich ärztlicher Behandlung unterziehen sollen.

Gefährdete Berufsgruppen

Dabei laufen auch Vertreter bestimmter Berufsgruppen vermehrt Gefahr, an Anorexia nervosa zu erkranken. Dies betrifft vor allem Berufe, in denen der Körper und das Körperbild eine ungleich größere Rolle spielt. So hat man festgestellt, dass

  • Tänzer(innen)
  • Turner(innen)
  • Leistungssportler im Allgemeinen

besonders gefährdet sind.

Nicht umsonst machte kürzlich die Schlagzeile die Runde um die Welt, dass sich ein Model zu Tode gehungert hat, was eine neue Diskussion um die „Magermodels“ auslöste. Unter den Spitzensportlern ist Sven Hannawald wohl der bekannteste Betroffene, der – um bessere sportliche Leistung zu erbringen – an Magersucht erkrankte. Viele andere Sportler verfallen ebenfalls der Anorexia nervosa, weil sie mehr erreichen wollen. Bei den genannten Berufsgruppen ist Schlankheit enorm wichtig, weil davon zum einen die Leistung abhängt, zum anderen in diesen Berufsfeldern der optische Eindruck ungleich wichtiger ist.

Man kann daher durchaus potenzielle Risikogruppen für Anorexie-Erkrankungen ausmachen. Überdurchschnittlich oft sind Mädchen und junge Frauen betroffen, hier beträgt die Rate statistisch gesehen etwa ein Prozent. Die Betroffenen haben zumeist auch bestimmte Charakteristiken gemeinsam wie überdurchschnittliche Intelligenz, soziale Isolation, Perfektionismus und Beharrungsvermögen.

Zudem ist die Krankheitseinsicht häufig kaum oder gar nicht vorhanden und Betroffene versuchen gegen alle Widerstände alles, um weiter abzunehmen, weil sie ja vermeintlich „zu fett“ sind. Auch hat man mittlerweile festgestellt, dass bestimmte Berufsgruppen gefährdeter sind als andere. Alle Berufe, in denen der Körper eine maßgebliche Rolle spielt (zum Beispiel Models, Spitzensportler), sind häufig eine Gefahrenquelle, wie prominente Beispiele belegen. Daher kann man durchaus sagen, dass die meisten Magersüchtigen ein bestimmtes Profil haben, das sie von anderen unterscheidet und für die Krankheit anfälliger macht.

Was sind die Anzeichen der Magersucht bzw. Anorexie

Wie kann man sie frühzeitig verhindern.

Die Magersucht ist eine sehr komplexe Erkrankung mit einem vielschichtigen Ursachengeflecht. Haben sich Betroffene bereits auf 30 Kilogramm herunter gehungert – was keine Seltenheit darstellt – dann ist es offensichtlich, dass die Anorexia nervosa der Grund hierfür ist. Doch in der Anfangsphase ist es häufig schwer zu entscheiden, ob es sich nur um eine vorübergehende „Macke“, einen „Diätfimmel“ handelt oder ob die ernste Magersucht-Erkrankung vorliegt. Macht die oder der Betreffende nur eine übertriebene Diät, die wieder vorübergeht, oder ist er oder sie bereits erkrankt? Legt sich der Schlankheitsfimmel wieder oder ist es bereits Zeit zu handeln?

Solche Fragen quälen Umstehende, wenn sie sehen, dass jemand systematisch Nahrung verweigert, zudem exzessiv Sport betreibt und immer eine Ausrede hat, um nicht essen zu müssen. Daher ist die Frage nach den ersten Symptomen und Anzeichen der Magersucht sehr berechtigt, weil es allgemein bekannt ist, dass eine Behandlung möglichst früh einsetzen sollte, um spätere Langzeitschäden zu vermeiden. Und nicht zuletzt ist es auch eine traurige Tatsache, dass etwa 15 Prozent der Betroffenen immer noch an ihrer Krankheit sterben. Dies kann oft verhindert werden, wenn man frühzeitig eingreift.

Welche Frühwarnzeichen der Anorexia nervosa gibt es?

Obwohl sich insbesondere Laien schwer tun, die Magersucht von einer momentanen Disposition zu unterscheiden, so gibt es doch einige stichhaltige Kriterien, die anzeigen, wann man es tatsächlich mit der Anorexia nervosa zu tun hat. Typisch für die Anorexia nervosa ist es, dass Betroffene nur kleinste Kalorienmengen zu sich nehmen und vor allem hochkalorische Lebensmittel vermeiden. Stellt man fest, dass jemand stets eine Ausrede hat, um nicht essen zu müssen („Ich habe schon gegessen, ich bin immer noch satt“), demnach also ein eindeutiges Vermeidungsverhalten an den Tag legt, dann sollten bereits die Alarmglocken klingeln.

Steht ein großes Essen an, dann haben sie keine Zeit, bei den normalen Mahlzeiten lassen sie verlautbaren, noch immer satt zu sein. Die Kalorienmenge wird außerdem auf ein Minimum beschränkt und kann beispielsweise aus zwei Karotten und einem Apfel täglich bestehen. Sowohl die systematischen Tricksereien, um Nahrungsaufnahme zu vermeiden, als auch die drastische Reduktion der Nahrung sind Hinweise auf eine sich anbahnende Erkrankung. Wenn es grundsätzlich Ausreden gibt, um nicht essen zu müssen, dann ist dies ein ernster Hinweis.

Paart sich die Essensverweigerung noch mit exzessivem Sport, dann liegt noch ein weiterer Grund zur Besorgnis vor. Auffällig bei den meisten Erkrankten ist auch, dass sie ihren Körper und Nahrung im Allgemeinen zwar ablehnen, die Gedanken aber unaufhörlich ums Essen kreisen.

So bereiten Magersüchtige mit Vorliebe Essen für andere zu – nehmen selbst aber nichts davon. Alarmierend ist es auch, wenn vor allem junge Mädchen ständig betonen, dass sie „zu dick“ sind, obwohl sie von Übergewicht meilenweit entfernt sind. Dies bedeutet, dass sie sich bereits nicht mehr realistisch wahrnehmen können und ein verzerrtes Körperschema haben. Auch ständiges Wiegen, womöglich mehrmals am Tag, ist ein Anzeichen, dass sich Betroffene mehr und mehr um das Thema Gewicht drehen und ihr Selbstbewusstsein davon abhängig machen.

Zu berücksichtigen ist auch, dass Erkrankte zum Teil ein unglaubliches Pensum an Leistung in Schule und Freizeit erbringen, obwohl sie so wenig essen und das Wenige noch durch Sport verbrennen. Diese ungeheuren Leistungen, die Betroffene stemmen können, können ebenfalls als typisch gelten. Auch dies ist also ein Maßstab, um die Anorexia nervosa zu erkennen.

Meist treten diese Symptome kombiniert auf. Bemerkt man also ein oder mehrere der genannten Anzeichen, dann ist es Zeit zu handeln.

Was kann man tun, wenn man eine Erkrankung vermutet?

Vermutet man eine anorektische Erkrankung, ist es wichtig, gezielt mit den Betroffenen das Gespräch zu suchen. Dabei sollte zum einen versucht werden herauszufinden, was der Grund für das Verhalten ist (möglicherweise ein Trauma? Oder Überforderung?), aber man sollte auch deutlich aufzeigen, wohin diese Erkrankung führen kann. Das Internet kann hier dienlich sein, wo es erschreckende Bilder von Magersüchtigen zu sehen gibt.

Dabei kann man sicher sein, dass diese schockierenden Bilder nicht das sind, was Betroffene eigentlich wollen. Sie wollen – aus ihrer Perspektive – lediglich schlank und schön sein. Beim Gespräch sollte man die Karten dennoch klar auf den Tisch legen und darauf verweisen, was geschehen kann.

Wichtig ist es für Umstehende und nahe Angehörige, sich rechtzeitig professionellen Rat zu holen. Häufig ist man mit der Situation überfordert, weil sich Betroffene – auf ihre Erkrankung angesprochen – oft aggressiv zeigen und den Verdacht weit von sich weisen. Frühe professionelle Hilfe kann ein Abgleiten in die Krankheit aber verhindern. Die Fachfrau oder der Fachmann sollte zumindest ein Gespräch mit dem oder der Betroffenen führen, um einen möglichen Verdacht erhärten zu können.

Frühzeitig eingreifen

Es ist elementar wichtig, bei der Anorexia nervosa frühzeitig einzugreifen und Verdachtsmomenten nachzugehen. Dies sollte möglichst schon dann geschehen, bevor sich die Krankheit verselbständigt. Dabei sind auch die Langzeitschäden zu berücksichtigen, die – ist die Krankheit fortgeschritten – oftmals irreparabel sind. Deshalb sollte man mögliche Vermutungen sehr ernst nehmen.

Was können Ursachen der Anorexie (Magersucht) sein?

Das multiple Ursachengeflecht macht es schwer, die Anorexia nervosa erfolgreich zu behandeln und ist auch der Grund dafür, warum immer noch circa 15 Prozent der Betroffenen an dieser Krankheit sterben. Grundsätzlich macht die Forschung in der Zwischenzeit eine Kombination aus mehreren Faktoren für die Magersucht verantwortlich: genetische Disposition, familiäre Hintergründe, auch Traumata oder schockierende Erlebnisse sowie sozio-kulturelle Gegebenheiten.

Das Ineinandergreifen dieser Faktoren sowie deren Komplexität machen in der Regel eine längerfristige Therapie notwendig, um die Anorexia nervosa erfolgreich zu behandeln. In jedem Fall ist es erforderlich, die individuelle Not des Einzelnen in den Blick zu nehmen, weil die verschiedenen Ursachen je nach Person unterschiedlich gewichtet werden müssen.

Genetische Disposition

Anhand von Zwillingsstudien hat man festgestellt, dass der Anorexia nervosa wohl tatsächlich auch eine genetische Disposition zugrunde liegt. Ist ein Zwilling betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch der andere Zwilling erkrankt, überproportional an. Welche Gene hingegen die Krankheit begünstigen, das steht noch nicht fest. Man geht auch davon aus, dass die genetische Disposition mit familiären und kulturellen Hintergründen bzw. mit Traumata interagiert und erst durch ein Ursachengeflecht die Krankheit zum Ausbruch kommt.

Die Anorexia nervosa ist aber – darin herrscht in der Medizin mittlerweile Einigkeit – eine seelisch bedingte Essstörung, die entsprechend behandelt werden muss. Die Essstörung und die Sucht nach Gewichtskontrolle manifestieren sich dabei vorwiegend in einem gestörten Körperschema, d.h. Betroffene nehmen sich auch dann als dick war, wenn sie es gar nicht sind. Die Therapie dieser Krankheit konzentriert sich deswegen unter anderem darauf, dass die Betroffenen wieder lernen, sich der Wirklichkeit entsprechend wahrzunehmen und ein gesundes Selbstbild aufzubauen.

Familiäre und soziale Ursachen

Man hat festgestellt, dass Magersüchtige häufig aus Familien stammen, in denen viel Wert darauf gelegt wird, dass der „Schein“ nach außen hin stimmt. Probleme werden meist unter den Teppich gekehrt und es herrscht eine vordergründige (und falsche) Harmonie, die tatsächlich krank machen kann, weil Wesentliches ungesagt bleibt und das konstruktive Austragen von Konflikten für die seelische Gesundheit elementar ist. Demzufolge werden bei der Therapie der Anorexia nervosa in der Regel die nächsten Familienmitglieder einbezogen. Man geht davon aus, dass nicht nur die Erkrankten selbst therapiebedürftig sind, sondern auch ihr näheres Umfeld. Zudem wurde festgestellt, dass die Rückkehr von Genesenden in ein krankes Milieu einen Rückfall begünstigt. Häufig müssen die nächsten Familienmitglieder daher lernen, offen miteinander umzugehen und Konflikte offen auszutragen.

Meist stehen Betroffene auch sehr unter Druck, permanent Leistung bringen zu müssen. Auch hier spielt oftmals die Familie eine Rolle, in der nur das Beste zählt. Das Hinterfragen des Leistungsdenkens des Betroffenen und auch der Familie ist häufig ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Menschen, die an Magersucht erkranken, sind oft sehr perfektionistisch, was wiederum seinen Hintergrund in Erziehung und Gesellschaft hat.

Kulturelle Faktoren

Es ist allgemein bekannt, dass Schlankheit ein wesentliches Schönheitsideal in den westlichen Ländern ist. Die Models, die Designerkleider vorführen, sind extrem dünn, auch Schauspielerinnen und Sängerinnen verkörpern dieses Schönheitsideal. Betrachtet man die Entwicklung der Konfektionsgrößen, so ist auch deutlich, dass der Trend hin zu XS-Größen geht. Diese kulturellen Faktoren prägen vor allem Mädchen in der Pubertät, die auch immer noch die Hauptgruppe der von Anorexia nervosa Betroffenen stellen, auch wenn mittlerweile festzustellen ist, dass auch Jungen und junge Männer sowie ältere Frauen davon in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Bedürfnis, schlank zu sein – und somit auch schön zu sein – ist tief verankert in der westlichen Kultur, woran auch einzelne Ausnahmen wie zum Beispiel die neue Kampagne der „Brigitte“ nichts wesentlich ändern können. Vor allem junge Mädchen werden mit überschlanken Vorbildern konfrontiert und verinnerlichen dieses Schönheitskonzept als erstrebenswert.

Für den Ausbruch von Anorexia nervosa spielen häufig auch Traumata eine Rolle, wie das individuelle Profil vieler Betroffener zeigt. Ein solches Trauma kann beispielsweise in sexuellem Missbrauch begründet sein. Sexuelle Übergriffe haben beim Opfer in aller Regel die Folge, dass sie sich und ihren Körper als schmutzig bzw. beschmutzt wahrnehmen. Extremes Hungern und exzessiver Sport sind in diesem Rahmen als autoaggressive Handlungen zu sehen mit denen Betroffene versuchen, ein schlimmes Erlebnis zu kompensieren.

Das generelle Profil der von Anorexia nervosa Betroffenen zeigt in den meisten Fällen eine Mischung aus verschiedenen Ursachen. Mit dem gegenwärtig herrschenden Schlankheitsideal werden alle konfrontiert, aber nicht alle erkranken an Magersucht. Das heißt, dass es auch spezifische individuelle Faktoren wie zum Beispiel eine genetische Disposition geben muss. Zudem spielt das familiäre Umfeld bei den meisten Betroffenen eine große Rolle. Viele rutschen auch durch ein schockierendes Erlebnis wie einen sexuellen Übergriff in die Magersucht, weil sie ihren Körper als Reaktion als schmutzig ablehnen. Diesen multiplen Ursachen muss eine Behandlung gegenüberstehen, die alle Faktoren beleuchtet. Nur wenn man dem Einzelnen gerecht wird und dessen spezifische Disposition in den Blick nimmt, kann eine solche Behandlung erfolgreich sein. Vor allem im Rahmen von Psychotherapie kann man versuchen, die individuellen Rahmenbedingungen herauszufinden, um so den Betroffenen möglichst helfen zu können.

Äußere Einflüsse bei der Entstehung von Magersucht

Mittlerweile geht man davon aus, dass die Anorexia nervosa auch genetische Ursachen hat. Betroffene sind häufig von Natur aus anfälliger, was diese Krankheit angeht, und Verwandte ersten Grades haben, wie man festgestellt hat, ein achtmal erhöhtes Risiko, ebenfalls an Magersucht zu erkranken.

Doch die Anorexia nervosa hat meist vielschichtige Ursachen und sozio-kulturelle Faktoren sind ebenfalls ausschlaggebend für eine Erkrankung. Dabei weiß man, dass das gängige Schönheitsideal – so dünn wie möglich, nur dünn ist schön und erfolgreich – einen unguten Einfluss ausübt und mit dafür verantwortlich ist, dass die Zahl der Neuerkrankungen kontinuierlich steigt. Doch welche Ursachen gibt es noch?

Familienprofil

Statistiken zeigen, dass Magersüchtige häufig aus der Mittel- oder Oberschicht stammen und meist aus Familien, die als vorbildlich gelten. Die Familien werden als tüchtig, ordentlich und unauffällig angesehen.

Auf keinen Fall hin will man nach außen auffallen oder etwas von privaten Problemen durchsickern lassen. Betroffene, die aus solchen Familien stammen, sind in der Kinder- und Jugendzeit häufig sozial sehr angepasst und erbringen gute schulische und sportliche Leistungen.

Sie sind „brav“. Innerhalb der Familien ist das Harmoniestreben elementar, Konflikte werden nicht offen ausgetragen, stattdessen hat „ alles zu stimmen “.

Gefühle wie Ärger, Wut, Hass oder Neid haben keinen Platz.

Unterschwellig zersetzen sie aber das Innere der Betroffenen. Die Bindungen innerhalb der Familie sind dabei oft sehr eng und diejenigen, die an Magersucht erkranken, haben häufig keine Möglichkeit ihre Individualität auszuleben oder sich abzunabeln. Man spricht dabei von sogenannten „Bindungsfamilien“.

Ein solches oder ein ähnliches Profil zeigen viele Familien auf, aus denen an Anorexia nervosa Erkrankte stammen. Die heile Welt darf keineswegs in Frage gestellt werden, denn was sollen die Nachbarn denken? Die Magersucht ist daher häufig ein mehr oder weniger bewusster Ausbruchsversuch aus dieser verlogenen Idylle. Dies ist auch der Grund, warum bei der Therapie die engsten Familienmitglieder mit einbezogen werden.

Konflikte innerhalb der Familie

Scheidungen, Auseinandersetzungen und dergleichen sind häufig ebenfalls ein Faktor, warum eine Magersucht ausbricht. Die Anorexia nervosa ist insofern auch als eine Antwort auf mögliche Verlustängste zu sehen. Manche Psychologen gehen sogar soweit, dass sie behaupten, die Erkrankung an Magersucht sei ein Hilferuf und ein Versuch, die Familie wieder zu kitten.

Auf jeden Fall kann man beim Vergleich der Statistiken feststellen, dass genauso wie bei überharmonischen Familien auch massive Konflikte innerhalb der Familie ein Grund sein können, warum die Anorexia nervosa ausbricht. Ein unguter sozialer Hintergrund kann die Magersucht genauso begünstigen wie eine extreme Familienidylle, in der kein Platz für individuelle Entfaltung ist.

Sexueller Missbrauch

Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen haben Magersüchtige überdurchschnittlich oft sexuelle Übergriffe erlebt. Vor allem in der Pubertät sind junge Frauen häufig mit der geschlechtlichen Entwicklung überfordert. Werden sie in irgendeiner Form noch sexuell belästigt, so hinterlässt dies umso tiefere Wunden und führt zur Ablehnung des eigenen Körpers. Das Hungern ist insofern als ein Versuch zu sehen, das Weibliche zu verdrängen und für den Täter nicht mehr attraktiv zu sein.

Die Magersucht ist damit eine Reaktion auf ein Trauma und der Versuch, das Geschehene zu kompensieren. Dabei sind die Täter in der Regel nicht bei Außenstehenden zu suchen, sondern innerhalb der Familie. So kann es sein, dass der Vater an der geschlechtlichen Entwicklung seiner Tochter leicht Gefallen findet und diese ablehnend reagiert, indem sie sich im wahrsten Sinne des Wortes „dünne macht“. Ein möglicher Schutz vor sexuellem Missbrauch ist ein starkes Selbstbewusstsein. So zeigen Statistiken, dass bevorzugt Kinder und Jugendliche belästigt werden, die nur ein schwaches Selbstbewusstsein haben.

Persönliche oder berufliche Fehlschläge

Persönliche oder berufliche Fehlschläge muss jeder hin und wieder einstecken. Doch aufgrund des gängigen Schönheitsideals, dass da besagt, nur dünn ist schön, beziehen insbesondere viele Frauen eine Niederlage darauf, dass sie scheinbar zu dick sind. „Wenn ich dünner wäre, hätte ich mehr Erfolg …“ – ein gefährlicher Rückschluss, denn er reduziert die Betreffenden auf das Körperliche. Persönliche, schulische oder berufliche Fehlschläge verbinden vor allem Frauen oft mit ihrer Figur. So kann eine private oder berufliche Niederlage zunächst in einer Diät münden, die dann zur Einstiegsdroge wird. Hier zeigt sich ganz deutlich, dass das vorherrschende Schönheitsideal eine fatale Wirkung haben kann.

Diskriminierung und Beleidigungen

Magersüchtige sind oftmals zu Beginn ihrer Sucht etwas pummelig oder leicht übergewichtig und müssen deswegen spitze Bemerkungen oder Diskriminierung aushalten. Dieses verletzende Verhalten anderer mündet häufig in einer Diät, um sich weniger angreifbar zu machen, wobei die Diät eine ungute Eigendynamik entwickeln kann. Die seelischen Verletzungen, die aus Diskriminierung und Beleidigungen wegen des Gewichts resultieren, sind oftmals der „Motor“ für eine Magersucht.

Es kann also einige Gründe für die Entwicklung einer Magersucht geben. Überperfekte Familien, in denen kein Raum für Abnabelung und Individualismus ist, familiäre Konflikte wie Scheidungen, sexueller Missbrauch, persönliche und berufliche Fehlschläge sowie Diskriminierung und Beleidigungen können den Nährboden für die Anorexia nervosa bilden. Meist findet sich bei den Ursachen eine Kombination mehrerer Faktoren. Die Magersucht kann als Versuch gesehen werden, aus unguten Verhältnissen auszubrechen und einem übertriebenen Schönheitsideal, das mehr Erfolg und Akzeptanz verspricht, zu entsprechen.

Wie kann ich Anorexie vorbeugen?

Kann man Magersucht vorbeugen? Und wenn ja, wie? In der Tat ist es schwierig, Präventionsmaßnahmen gegen die Anorexia nervosa zu treffen, weil die Gründe für eine solche Erkrankung in der Regel sehr vielschichtig sind. Meist handelt es sich um einen ganzen Komplex von Faktoren, die diese Krankheit begünstigen und dementsprechend ist es nicht einfach, wirksame Maßnahmen gegen die Magersucht zu treffen. Es gibt jedoch einige Punkte, die man beachten sollte, wenn man der Anorexia nervosa zumindest keinen Vorschub leisten will.

Umfang mit Essen und Mahlzeiten

Hier kann man bereits im Kindesalter positive Weichen stellen. Gemeinsames Essen sollte für alle Beteiligten möglichst angenehm und harmonisch sein, sodass sich positive Gefühle damit verbinden. Keinesfalls sollte man ein Kind zwingen zu essen, Nahrungsaufnahme wird ansonsten automatisch negativ besetzt. Auch abfällige Bemerkungen über Körperformen sollte man tunlichst unterlassen. Zeigt ein Kind eine ungute Gewichtszunahme oder -abnahme, dann sollte dies offen ohne spitze Bemerkungen angesprochen werden. Gemeinsam kann man eine Lösung erarbeiten, ohne Kränkungen und Verletzungen.

Akzeptanz des Kindes bzw. des Teenagers

Kinder und Teenager sollten sich – so abgedroschen das klingen mag – angenommen und akzeptiert fühlen. Es ist wichtig, Respekt vor der Persönlichkeit des jungen Menschen zu zeigen und vor allem das offene Gespräch zu pflegen. Ablehnung im Kindes- und Jugendalter kann, unter Umständen, zur Magersucht führen. Eine offene Atmosphäre hingegen begünstigt, dass Probleme ausgetauscht werden und sich potenziell Gefährdete nicht in eine Magersucht „flüchten“. Es gilt, das Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu stärken, weil dies in der Regel bei Magersüchtigen ein wunder Punkt ist. Magersüchtige versuchen oftmals, durch ihr Hungern, ihr mangelndes Selbstwertgefühl auszugleichen.

Hinterfragen von Medien und Schönheitsideal

Medien transportieren jeden Tag millionenfach ein bestimmtes Schönheitsideal. Topmodels, Schauspielerinnen, Sängerinnen und Werbeikonen vermitteln: Nur wer dünn ist, der kann auch schön sein. Im Rahmen des Unterrichts oder im Rahmen von Projektwochen sowie zu Hause gilt es, sich kritisch mit diesem Schönheitsideal auseinanderzusetzen und Kinder und Jugendlichen auch die Wahrheiten hinter der schönen Fassade zu zeigen.

Statistiken, einschlägige Erfahrungsberichte, usw., können helfen, eine alternative Sicht auf den Size-Zero-Trend zu entwickeln. Hierbei gibt es auch Reportagen und Fotostrecken von Magersüchtigen, die sich selbst zur Verfügung gestellt haben, um zu zeigen, wohin diese Krankheit führen kann. Dabei handelt es sich um grauenhafte Bilder. Auch gibt es zahlreiche Erlebnisberichte in Buchform, die von Betroffenen geschrieben wurden und die durch ihre Authentizität Zugang zu jungen Menschen finden können, die möglicherweise gefährdet sind.

Erste Alarmsignale beachten

  • Ist bereits eine rapide Gewichtsabnahme zu verzeichnen?
  • Sind Abführmittel und Appetitzügler mit im Spiel?

Dann sollte man die Karten beizeiten offen auf den Tisch legen und das Gespräch suchen. Es sollte in diesem Rahmen wohlweislich nicht darum gehen, den Betroffenen anzuklagen, sondern es geht darum zu ergründen, was in ihm vorgeht. Dabei kann man aber durchaus die Risiken aufzeigen und vielleicht mithilfe von Videos oder Fernsehdokumentationen über das Thema diskutieren.

Wichtig ist eine liebevolle Atmosphäre. Jugendliche sollten wissen, dass sie eine Anlaufstelle haben und dass ihnen jemand zur Seite steht. Zum Essen zwingen bringt in aller Regel überhaupt nichts, dies ist vielmehr kontraproduktiv. Beizeiten einzugreifen kann aber unter Umständen Leben retten und es ist bei der Anorexia nervosa – wie bei vielen anderen Krankheiten auch – erwiesen, dass ein früher Behandlungsbeginn die besten Erfolgsaussichten hat. Daher sollte man ein problematisches Verhalten, das länger andauert, nicht ignorieren und als Marotte abtun.

Es ist also einerseits kompliziert, den Anfängen einer Magersucht zu wehren, andererseits kann man aber als Erzieher oder Eltern durchaus auch positive Weichen stellen, damit sich die Anorexia nervosa möglichst nicht Bahn bricht. Dazu gehört Aufklärungsarbeit in den Schulen und zu Hause, wobei eine kritische Auseinandersetzung mit dem Medien und dem transportierten Schönheitsideal angezeigt ist. Ist der Trend hin zu Size Zero wirklich noch schön, wenn man die ausgemergelten und völlig ausgezehrten Körper von Magersüchtigen sieht, die sich auf 30 Kilogramm oder noch weniger herunter gehungert haben?

Zudem ist es ebenfalls ein Schutz, wenn Kindern und Jugendlichen Respekt und Verständnis entgegengebracht wird. Verständnis für ihre Sorgen und Nöte, eine offene Atmosphäre und liebevolle Anteilnahme sind die beste Basis. Selbstbewusste Kinder und Jugendliche erkranken weitaus seltener an Magersucht als unsichere Charaktere. Insbesondere sollten dabei abfällige Bemerkungen über Körperformen vermieden werden – dies ist oftmals ein Anlass für eine Diät und eine Diät kann förmlich als Einstiegsdroge in die Magersucht fungieren.

Außerdem sollte man Frühwarnzeichen nicht übersehen.

Indikatoren für Essstörungen:

  • schnelle Gewichtsabnahme
  • Vermeidungsverhalten beim Essen
  • der Einsatz von Appetitzüglern
  • exzessiver Sport

Dann ist beizeiten das offene Gespräch, allerdings ohne Anklagen, zu suchen.

Wichtig ist es steht, den Betroffenen zu vermitteln, dass man gemeinsam handelt und nicht gegen sie. Zwang, Drohungen und Sanktionen sind nicht der richtige Weg, um der Anorexia nervosa beizukommen, vielmehr geht es um Respekt und gegenseitiges Verständnis. Dies bedeutet allerdings nicht, dass man nicht auch klar aufzeigen sollte, wohin der Weg der Magersucht führen kann.

Welche Behandlung und Therapiemöglichkeiten gibt es bei Anorexie?

Die Magersucht ist eine besonders tückische Krankheit , weil Betroffene oft selbst nicht wahrnehmen, in welchem Zustand sie sich befinden. Die mangelnde Krankheitseinsicht ist daher ein grundlegendes Problem. Sowohl die Betroffenen als auch das Umfeld negieren häufig sehr lange, dass es sich um eine ernste Krankheit handelt. Vielmehr geht man davon aus, dass sich das außergewöhnliche Verhalten „schon geben“ wird.

Grundsätzlich gilt aber, dass eine Anorexia nervosa so früh wie möglich behandelt werden sollte, um zu vermeiden, dass eine Chronifizierung eintritt bzw. dass sich Langzeitschäden einstellen. Statistisch gesehen sterben bis zu 20 Prozent der Erkrankten, wenn keine langfristige fachmännische Behandlung stattfindet. Dabei verfolgt eine Behandlung insgesamt drei Ziele: eine Normalisierung des Körpergewichts ( BMI darf nicht unter 17,5 liegen ), eine Normalisierung des Essverhaltens und selbstverständlich die Klärung der psychischen Faktoren, die dafür maßgeblich waren, dass Betroffene an Magersucht erkrankt sind. Dabei können auch Medikamente hilfreich sein, um eine Stabilisierung zu unterstützen.

Normalisierung des Körpergewichts

Erfahrungswerte zeigen, dass eine psychotherapeutische Behandlung der Anorexia nervosa nicht erfolgreich sein, solange sich das Körpergewicht nicht einigermaßen stabilisiert hat. Extremes Untergewicht zieht auch eine sehr negative psychische Disposition nach sich, wobei sich dieser Zustand bessert, wenn Patienten wieder zunehmen. Daher verfolgt man bei der Therapie zunächst das Ziel eines konsequenten Nahrungsaufbaus.

Unter Umständen kann dies – bei lebensbedrohlicher Lage und mangelnder Krankheitseinsicht – auch zwangsweise erfolgen, zum Beispiel per Magensonde. Doch dies ist das letzte Mittel der Wahl und wird nur in sehr kritischen Fällen eingesetzt. Sind Betroffene in der Lage, feste Nahrung aufzunehmen, dann lautet die Faustregel, dass täglich drei Hauptmahlzeiten sowie einige Zwischenmahlzeiten eingenommen werden sollten, wobei Betroffene auch gehalten sind, hochkalorische Nahrung zu sich zu nehmen. Der Nahrungsaufbau erfolgt dabei mit regelmäßiger

Laborkontrolle, da durch die langanhaltende Mangelernährung zum Beispiel eine Störung des Salzstoffwechsels vorliegen kann, was möglicherweise lebensbedrohlich werden kann. Erst wenn eine Gewichtszunahme erzielt wurde, erfolgt die psychotherapeutische Behandlung.

Psychotherapie

Die eigentliche Psychotherapie findet demnach nach erfolgreicher Gewichtszunahme statt. Man muss nämlich berücksichtigen, dass das andauernde Hungern das Fühlen, Denken und Erleben der Betroffenen nachhaltig beeinflusst. Mit einer Gewichtszunahme bessert sich in der Regel auch der seelische Zustand und Erkrankte sind eher aufnahmefähig für eine Psychotherapie. Bei letzterer wird dabei vor allem bei sehr jungen Patienten die Familie mit einbezogen. Dies liegt zum einen daran, dass Eltern für ihre minderjährigen Kinder Verantwortung tragen, zum anderen ist häufig die Situation in der Familie ebenfalls ein Grund dafür, dass die Krankheit überhaupt erst ausgebrochen ist.

In den psychotherapeutischen Sitzungen wird dabei geklärt, welche Faktoren die Erkrankung begünstigt haben.

  • Leistungsdruck?
  • Ein irreales Schönheitsideal?
  • Ein traumatisches Erlebnis?

Langfristig verfolgt eine solche Behandlung natürlich das Ziel, die Betroffenen seelisch zu stabilisieren und ihnen zu helfen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, das nicht von Schönheitsidealen, Gewicht, Leistung oder anderen äußeren Faktoren abhängt.

Betroffene müssen lernen, sich selbst so zu akzeptieren, wie sie sind. Es liegt auf der Hand, dass dies ein tiefgreifender Prozess ist und eine solche Psychotherapie in der Regel langwierig ist, weil hinter der Erkrankung oftmals ein komplexes Ursachengeflecht liegt. So ist es keine Seltenheit, dass die Psychotherapie über Jahre hinweg erfolgt. Denn eine Veränderung des Essverhaltens bedeutet, dass Verhaltensmuster durchbrochen werden müssen, die womöglich jahrelang praktiziert wurden.

Entsprechend schwierig gestaltet es sich, eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Eine psychotherapeutische Behandlung ist – auch nach erfolgreicher Gewichtszunahme bzw. nach einer Normalisierung des Gewichts – dabei zwingend notwendig, weil die psychologischen Faktoren bei der Anorexia nervosa eine tragende Rolle spielen. Nur durch eine langfristige Verhaltensänderung können Betroffene auf Dauer gesund werden, dies erfordert allerdings eine Einsicht, die erst therapeutisch erarbeitet werden muss.

Sind Medikamente notwendig?

Allein mit Medikamenten ist die Anorexia nervosa nicht in den Griff zu bekommen. Darin sich Experten einig. Man hat allerdings festgestellt, dass bestimmte Antidepressiva hilfreich sein können, den Heilungsprozess zu unterstützen. Dabei handelt es sich um sogenannte Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, die den Serotonin-Spiegel im Blut erhöhen. Das Serotonin ist ein Glücksbotenstoff. Die Verabreichung von Antidepressiva wird vor folgendem Hintergrund plausibel: Zu Beginn der Erkrankung sind Betroffene oft euphorisch und können sich besser konzentrieren, sie sind insgesamt leistungsfähiger.

Doch mit Fortschreiten der Magersucht verdüstert sich die Stimmung nachhaltig, es stellen sich Konzentrationsprobleme und schnelle Ermüdung ein. Magersüchtige sind daher häufig depressiv. Die Verabreichung der genannten Antidepressiva kann helfen, den seelischen Zustand zu stabilisieren. Betroffenen geht es bei Medikamenteneinnahme daher häufig merklich besser. Aus diesem Grunde werden Psychotherapie, körperliche Behandlung und Medikamente häufig in Kombination eingesetzt, weil man festgestellt hat, dass mit dieser Methode die nachhaltigsten Erfolge erzielt werden können.

Die erfolgversprechendste Behandlung der Anorexia nervosa beruht demnach auf drei Grundpfeilern: der körperlichen Stabilisierung, der Psychotherapie und der Verabreichung bestimmter Antidepressiva. Dies ist der aktuelle Stand der Forschung. Dabei sollte eine Behandlung möglichst früh einsetzen, da ansonsten eine Chronifizierung und Langzeitschäden wie der Abbau der Knochendichte, etc., eintreten können. Im schlimmsten Falle erfolgt dabei eine Zwangsernährung, wenn sich Betroffene bereits in einem lebensgefährlichen Zustand befinden, dies aber nicht wahrnehmen. Grundsätzlich ist dabei die mangelnde Krankheitseinsicht eines der Hauptprobleme bei der Behandlung der Anorexia nervosa.

Überblick: Welche anderen Essstörungen sind bekannt

Was sind essstörungen.

Essstörungen liegt de facto immer eine Verhaltensstörung zugrunde. Durch anhaltende Fehlernährung können dabei schwere und langfristige Gesundheitsschäden entstehen. Charakteristisch für alle Essstörungen ist, dass Nahrung stets im Zentrum der Gedanken und Gefühle der Betroffenen steht. Je nach Art der Störung handelt es sich dabei um eine langfristig gesehen zu hohe Energiezufuhr, um eine zu geringe oder um eine schädigende Art, mit der Energiezufuhr umzugehen (beispielsweise Erbrechen). In jedem Falle handelt es sich aber um eine Fehlernährung.

Man geht dabei davon aus, dass psychosoziale Faktoren und eine negative Einstellung zum eigenen Körper verantwortlich sind für Essstörungen. Grundsätzlich unterscheidet man drei grundlegende Typen von Essstörungen, wobei die Übergänge fließend sein können und manchmal keine eindeutige Zuordnung möglich ist. Die drei Typen sind die Esssucht, die Magersucht (Anorexia nervosa) und die Bulimie (Bulimia nervosa). Dies sind einerseits die bekanntesten, gleichzeitig aber auch die häufigsten Fehlentwicklungen im Bereich Ernährung. Dabei sind die meisten Betroffenen Frauen.

Was ist Esssucht?

Die Esssucht ist dadurch charakterisiert, dass zwanghaft gegessen wird, wobei die Gedanken unaufhörlich um Nahrungsaufnahme und Körper kreisen. Es handelt sich dabei um regelrechte Heißhungerattacken. Von Esssucht spricht man im medizinischen Sinne dann, wenn mindestens an zwei Tagen pro Woche diese Heißhungerattacken auftauchen, und zwar länger als sechs Monate lang. Esssüchtige nehmen zu viel Nahrung auf und/oder versuchen die Überernährung durch einen Komplex aus Bewegung, Diät halten und Hungern in der Balance zu halten.

Essen wird dabei als tröstlich empfunden, doch danach stellen sich Scham und Reue ein und Betroffene ekeln sich vor dem eigenen Körper. Häufig fungiert Nahrung auch als Belohnung. Da Esssüchtige zu viel Nahrung aufnehmen, ist Übergewicht bzw. Fettleibigkeit eine häufige Folge. Dies wiederum kann zu gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck oder Diabetes führen. Außerdem wird Übergewicht in einer Gesellschaft, in der Schlankheit als erstrebenswertes Gut und als Ideal gilt, sanktioniert. Daher paart sich Esssucht häufig mit sozialen Problemen, wobei sich Esssüchtige in der Regel als Versager fühlen. Oft finden sie sich in einer Außenseiterrolle wieder. Das zwanghafte Essen sowie der Kreislauf aus Frust, zwanghaftem Essen und Scham kann nur durch eine längerfristige Therapie wirkungsvoll durchbrochen werden.

Die Anorexia nervosa ist in gewisser Hinsicht das Gegenteil der Esssucht. Sie ist durch einen willentlich herbeigeführten rapiden Gewichtsverlust charakterisiert. Betroffene fühlen sich zu dick, auch wenn sie Untergewicht haben, und versuchen durch minimale Nahrungsaufnahme, exzessiven Sport, eventuell auch durch das Herbeiführen von Erbrechen oder durch den Einsatz von Abführmitteln um jeden Preis ihr Gewicht zu reduzieren. Man spricht hierbei von einem verzerrten Körperschema. Betroffene haben panische Angst davor zuzunehmen und erleben bereits eine Gewichtszunahme von nur wenigen Gramm als Katastrophe.

Gleichzeitig handelt es sich dabei meist um Menschen, die äußerst leistungsbezogen sind und im schulischen oder beruflichen Bereich bzw. in der Freizeit häufig Bestleistungen erbringen. Sie erleben es als Genugtuung, ihr eigenes Gewicht kontrollieren zu können, wobei die Gewichtskontrolle ganz offensichtlich einen kompensatorischen Charakter hat. Denn obwohl die Betroffenen häufig zu den Leistungsträgern gehören, ist ihr Selbstbewusstsein oft nur schwach ausgeprägt. Das eigene Gewicht kontrollieren zu können, vermittelt ihnen eine Art von Stolz und Macht.

Der Anorexia nervosa ist dabei nur schwer beizukommen, weil Betroffene in aller Regel ihren eigentlichen Zustand nicht erfassen. So kann es zu lebensbedrohlicher Unterernährung kommen, zu Mangelerscheinungen, langfristig auch zu einer Abnahme der Knochendichte, Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems und mehr.

Oft wird die Nahrungsverweigerung anfänglich von der Umgebung lediglich als Marotte, die man jederzeit wieder ablegen kann, betrachtet. Tatsächlich aber können Betroffene ohne fachmännische Hilfe das zwanghafte Hungern nicht einfach abstellen. Die meisten Betroffenen, die an dieser Erkrankung sterben, sterben allerdings nicht an Mangelernährung, sondern an Infektionen, da der geschwächte Körper nicht über genügend Abwehrkräfte verfügt.

Was ist Bulimie? (Bulimia nervosa)

Im Gegensatz zu Magersüchtigen oder Esssüchtigen sind Bulimiker in der Regel normalgewichtig. Allerdings haben sie panische Angst vor einer Gewichtszunahme. Heißhungerattacken und die Aufnahme großer Nahrungsmengen werden mit Erbrechen, Abführmitteln, exzessivem Sport, mit Einläufen oder durch Fasten kompensiert. Dies hat eine Mangelernährung zur Folge.

Der Körper reagiert darauf wiederum mit Heißhunger und Essattacken, wobei unter Umständen riesige Nahrungsmengen (bis zu 10.000 kcal) aufgenommen werden. Dies setzt einen neuen Teufelskreislauf in Gang. Manchmal ist auch Stress die Ursache für eine neue Heißhungerattacke, wobei die Kalorienaufnahme anschließend wieder bekämpft wird. Die Folgen sind mannigfaltig:

  • Zahnschäden
  • Entzündungen der Speiseröhre
  • Störungen des Elektrolythaushalts
  • Herzschäden
  • und mehr können aus der Bulimie langfristig resultieren.

Unter Umständen kann auch der Tod durch Herzversagen eintreten. Die Anorexia nervosa und die Bulimie sind dabei manchmal nicht klar voneinander abzugrenzen.

Die wichtigsten und bekanntesten Essstörungen – die Magersucht, die Esssucht und die Bulimie – haben alle gemeinsam, dass Nahrung im Zentrum der Gedanken und Gefühle der Betroffenen steht und Essen oder Nicht-Essen einen kompensatorischen Charakter hat.

In allen Fällen liegt eine Ablehnung des eigenen Körpers zugrunde, wobei durch die anhaltende Fehlernährung gravierende Gesundheitsschäden entstehen können. Betroffene sind in der Regel nicht in der Lage den Teufelskreislauf alleine zu durchbrechen und benötigen eine langfristige Therapie, die sich mit Körperschema und psychosozialen Gründen auseinandersetzt.

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Seit meiner ersten Schwangerschaft beschäftige ich mich mit vielen Fragen rund ums Eltern-werden. Ich habe das eltern-forum.at im Jahr 2005 zum Informationsaustausch gegründet. Ich als zweifache Mami und meine Freundinnen und Freunde berichten hier über Erfahrungen.

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Danke för diesen sehr informativen und hilfreichen Artikel!

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Essstörungen: Magersucht, Bulimie, Binge-Eating

Essstörungen: Magersucht, Bulimie, Binge-Eating

Essstörungen sind keine vorübergehende Marotte, sondern ernsthafte Krankheiten, die schwere gesundheitliche Folgen haben können. Die Betroffenen benötigen professionelle Hilfe, um wieder gesund zu werden. Woran man eine Essstörung erkennt, wie sie behandelt wird und wie man am besten mit Betroffenen umgeht, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was sind Essstörungen?

Essstörungen sind psychische Krankheiten , bei denen die Gedanken der Erkrankten ständig um ihr Essverhalten und ihr Körpergewicht kreisen. Die Betroffenen essen entweder viel zu wenig, um ihren Energie- und Nährstoffbedarf zu decken oder sie nehmen viel mehr Nahrung zu sich, als sie brauchen. Während gesunde Personen ihr Essverhalten jederzeit wieder umstellen können, schaffen Menschen mit einer Essstörung das in der Regel nur mit professioneller Hilfe.

Es ist nicht einfach, eine Essstörung zu erkennen. Gerade in den westlichen Kulturen sind viele Menschen unzufrieden mit ihrem Körper und ihrem Gewicht. Die Grenzen zwischen einem stark kontrollierten Essverhalten und einer Essstörung verlaufen fließend. Das gilt auch für das Überessen: Es gibt viele Menschen, die essen, weil sie sich etwas Gutes tun oder Stress abbauen wollen, ohne dass dies krankhaft ist.

So erkennen Sie eine Essstörung

So erkennen Sie eine Essstörung

Eine Essstörung beherrscht den Tagesablauf der Betroffenen und hat Priorität in ihrem Leben. Manche versuchen, die Kalorien, die sie beim Essen aufgenommen haben, durch Erbrechen, intensiven Sport, Medikamente und andere Maßnahmen wieder loszuwerden. Die meisten Menschen mit einer Essstörung wollen ihr verändertes Essverhalten verbergen und verheimlichen ihre Essstörung.

Ein weiteres Kennzeichen von Essstörungen ist, dass die Betroffenen zutiefst unzufrieden mit ihrem Körper sind und diesen häufig verzerrt wahrnehmen. Essgestörte mit starkem Untergewicht finden sich beispielsweise noch viel zu dick, wenn sie sich im Spiegel betrachten.

Essstörungen können in Verbindung mit anderen psychischen Krankheiten, wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen auftreten. Ob die Essstörung die Ursache der anderen Erkrankungen ist oder umgekehrt, ist nicht bekannt.

Habe ich eine Essstörung?

Diese Frage kann Ihnen nur ein*e Ärzt*in nach einer sorgfältigen Diagnostik beantworten. Sie können die folgenden sechs Fragen jedoch nutzen, um festzustellen, ob Sie gefährdet sind.

  • Denke ich sehr viel über Essen und mein Essverhalten nach?
  • Hängt mein Selbstwertgefühl stark von meiner Figur oder meinem Gewicht ab?
  • Esse ich lieber allein und unbeobachtet und/oder esse ich heimlich?
  • Esse ich manchmal viel zu viel und habe dabei das Gefühl die Kontrolle zu verlieren?
  • Übergebe ich mich nach großen Essensmengen?
  • Bin ich besorgt, wenn ich mit dem Essen nicht aufhören kann?

Wenn Sie eine oder mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie mit einem Arzt oder einer Ärztin darüber sprechen.

Formen von Essstörungen

Man unterscheidet verschiedene Formen der Essstörungen. Zu den häufigsten gehören:

Magersucht (Anorexia nervosa)

Bulimie (ess-brech-sucht).

  • Binge-Eating-Störung

Bei vielen Patient*innen lässt sich die Essstörung nicht eindeutig einer dieser Formen zuordnen, weil sie sowohl Symptome der einen als auch einer anderen Essstörung zeigen. Man spricht dann von „Mischformen“ oder einer nicht näher bezeichneten „Essstörung“. Darüber hinaus kann sich eine Form in ein andere entwickeln, wie beispielsweise Magersucht oder Binge-Eating in eine Bulimie.

Magersucht wird auch Anorexie oder Anorexia nervosa genannt. Bei der Magersucht handelt es sich um eine psychische Erkrankung , die die Gesundheit der Betroffenen gefährdet und sogar zum Tod führen kann. Menschen mit einer Magersucht verlieren sehr viel Gewicht oder sie halten ihr Untergewicht. Gewöhnlich beginnt die Magersucht im Jugendalter. Meistens erkranken Mädchen kurz vor, während oder nach der Pubertät sowie junge Frauen an einer Magersucht. Seltener tritt die Krankheit bei Jungen, Männern oder erwachsenen Frauen im mittleren Alter auf. Ältere Personen erkranken in der Regel nicht an einer Anorexia nervosa.

Die Betroffenen leiden unter der tiefsitzenden Angst, zu dick zu werden. Die Angst vor dem „Dickwerden“ treibt sie dazu, selbst bei Untergewicht noch weiter abzunehmen. Eine der Ursachen hierfür ist ein verzerrtes Körperbild vieler Magersüchtiger: Obwohl sie untergewichtig sind, empfinden sie sich als zu dick und unförmig.

Um ihr jeweiliges Zielgewicht zu erreichen, reduzieren Menschen mit Magersucht ihre Kalorienzufuhr so stark, dass sich der Organismus in einem dauerhaften Hungerzustand befindet. Daneben entsteht auch ein Mangel an wichtigen Nährstoffen. Unterernährung und Nährstoffmangel bewirken, dass der Stoffwechsel und viele Körperfunktionen aus dem Gleichgewicht geraten.

Viele an Magersucht Erkrankte treiben exzessiv Sport , um noch mehr Kalorien zu verbrennen. Einige Magersucht-Betroffene lösen bei sich selbst Erbrechen aus oder nehmen Abführmittel und andere Medikamente, um die Aufnahme von Nahrungskalorien zu verhindern. Man spricht hier vom sogenannten „Purging-Verhalten“.

Symptome bei Magersucht

  • An Magersucht Erkrankte sind auf ihr Körpergewicht und ihre Figur fixiert.
  • Sie sind ständig auf Diät, nehmen viel ab oder haben bereits viel abgenommen.
  • Sie vernachlässigen andere Interessen und soziale Kontakte.
  • Menschen mit Magersucht planen ihren Tagesablauf meist genau.
  • Trotz einer sehr schlanken Figur halten sich Magersüchtige für zu dick (Körperbild-Verzerrung).
  • Selbstkontrolle ist für Magersucht-Betroffene wichtig.
  • Sie wiegen sich mehrmals täglich und begutachten ihre Figur (Checking Verhalten).
  • Bei längerer Unterernährung geht das Hungergefühl verloren.
  • Um Kalorien zu verbrennen, treiben einige Magersucht-Erkrankte exzessiv Sport.

Wenn Angehörige oder Freunde auf die Gewichtsentwicklung besorgt reagieren, versuchen manche Magersüchtige ihre Figur und die Symptome ihrer Erkrankung zu verbergen , indem sie beispielsweise sehr weite Kleidung tragen, oder es vermeiden in Gesellschaft zu essen.

Auffälliges Essverhalten bei Magersucht

Auffälliges Essverhalten bei Magersucht

An Magersucht-Erkrankte verändern ihr Essverhalten und entwickeln Essrituale, wie zum Beispiel:

  • Sie vermeiden hochkalorische, fetthaltige oder kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel.
  • Sie stochern in den Mahlzeiten, nehmen kleine Bissen zu sich und essen langsam.
  • Sie rechnen den Kaloriengehalt von Mahlzeiten aus.
  • Sie wiegen alle Nahrungsmittel ab, bevor sie sie zubereiten und essen.
  • Sie verwenden Light-Produkte, Süßstoffe und Fettersatzstoffe.
  • Sie verwenden Medikamente, Nikotin oder anderen Stoffe, um den Appetit zu zügeln
  • Sie verändern den Rhythmus ihrer Mahlzeiten.
  • Sie trinken viel vor den Mahlzeiten, um den Magen zu füllen.
  • Sie trinken wenig, weil ein trockener Mund das Essen erschwert.

Atypische Magersucht

Auch Normal- oder Übergewichtige können unter einer Magersucht leiden, wenn sie sehr viel Gewicht in kurzer Zeit verlieren. Man spricht dann von einer atypischen Magersucht. Häufig hatten die Personen vorher Übergewicht.

Gesundheitliche Folgen durch Magersucht

Magersucht kann bleibende gesundheitliche Schäden verursachen. Hierzu gehören unter anderem:

  • Muskelschwund
  • brüchige Knochen
  • Haarausfall
  • verstärkte Körperbehaarung (Lanugo)
  • ausbleibende Monatsblutung
  • Unfruchtbarkeit
  • Abwehrschwäche
  • Eine Magersucht kann tödlich enden. Tatsächlich gehört die Magersucht zu den psychischen Erkrankungen mit den höchsten Sterberaten.

Lesen Sie hier: Interview mit Jan Schiborr, dem leitenden Psychologen in der MEDICLIN Seepark Klinik über die Behandlung von Magersucht

Bulimie ist eine psychische Erkrankung. Wenn Menschen mit Bulimie das Gefühl haben, zu viel gegessen zu haben, lösen sie Erbrechen aus, um die Nahrung wieder loszuwerden. Daher wird die Krankheit auch „Ess-Brech-Sucht“ genannt.

Anders als Menschen mit Magersucht streben Bulimie-Erkrankte kein Untergewicht an. Aber ähnlich wie Magersüchtige ordnen sie ihr gesamtes Essverhalten dem Ziel unter, ihre Traumfigur zu erreichen. Dazu führen sie strenge Diäten durch und treiben häufig exzessiv Sport.

Typisch für die Bulimie ist, dass die Betroffenen immer wieder Essanfälle haben, bei denen sie unkontrolliert in kurzer Zeit große Mengen essen. Nach diesen Essanfällen fühlen sich Menschen mit Bulimie schuldig und als „Versager“. Um zu vermeiden, dass sie durch die Essanfälle an Gewicht zunehmen , greifen Bulimie-Erkrankte zu drastischen Maßnahmen, wie:

  • mechanisches Auslösen von Erbrechen
  • Missbrauch von Brechmitteln
  • Missbrauch von Abführmitteln
  • exzessiver Sport
  • extremere Diäten

Symptome bei Bulimie

Symptome bei Bulimie

Von Bulimie Betroffene leiden an Essanfällen , in denen sie in kurzer Zeit unkontrolliert viel Nahrung aufnehmen und sich anschließend erbrechen, um die Nahrung wieder loszuwerden. Nach den Essanfällen fühlen sich die Betroffenen schuldig. Das Erbrechen kann diese Schuldgefühle lindern und den Betroffenen das Gefühl geben, die Kontrolle wiederzuerlangen. Es ist aber andererseits ebenfalls mit Scham verbunden.

Eine Bulimie ist häufig schwer zu erkennen , weil die Betroffenen in der Regel Normalgewicht oder sogar Übergewicht haben und sowohl die Essanfälle als auch das Erbrechen geschickt verbergen. Häufig treten folgende Symptome auf:

  • Kontrollverlust beim Essen: Essanfälle
  • selbst herbeigeführtes Erbrechen
  • verzerrte Selbstwahrnehmung
  • Angst, zu dick zu werden
  • tägliche Gewichtskontrolle
  • Missbrauch von Brech- und/oder Abführmitteln
  • Missbrauch von anderen Arzneimitteln, die die Gewichtsabnahme fördern sollen
  • strenge bis extreme Diäten
  • Karies und Schwielen an den Fingern (durch häufiges Erbrechen)
  • starke Gewichtsschwankungen

Folgen der Bulimie

Bei einer Bulimie kann neben dem Nährstoffmangel auch das häufige Erbrechen zu gesundheitlichen Schäden führen. Hierzu gehören:

  • Zahnschäden durch den häufigen Kontakt mit Magensäure
  • Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwäche
  • Nierenschäden
  • Krankheiten der Speiseröhre
  • Knochenbrüchigkeit

Binge-Eating (Esssucht)

Bei einem Binge-Eating-Syndrom, auch Esssucht genannt, haben die Betroffenen wiederkehrende Essanfälle , bei denen sie in kurzer Zeit große Mengen an Nahrung verzehren. Während des Essanfalls verlieren Menschen mit einem Binge-Eating-Syndrom die Kontrolle über ihr Essverhalten. Nach einem Essanfall schämen sich die Betroffenen in der Regel wegen des Kontrollverlustes.

Im Unterschied zu Bulimie-Erkrankten versuchen Menschen mit Binge-Eating-Syndrom nicht die großen Kalorienmengen, die sie während eine Essanfalls aufgenommen haben, loszuwerden, indem sie Erbrechen auslösen oder andere Maßnahmen ergreifen. Daher haben Personen mit Binge Eating-Syndrom häufig Übergewicht. Einige Esssüchtige schaffen es jedoch ihr Normalgewicht mit kontrolliertem Essen zwischen den Anfällen zu halten.

Symptome für Binge-Eating

Bei Binge Eating sind folgende Symptome typisch:

  • Essanfälle/unkontrolliertes Essen
  • unregelmäßige Ernährung
  • negative Einstellung zum eigenen Körper/Gewicht
  • veränderte Wahrnehmung in Bezug auf Hunger- und Sättigungsgefühl
  • Gewichtsschwankungen
  • Gewichtszunahme
  • Übergewicht

Die Diagnose Binge-Eating-Syndrom gilt als gesichert, wenn Essanfälle gemeinsam mit mindestens drei dieser Symptome auftreten:

  • schnelleres Essen als gewöhnlich
  • Essen ohne Hunger
  • Beenden der Mahlzeit erst bei unangenehmem Völlegefühl
  • Betroffene essen allein und unbeobachtet, weil sie sich wegen der Essensmenge schämen
  • Betroffene empfinden häufig Selbstekel, sind niedergeschlagen oder fühlen sich nach Essanfällen schuldig.

Körperliche Folgen bei Übergewicht

Starkes Übergewicht kann viele körperliche Erkrankungen begünstigen. Hierzu gehören beispielsweise:

  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Krampfadern
  • Gelenkschmerzen
  • Schäden am Skelett und Bewegungsapparat
  • Einschränkung der Beweglichkeit bis hin zur Geh-Unfähigkeit

Psychosoziale Folgen des Binge-Eatings

Die Essanfälle lösen bei den Binge-Eating-Betroffenen Schuldgefühle aus. Sie schämen sich für ihr Verhalten und empfinden Selbst-Ekel . Die Erkrankten versuchen daher ihre Essanfälle zu verbergen.

Menschen mit Binge Eating-Syndrom und Übergewicht schämen sich auch für ihren Körper. Dieses Schamgefühl kann durch negative Reaktionen aus der Umwelt verstärkt werden und dazu führen, dass sich die Binge-Eating-Betroffenen sozial isolieren. Bewegung und Sport, die die Folgen der Esssucht abmildern könnten, werden von den Erkrankten mit Übergewicht häufig nicht nur wegen körperlicher Probleme vermieden, sondern auch weil sie sich ihres Körpers schämen.

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Häufigkeit und Bedeutung von Essstörungen

Essstörungen gehören zu den häufigsten chronischen psychischen Störungen bei Erwachsenen. Sie entwickeln sich meist in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter. Frauen und Mädchen sind weit häufiger von Essstörungen betroffen als Männer und Jungen.

  • Wenn man eine Erhebung zu einem bestimmten Zeitpunkt durchführt, leiden zu diesem Zeitpunkt etwa 4 von 1000 Frauen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren an Magersucht.
  • Etwa 15 von 1000 Menschen (meist Frauen, aber auch Männer) erkranken im Laufe ihres Lebens an Bulimie.
  • An einem Binge-Eating-Syndrom erkranken im Verlauf eines Jahres rund 16 von 1000 Frauen und 8 von 1000 Männern. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig am Binge-Eating Syndrom. Das Binge-Eating die häufigste Essstörung bei Männern.

Ursachen und Risikofaktoren für Essstörungen

Essstörungen haben selten nur eine Ursache. Meistens tragen mehrere Risikofaktoren zu der Erkrankung bei. Ursachen und Risikofaktoren sind bei Magersucht und Bulimie trotz einzelner Unterschiede ähnlich. Bei der Esssucht (Binge-Eating) sind die Ursachen noch unbekannt. Da eine Essstörung in eine andere übergehen kann und auch häufig Mischformen von Essstörungen auftreten, lassen sich auch Ursachen und Risikofaktoren nicht immer eindeutig einer Form der Essstörung zuordnen.

Ursachen und Risikofaktoren für Magersucht und Bulimie

  • Zur Hauptrisikogruppe für die Entwicklung einer Magersucht oder Bulimie gehören heranwachsende Mädchen und junge Frauen .
  • Ein schwaches Selbstwertgefühl und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.
  • Ein hohes Anpassungsbedürfnis an gesellschaftliche Schönheitsideale.
  • Der Wunsch nach Anerkennung: Zu Beginn einer Diät erhalten die Betroffenen häufig viel Zuwendung und Lob, das sie bestärkt.
  • Familiäre Einflüsse und Vorgaben: Magersucht tritt häufiger in Familien auf, in denen Leistung und gesellschaftliche Normen sehr hoch bewertet werden.
  • Genetische Ursachen: Insbesondere bei Magersucht kann die erbliche Veranlagung eine wichtige Rolle spielen.
  • Perfektionistische Menschen mit großer Leistungsbereitschaft und einem hohen Anspruch an ihre Selbstkontrolle , haben ein erhöhtes Risiko für Magersucht.
  • Gestörtes Essverhalten und anhaltende Magen-Darm-Probleme als Baby oder Kleinkind können das Risiko für eine Magersucht erhöhen.
  • Frauen, die in ihrer Jugend übergewichtig waren, haben ein erhöhtes Risiko an Bulimie zu erkranken.
  • Menschen, die bereits an anderen psychologischen Störungen oder Erkrankungen, wie Ängstlichkeit oder Depressivität erkrankt sind, haben auch ein erhöhtes Risiko für Essstörungen.
  • Traumatische Erfahrungen können bei manchen Menschen Essstörungen auslösen.
  • Auf Menschen, die in der Unterhaltungs- oder Modebranche arbeiten oder ein Leben in der Öffentlichkeit führen, besteht ein besonders hoher Druck sich gängigen Schlankheitsidealen anzupassen.
  • Eine weitere bedeutende Risikogruppe sind Menschen, die Leistungssport oder Wettkampfsport treiben oder klassisches Ballett tanzen. Bei bestimmten Sportarten sind ein geringes Körpergewicht und sehr schlanker Körper entscheidend für den sportlichen Erfolg, wie beispielsweise bei Turnerinnen, Eisläuferinnen, Skispringern und Jockeys.

Ursachen für Binge-Eating (Esssucht)

Es ist noch nicht geklärt, was Binge-Eating verursacht. Wie bei anderen Essstörungen spielt die Einstellung zum eigenen Körper eine große Rolle. An Esssucht erkrankte Menschen können ein normales Körpergewicht haben, übergewichtig sein oder unter Fettleibigkeit (Adipositas) leiden. Die Essanfälle werden häufig durch Emotionen ausgelöst . Mit dem Essen verarbeiten Menschen mit Binge-Eating-Syndrom negative Gefühle, wie:

Viele Binge-Eating Betroffene fühlen sich nach einem Essanfall schuldig, sind niedergeschlagen und ekeln sich vor sich selbst.

Risikofaktoren für das Binge-Eating-Syndrom

  • Das Geschlecht: Es erkranken doppelt so viele Mädchen und Frauen an einer Esssucht als Jungen und Männer.
  • Strenge Diäten können Essanfälle auslösen und zur Entwicklung einer Esssucht beitragen.
  • Ein hohes Risiko für Binge Eating besteht für stark übergewichtige Jugendliche und Kinder, die einer intensiven stationären diätischen Behandlung bedürfen, wobei nicht klar ist, ob die Esssucht bereits vor der Behandlung bestand.

Instagram & Co. – Wie Social Media Kinder und Jugendliche in die Magersucht treibt

Was Soziale Medien wie TikTok oder Instagram mit Magersucht bei Kindern und Jugendlichen zu tun haben, beschreibt Dr. Rebecca Knoche in dieser Folge. Sie erklärt unter anderem, welche Rolle der Algorithmus und sogenannte Influencer*innen spielen, weshalb sich junge Menschen von vermeintlicher Perfektion eher beeinflussen lassen als Erwachsene und wie sich im Netz Gruppendynamiken entwickeln, die Erkrankungen wie Magersucht befeuern.

So werden Essstörungen behandelt

Essstörungen haben verschiedene Ursachen und sind individuell unterschiedlich. Die Behandlung wird auf jede Patientin und jeden Patienten individuell abgestimmt.

Eine Essstörung zu behandeln ist meist langwierig . Auch nach einer erfolgreichen Therapie kann es zu Rückfällen kommen. Daher ist die Nachsorge wichtig. Selbsthilfegruppen können die Betroffenen, dabei unterstützen Rückfälle zu vermeiden oder bei Rückfällen frühzeitig Hilfe zu suchen.

Diagnostik bei Essstörungen

Diagnostik bei Essstörungen

Um eine Essstörung zu diagnostizieren, erfolgt zunächst ein ausführliches Gespräch zwischen Ärzt*in oder Psycholog*in und Patient*in. Damit sich die Ärzt*in oder Psycholog*in ein genaues Bild von der individuellen Erkrankung der Patient*in machen kann, werden auch Fragebögen , zum Beispiel zum Essverhalten, eingesetzt. Ergeben sich im Gespräch Hinweise auf weitere psychologische Erkrankungen, veranlasst der*die Ärzt*in oder Psycholog*in weitere psychologische Gespräche und Untersuchungen .

Im Anschluss an das Gespräch werden die wichtigsten körperlichen Daten erfasst . Hierzu gehören:

  • Pubertätsstatus bei Kindern und Jugendlichen

Was ist der BMI?

Bei der Diagnostik von Essstörungen und der Bewertung des Körpergewichts (Untergewicht, Normalgewicht oder Übergewicht?) spielt der Body Mass Index (BMI) eine zentrale Rolle . Er wird aus dem Körpergewicht und der Körpergröße ermittelt.

BMI-Grenzen bei Erwachsenen:

  • BMI <16 kg/m2 hochgradiges Untergewicht
  • BMI 16 bis 16,99 kg/m2 moderates Untergewicht
  • BMI 17 bis 18,49 kg/m2 leichtes Untergewicht
  • BMI 18,50 bis 24,99 kg/m2 Normalbereich
  • BMI 25 bis 29,99 kg/m2 Übergewicht
  • BMI 30 bis 34,99 kg/m2 starkes Übergewicht/Fettleibigkeit (Adipositas) Grad I
  • BMI 35 bis 39,99 kg/m2 Fettleibigkeit (Adipositas) Grad II
  • BMI ≥ 40 kg/m2 Fettleibigkeit (Adipositas) Grad III

Sie möchten wissen, ob Sie Normalgewicht haben oder möglicherweise an Über- oder Untergewicht leiden? Hier können Sie Ihren BMI berechnen

Erwachsene mit einem BMI von unter 15 kg/m2 sollten sich in ein Krankenhaus einweisen lassen, denn bei einem solchen Untergewicht besteht Lebensgefahr.

Achtung: Bei Kindern werden BMI-Perzentile (altersabhängige BMI-Grenzen) genutzt. Hier geht's zum BMI-Rechner für Kinder

Ärztliche Untersuchungen

Nachdem die Körperdaten erfasst wurden, erfolgt eine allgemeine körperliche Untersuchung . In einer neurologischen Untersuchung werden die wichtigsten Nervenfunktionen geprüft.

Je nach Krankheit und den bisherigen Untersuchungsergebnissen folgen weiterführende Untersuchungen , um den körperlichen Gesundheitszustand, Folgen der Essstörung sowie Begleiterkrankungen zu erkennen. Hierzu gehören unter anderem:

  • Blutuntersuchungen
  • Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems
  • Untersuchung der Schilddrüse
  • Untersuchung der Mundhöhle und der Speicheldrüsen
  • Untersuchung des Bauchraums und der Bauchorgane
  • Knochendichte-Prüfung
  • Lungenfunktionsprüfung

Therapie von Essstörungen

Essstörungen können ambulant mit regelmäßigen Behandlungsterminen oder stationär in einer Klinik behandelt werden. Eine Zwischenform ist die Therapie in einer Tagesklinik , zu der man sich tagsüber in der Klinik aufhält, aber den Abend zuhause verbringt. Was im Einzelfall in Frage kommt, richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und dem allgemeinen Gesundheitsstatus der Patientin bzw. des Patienten. 

Die Therapie bei Essstörungen verfolgt folgende Ziele:

  • Die Patient*innen sollen ein gesundes Essverhalten lernen und es dauerhaft beibehalten.
  • Erreichen eines normalen und stabilen Körpergewichts bei den Patient*innen.
  • Behandeln psychischer Probleme, die mit der Essstörung verbunden sind.
  • Behandeln von Begleiterkrankungen.
  • Behandeln der körperlichen und seelischen Folgen der Essstörung.
  • Die Patient*innen bei sozialen Problemen, Konflikten in der Familie oder in der Partnerschaft unterstützen.

Die Behandlung von Essstörungen besteht aus verschiedenen Bausteinen :

Die Psychotherapie gilt als wichtigster Baustein. In Einzel- oder Gruppensitzungen besprechen Erkrankte mit Therapeut*innen ihre Probleme. Bei Kindern und Jugendliche wird eine Familientherapie empfohlen (s.u.). In der Körperbildarbeit sollen negative Einstellungen gegenüber dem eigenen Körper erkannt und abgebaut werden. Es gilt, die positiven Aspekte des eigenen Körpers wieder zu entdecken.

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MEDICLIN Seepark Klinik: Spezialklinik für Essstörungen

Die MEDICLIN Seepark Klinik  hat sich auf die Behandlung von Essstörungen wie Magersucht, Bulimie, Binge-Eating und Adipositas spezialisiert. Hier werden Patient*innen sowohl akut als auch rehabilitativ behandelt. Zur Aufnahme in die Klinik gibt es keine Gewichtsunter- oder Obergrenzen. Somatische Begleiterkrankungen werden mit hoher internistischer Fachkompetenz mitbehandelt. Neben der klassischen stationären Therapie sind auch ambulante oder teilstationäre Therapien möglich.

„Eine Essstörung ist wie ein Eisberg: Ein Drittel ist sichtbar, zwei Drittel liegen unter Wasser. Wir versuchen, die Themen, über die sich die Essstörung aufgebaut hat, zu ergründen und zu bearbeiten.“

- Jan Schiborr, leitender Psychologe der MEDICLIN Seepark Klinik in Bad Bodenteich.

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Weitere therapeutische Angebote ergänzen die Psychotherapie, wie beispielsweise:

  • Ergo-, Kunst- und Musiktherapie
  • Entspannungstraining
  • therapeutisches Reiten
  • therapeutische Theatergruppen
  • kreatives Schreiben

In der Ernährungstherapie wird beim therapeutisch begleiteten Essen ein normales Essverhalten trainiert. Im Löffeltraining , beispielsweise, geht es darum, mithilfe eines Löffels zu lernen, wie groß eine normale Essensportion ist. In der Ernährungstherapie lernen Personen mit Essstörung auch, Hunger und Sättigung wieder bewusst wahrzunehmen. Die Patient*innen erfahren außerdem wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung aussieht.  

Die Bewegungstherapie verfolgt bei den verschiedenen Essstörungen unterschiedliche Ziele.

  • Menschen mit Binge-Eating-Syndrom und Übergewicht werden motiviert, sich mehr zu bewegen, um einerseits gesund abzunehmen und andererseits über die Bewegung und den Sport wieder ein besseres Körpergefühl zu bekommen.
  • Magersucht-Erkrankte mit Untergewicht oder Bulimie-Erkrankte , die exzessiv Sport getrieben haben, dürfen in den ersten Therapiewochen keinen Sport treiben, um eine weitere Gewichtsabnahme zu verhindern und um ihren zu starken Bewegungsdrang wieder in normale Bahnen zu bringen.

Medikamente kommen nur in Einzelfällen zur Behandlung von Essanfällen bei Bulimie und Binge-Eating-Störung zum Einsatz.

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Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Magersucht, Bulimie und Binge-Eating beginnen häufig im Kindes- und Jugendalter. Die Ursachen und Symptome der Essstörungen sind in etwa die gleichen wie bei Erwachsenen.

Essstörungen können die körperliche und psychische Entwicklung stören

Gerade in der Entwicklungsphase kann eine falsche Ernährung schwerwiegende, gesundheitliche Folgen haben. Zu diesen Folgen gehören beispielsweise Wachstumsstörungen, Zahnschäden schlechte Knochenqualität und hormonelle Störungen.

Essstörungen im Kindes- und Jugendalter können darüber hinaus wichtige soziale und psychische Reifungsprozesse empfindlich stören. Schließlich kann die Schul- und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen unter der Essstörung leiden.   

Eine frühzeitige Behandlung von Essstörungen kann diese Folgen abwenden oder zumindest abmildern. Tatsächlich stehen auch die Chancen auf eine Heilung umso besser, je früher Kinder und Jugendliche mit einer Essstörung behandelt werden.

Besonderheiten bei der Therapie von Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche mit Essstörungen sehen häufig nicht ein, dass sie krank sind. Sie erkennen nicht, wie riskant ihr Essverhalten ist und verweigern daher eine Therapie. Wenn sich das betroffene Kind hartnäckig gegen eine nötige Therapie sträubt, müssen die Eltern die Behandlung gegen den Willen des Kindes durchsetzen.

Auch für Kinder und Jugendliche gibt es ambulante, tagesklinische und stationäre Therapien. Eltern können maßgeblich zum Erfolg der Essstörungs-Behandlung bei ihrem Kind beitragen, indem sie sich aktiv daran beteiligen. Tatsächlich gilt die Familientherapie bei Essstörungen im Kindes- und Jugendalter als besonders erfolgsversprechend. Zusätzlich sollten die Eltern Schulungen zum Thema besuchen. Je nach Therapieeinrichtung und mit Einverständnis der Therapeut*innen und des Kindes können Eltern auch an therapeutisch begleiteten Mahlzeiten teilnehmen, um zu lernen, wie sie ihr Kind zuhause unterstützen können.

Die Essstörung des Kindes belastet Eltern schwer. Der Austausch mit anderen Eltern in einer Selbsthilfegruppe kann helfen, diese Belastung zu verarbeiten. Das gilt auch für andere Angebote, die es speziell für Angehörige von Menschen mit Esstörung  gibt. 

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Nachsorge für einen anhaltenden Therapieerfolg

Bei einer Essstörung verinnerlichen die Patient*innen bestimmte ungesunde Denk -und Verhaltensmuster. Während der Therapie in einer Klinik oder einer Reha-Einrichtung lernen die Patient*innen, wie sie diese Muster erkennen und kontrollieren.

Häufig reicht die Zeit jedoch nicht aus, um die Denk- und Verhaltensmuster der Essstörungen völlig zu verlernen. Im Alltag und in belastenden Situationen können diese Muster wieder Oberhand gewinnen und zu Rückfällen führen. Das hat nichts mit einer Willensschwäche der Patient*innen zu tun, sondern ist in vielen Fällen ein Teil des langwierigen Krankheitsverlaufs von Essstörungen.

Daher wird Patient*innen eine systematische Nachsorge nach der Therapie empfohlen.

Ziele der Nachsorge

Die Nachsorge soll Folgendes leisten:

  • die Erfolge der Therapie stabilisieren
  • Rückfälle früh erkennen und behandeln
  • Stärken und Selbstvertrauen der Betroffenen fördern
  • die Betroffenen bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung unterstützen
  • das Risiko für andere psychische Störungen vermindern

Formen der Nachsorge

Formen der Nachsorge

Die Nachsorge kann ambulant in qualifizierten psychologischen Praxen, Ambulanzen entsprechender Kliniken oder in Tageskliniken erfolgen. Zusätzlich den professionellen Angeboten können Betroffene in Selbsthilfegruppen ihre Erfahrungen austauschen und sich gegenseitig unterstützen.

Neben den ambulanten Angeboten gibt es auch die Nachsorge in betreuten Wohngruppen, in denen sich die Patient*innen im täglichen Austausch miteinander befinden und sich gegenseitig Rückhalt im Alltag geben (s. Infobox).

Wie die Nachsorge im Einzelfall am besten abläuft, besprechen die Patient*innen mit ihrer*m Ärzt*in vor dem Ende der Therapie. Bei Jugendlichen sind auch die Eltern an diesem Gespräch beteiligt. Auch nach Abschluss der Therapie können sich Patient*innen und Angehörige über Nachsorgeangebote beraten lassen. (siehe: Wo bekomme ich Hilfe?)

Wohngruppen

In Wohngruppen leben mehrere Patient*innen zusammen und werden therapeutisch betreut. Der Alltag in der Wohngruppe verläuft weitgehend normal. Die Mitglieder der Wohngruppe besuchen die Schule, absolvieren eine Ausbildung oder gehen arbeiten. Die Wohngruppen helfen den Patient*innen, Verhaltensweisen, die sie in der Therapie gelernt haben, im Alltag umzusetzen, zu festigen und weiter auszubauen.

Für die Aufnahme in eine Wohngruppe müssen die Patient*innen meist Bedingungen erfüllen. Die können sich je nach Einrichtung unterscheiden.

  • Meistens wird verlangt, dass die Bewerber*innen auf eigenen Wunsch in die Wohngruppe wollen
  • Sie sollten ein gewisses Maß an Selbstständigkeit aufweisen.
  • Sie sollten einen Mindest-Body-Mass-Index (BMI) erreicht haben und bereit sein, regelmäßig zu essen. Bei Kindern und Jugendlichen gelten BMI-Perzentile. (Siehe „Was ist der BMI?)
  • Darüber hinaus sollten sie weder unter einer Suchterkrankung oder einer Psychose leiden und nicht selbstmordgefährdet sein.

Wie lange der Aufenthalt in einer Wohngruppe dauert, hängt von der Einrichtung ab. Die Kosten für eine therapeutische Wohngruppe können vom Jugend- oder Sozialamt oder der Rentenversicherung je nach Fall teilweise oder vollständig übernommen werden.

Kann man Essstörungen vorbeugen?

Essstörungen entstehen, wenn verschiedene Risikofaktoren zusammenkommen: Zum Beispiel eine entsprechende genetische Veranlagung mit einer Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, dem Wunsch nach Anerkennung und einem Schicksalsschlag als Auslöser.

Einige der Risikofaktoren von Essstörungen, wie die genetische Veranlagung aber auch Schicksalsschläge, lassen sich nicht beeinflussen. Einigen anderen Risikofaktoren von Essstörungen kann man aber entgegenwirken.

Tipps zur Vorbeugung von Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen

Das können Eltern tun, um einer Essstörung bei ihren Kindern vorzubeugen:

  • In Bezug auf das Essverhalten und das Selbstwertgefühl ein positives Vorbild sein.
  • Das Selbstwertgefühl der Kinder durch Lob und Zuwendung stärken.
  • Gespräche anbieten und den Kindern zuhören.
  • Zeigen, dass sie sich mit ihren Kindern verbunden fühlen und für diese da sind.
  • Den Kindern Raum für eigene Entscheidungen lassen.
  • Ein selbstbestimmtes Essverhalten unterstützen.
  • Möglichst nicht mit Essen trösten oder belohnen.
  • Ein bewusstes, aber nicht zu striktes Ernährungsverhalten pflegen.
  • Häufig miteinander kochen und gemeinsam essen.
  • Möglichst keine Fertiggerichte oder Fast Food essen.

Umgang mit Betroffenen

Wenn Sie sich sorgen, dass Ihr Kind oder eine andere Person in Ihrem Umfeldan einer Essstörung leidet, sollten Sie mit der Person darüber sprechen. Das kann jedoch schwierig sein: Menschen, die an einer Essstörung leiden, ist die Erkrankung peinlich und sie versuchen sie daher zu verbergen. Spricht man sie auf ihr Essverhalten oder andere Symptome an, versuchen sie, die Sorgen ihrer Gesprächspartner zu beschwichtigen, weichen einem Gespräch aus oder reagieren aggressiv.

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Tipps: So kommen Sie ins Gespräch

Folgende Empfehlungen können Ihnen dabei helfen, ins Gespräch mit dem*r Betroffenen zu kommen:  

  • Sagen Sie der Person, dass Ihnen bestimmte Veränderungen an ihr Sorgen machen, und formulieren Sie hierzu Ich-Botschaften z. B. „Ich mache mir Sorgen, weil du nur noch wenig Kontakte pflegst.“
  • Sprechen Sie in erster Linie die Verhaltensänderungen der betroffenen Person, die Ihnen auffallen an, z. B. vernachlässigte Hobbys, Niedergeschlagenheit, Bedrücktheit oder sozialer Rückzug.
  • Gewicht und Essverhalten sollten nicht im Mittelpunkt des Gesprächs stehen.
  • Üben Sie keinen Druck auf die Person aus: Üben Sie keine Kritik an der Figur, dem Gewicht und dem Essverhalten der Person. Machen Sie ihr keine Vorwürfe.
  • Eine Diagnose können nur Ärzt*innen stellen, daher sollten Sie in dem Gespräch auch keine Diagnose nennen, sondern die oder den Betroffenen davon überzeugen, Fachleute aufzusuchen.
  • Auch gut gemeinte Ratschläge helfen den Betroffenen nicht.

Wie verhalte ich mich, wenn der oder die Betroffene keine Hilfe will?

Wie verhalte ich mich, wenn der oder die Betroffene keine Hilfe will?

Insbesondere in der Anfangsphase der Essstörung erkennen die Betroffenen häufig nicht, dass sie krank sind. Daher weigern sie sich auch, professionelle Hilfe zu suchen. Anders als bei Notfallbehandlungen in kritischen Situationen, die unter Umständen auch gegen den Willen der Betroffenen erfolgreich durchgeführt werden können, hängt der nachhaltige Therapieerfolg bei einer Essstörung von der Einwilligung und der aktiven Mitarbeit der Betroffenen ab. Vom ersten offenen Gespräch über die Essstörung bis zur Bereitschaft der Betroffenen Hilfe anzunehmen, kann viel Zeit vergehen.

  • Haben Sie Geduld. 
  • Geben Sie dem*r Betroffenen das Gefühl für ihn oder sie dazu sein, egal, ob er oder sie Hilfe annimmt oder nicht.
  • Machen Sie immer wieder Gesprächsangebote und fragen Sie den oder die Betroffene, wie es ihm*r geht.
  • Schlagen Sie den Besuch einer Beratungsstelle, einer psychotherapeutischen oder ärztlichen Praxis vor.
  • Helfen Sie dem*r Betroffenen bei der Suche nach Informationen.
  • Begleiten Sie den oder die Betroffene*n zu Beratungsstellen, Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen.
  • Erkennen Sie kleine Fortschritte an und würdigen Sie sie. So bestärken Sie den oder die Betroffene*n auf seinem oder ihrem Weg.
  • Freuen Sie sich bewusst und gemeinsam mit dem*r Betroffenen über positive Dinge und Erlebnisse, die nichts mit der Essstörung zu tun haben.

Wann ist die Essstörung ein Notfall?

In extremen Fällen kann sofort Hilfe nötig sein: Falls die Essstörung in einem fortgeschrittenen Stadium ist und die betroffene Person einen schwer kranken Eindruck macht, sollten Sie sofort Hilfe suchen. Das gleiche gilt, wenn Betroffene Selbsttötungsabsichten äußern oder ein entsprechender Verdacht besteht. Rufen Sie im Notfall auch gegen den Willen des*r Betroffenen den Rettungsdienst 112.

Wo bekomme ich Hilfe?

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Infotelefon zu Essstörungen:  0221-89 20 31 Sprechzeiten: Montag-Donnerstag: 10 - 22 Uhr / Freitag-Sonntag: 10 - 18 Uhr

Beratung für Betroffene und Angehörige ANAD e.V.

www.anad.de/beratung

Beratungsstellen in Ihrer Nähe finden:

www.bundesfachverbandessstoerungen.de

www.bzga-essstoerungen.de

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Experten-Interview

Fragen an Dr. Rebecca Knoche, Chefärztin der Klinik für Akutpsychosomatik Kinder und Jugendliche und der Rehabilitationsklinik für Kinder-, Jugend- und Familienpsychosomatik und Psychotherapie an der MEDICLIN Seepark Klinik in Bad Bodenteich (Niedersachsen)

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Die Pubertät ist das Alter mit dem höchsten Risiko für die Entwicklung einer Essstörung. Gleichzeitig ziehen sich viele Teenager von ihren Eltern zurück und wehren deren Einmischung in ihr Leben ab. Was können Eltern tun, wenn sie den Verdacht haben, dass ihr Teenager unter einer Essstörung leidet, dieser das aber vehement verneint. Haben Sie in diesem Fall Empfehlungen? Welches Verhalten der Eltern wäre Ihrer Ansicht nach kontraproduktiv?

Knoche: Eltern sollten zu einem geeigneten Zeitpunkt (nicht im Konflikt oder im Stress) das Gespräch suchen. Außerdem wäre es gut, mit dem Kind zum Kinder- oder Hausarzt zu gehen und dort gemeinsam die Sorgen zu besprechen. Sollte die Sorge berechtigt sein, kann auch der*die Ärzt*in auf die Hilfsmöglichkeiten hinweisen, ggf. unabhängig von den Eltern. Manchmal fällt es Jugendlichen leichter, sich Personen außerhalb des familiären Umfeldes zu öffnen. Kontraproduktiv ist es, das Essverhalten des*der Jugendlichen stark kontrollieren zu wollen, da sich dann häufig die familiären Konflikte verschärfen.

Übergewicht schadet der Gesundheit von Kindern. Diäten können andererseits Essstörungen auslösen. Wie können Eltern ihren übergewichtigen Kindern helfen, ein normales Körpergewicht zu erreichen, ohne dass diese in Gefahr geraten, eine Essstörung zu entwickeln? Knoche: Ein wichtiger Punkt zur Reduktion von Übergewicht ist ein regelmäßiges Sportangebot (im Verein) und mehr Bewegung im Alltag. Häufig verhindern lange Zeiten des Medienkonsums die Alltagsbewegung, deshalb sollten Medien maßvoll und altersangepasst eingesetzt werden. Außerdem helfen regelmäßige und idealerweise gemeinsame Mahlzeiten, Heißhungerattacken zu vermeiden. Die Kinder lernen dann wieder nach Hunger uns Sättigung zu essen und sie können leichter auf ungesunde Snacks zwischendurch verzichten.  

Pro-Ana-Foren werden in den Medien immer wieder diskutiert. Was ist darunter zu verstehen? Welchen Einfluss können diese Foren auf die Entwicklung und den Verlauf einer Essstörung haben? Knoche : In diesen Foren kommt es zu Vergleichen von essgestörten Pat*innen untereinander. Die daraus resultierende Konkurrenz führt häufig zur Verstärkung der essgestörten Symptomatik und zur Verschlechterung des psychischen und physischen Zustandes. Da die Pat*innen häufig sozial isoliert sind, haben sie jedoch das Gefühl der Gemeinschaft, aus der es ihnen schwer fällt, sich wieder zu lösen.

Kliniken für Essstörungen

MEDICLIN Seepark Klinik

MEDICLIN Seepark Klinik

  • Tel.:  +49 5824 21 0
  • Kontakt aufnehmen
  • Bad Bodenteich, Niedersachsen

MEDICLIN Kliniken Bad Wildungen

MEDICLIN Kliniken Bad Wildungen

  • Tel.:  +49 5621 796 0
  • Bad Wildungen-Reinhardshausen, Hessen

MEDICLIN Müritz-Klinikum

MEDICLIN Müritz-Klinikum

  • Tel.:  +49 3991 77 0
  • Waren (Müritz), Mecklenburg-Vorpommern

MEDICLIN Klinik an der Lindenhöhe

MEDICLIN Klinik an der Lindenhöhe

  • Tel.:  +49 781 9192 0
  • Offenburg, Baden-Württemberg

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Magersucht ist eine Essstörung mit zunehmender Häufigkeit. Mediziner unterscheiden zwei Typen.

Kennzeichen der Magersucht

Magersucht (Anorexia nervosa) ist vor allem eine weibliche Essstörung. Sie beginnt meist in der Jugend und wird unter anderem von dem Schönheitsideal des Schlankseins gesteuert. Manchmal können eine Diät und die übertriebene Beschäftigung mit dem Gewicht in die Magersucht führen. Die jungen Frauen – nur zehn Prozent der Betroffenen sind männlich – entwickeln, obwohl sie schon sehr schlank sind, eine ausgeprägte Angst davor, zuzunehmen. Sie halten sich immer noch für zu dick, obwohl ihr Körpermasseindex (BMI) bereits sehr niedrig ist (unter einem Wert von 18). Mediziner sprechen von einer Körperschemastörung .

Magersucht Körperschemastörung

Den Betroffenen fehlt für ihr Untergewicht jegliche Einsicht und sie streiten ab, dass Essen ein Problem für sie darstellt. Sie entwickeln einfallsreiche Strategien, wenn es um die Vermeidung von Mahlzeiten geht. Gleichzeitig nimmt die Beschäftigung mit Essen (beziehungsweise Nichtessen) einen Großteil des Denkens der Magersüchtigen ein. Die Essstörung wird verheimlicht und geht häufig mit einem sozialen Rückzug einher. So kann es sein, dass die Umwelt erst dann auf das gestörte Essverhalten aufmerksam wird, wenn sich bereits Untergewicht eingestellt hat. Zwei Formen der Anorexia nervosa unterscheidet die Medizin.

Formen der Anorexia nervosa

Restriktiver typ.

Ein Teil der Magersüchtigen gehört dem restriktiven Typ an. Das heißt, sie essen so wenig wie möglich . Sie verweigern die Mahlzeiten oder essen nur die kalorienärmsten Teile davon. Lässt sich ein Essen nicht vermeiden, versuchen sie die Kalorien durch längeres Fasten und vermehrte Bewegung auszugleichen. Sie setzen sich „ehrgeizige“ Ziele, indem sie sich vornehmen, den ganzen Tag nichts zu essen, oder sich strikte Essenspläne mit einer minimalen Kalorienzufuhr erstellen. Ihr Selbstwert ist stark abhängig vom Erreichen dieser Ziele. Gelingt es ihnen nicht, haben sie „versagt“ und müssen sich mit noch härterem Fasten oder noch mehr Sport bestrafen. Obwohl sie eigentlich schon müde und aufgrund der fehlenden Nährstoffe erschöpft sind, zwingen sie sich zu ausgedehnten Joggingrunden oder schweißtreibenden Workouts. Die Kontrolle über ihre Nahrungsaufnahme und ihren Gewichtsverlust vermittelt ihnen das Gefühl, stark zu sein, die Dinge im Griff zu haben. Hungergefühle überwinden erleben sie als persönliche Leistung, die sie von anderen Menschen, die „essen müssen“, abhebt.

Purging-Typ

Der andere Teil der Magersüchtigen leidet unter wiederkehrenden Essanfällen . Man spricht auch von einer bulimischen Form der Magersucht . Grundsätzlich vermeiden die Betroffenen ebenso das Essen oder nehmen so wenig Kalorien wie möglich zu sich. Das Nichtessen und die gleichzeitige gedankliche Beschäftigung mit Essen führt jedoch zu Heißhungerattacken, die dann in einem Binge-Eating-Anfall gipfeln. Ein solcher Essanfall zeichnet sich dadurch aus, dass in kürzester Zeit viel größere Mengen von Nahrung aufgenommen werden, als die meisten Menschen in diesem Zeitraum essen würden. Der Essanfall findet üblicherweise heimlich statt, ist unkontrolliert und gesteuert von der Unfähigkeit aufzuhören. Manchmal planen die Betroffenen diese hochkalorischen Essensorgien und gehen gezielt dafür einkaufen, manchmal werden auch Dinge gegessen, die kaum genießbar sind. Am Ende des Essanfalls fühlen die Betroffenen nicht nur ein unangenehmes Völlegefühl, sondern auch Scham und Schuldgefühle bis hin zu Selbstekel. Um die Kalorienzufuhr rückgängig zu machen, wird Erbrechen herbeigeführt. Auch Abführmittel oder Einläufe, entwässernde Medikamente oder Appetitzügler kommen zum Einsatz, um ein Zunehmen zu vermeiden. Die Anfälle treten mindestens einmal pro Woche und über einen Zeitraum von länger als drei Monaten auf.

Manchmal entwickelt sich aus einer restriktiven Magersucht ein Purging-Verhalten. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Erkrankte im Rahmen einer Therapiemaßnahme essen müssen, obwohl sie nicht wollen.

Atypische Anorexie

Ferner kennen Mediziner noch eine sogenannte atypische Anorexia nervosa. Diese kann zum Beispiel Jugendliche betreffen, die übergewichtig sind und dann in kurzer Zeit stark abnehmen . Auch hier bestimmen ein gestörtes Körperbild und die Angst vor Gewichtszunahme das Denken der Betroffenen. Die Essstörung fällt allerdings weniger auf, weil die Mädchen (selten Jungen) nicht untergewichtig sind. Das Hungern kann aber, so wie beim restriktiven Typ und beim Purging-Typ, schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben: Die Monatsblutung bleibt aus, Herzrhythmusstörungen können einsetzen, die Organe werden geschädigt.

Cinderella (Aktionskreis für Ess- und Magersucht) – Essstörungen: https://cinderella-beratung.de/essstoerungen/allgemeine-informationen (online, letzter Abruf: 28.02.2022)

Kinder- und Jugendärzte im Netz – Essstörung mit „normalem“ Gewicht: Atypische Magersucht: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/essstoerung-mit-normalem-gewicht-atypische-magersucht/ (online, letzter Abruf: 28.02.2022)

Magersucht.net, Miriam Schaum – Formen von Magersucht: https://www.magersucht.net/formen-der-magersucht/ (online, letzter Abruf: 28.02.2022)

AWMF online – Patientenleitlinie Diagnostik und Behandlung von Essstörungen: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/051-026p_Essstoerungen_2015-06_01.pdf  (online, letzter Abruf: 28.02.2022)

TCE (Therapie-Centrum für Essstörungen) – Anorexia nervosa - die Magersucht: https://www.tce-essstoerungen.de/info-hilfe/magersucht_anorexie.php (online, letzter Abruf: 28.02.2022)

tima e.V. (Tübinger Zentrale für Mädchenarbeit) – Magersucht verstehen: https://www.tima-ev.de/essstoerungen-lebenshunger/essstoerungen/magersucht (online, letzter Abruf: 28.02.2022)

aktualisiert am 01.03.2022

U. Kohaupt

10 Fragen zu Magersucht

  • Ab wann ist ein Klinikaufenthalt bei einer Magersucht notwendig?
  • Inwiefern können Magersucht und Bulimie zusammenhängen?
  • Was sind Ursachen von männlicher Magersucht und wie wird behandelt?
  • Magersucht bei Kindern – was sind die Ursachen und wie wird behandelt?
  • Was sind die Ursachen für Magersucht im Alter?
  • Magersucht in der Schwangerschaft – was sind die Ursachen und welche Folgen hat die Essstörung für das Kind?
  • Was sind Anzeichen für eine Magersucht?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, einen Rückfall zur Magersucht zu verhindern?
  • Wie läuft eine Ernährungstherapie bei Magersucht ab?

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Portrait Dr. Lorenz Holtwick, Gemeinschaftspraxis für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Dr. Lorenz Holtwick, Norbert Drews & Partner, Lügde, Oralchirurg

  • In welchen Fällen kann eine Magersucht zu einem Aszites führen?
  • Appetitlosigkeit
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COMMENTS

  1. Magersucht: Symptome, Ursachen, Therapie

    Die Magersucht (Anorexia nervosa) ist eine schwere psychische Erkrankung. Die Betroffenen verlieren durch krankhaftes Diäthalten rapide Gewicht - bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Ebenfalls typisch ist ein verzerrtes Körperbild: Die Kranken finden sich zu dick, obwohl sie bereits stark untergewichtig sind.

  2. Anorexia nervosa

    Folgende Verhaltensweisen kennzeichnen das Bild der Anorexie: Weglassen ganzer Mahlzeiten; Ersetzen der Nahrungsmittel durch mengenmäßig geringere Anteile; Unterdrückung eines Hungergefühls durch Trinken großer Mengen Flüssigkeit; Die Nahrungsaufnahme wird in einem teilweise stundenlangem Ritual zelebriert

  3. Magersucht (Anorexia nervosa) • Symptome, Ursachen, Folgen

    Magersucht: Typische Symptome. Menschen mit Magersucht haben große Angst vor einer Gewichtszunahme und kontrollieren ihr Gewicht sowie ihre Nahrungsaufnahme stark. Auch die ständige Beschäftigung mit Essen ist typisch und dominiert den Alltag anorektischer Menschen.

  4. Anorexia nervosa

    Das Kennzeichen der Anorexia nervosa ist die selbst herbeigeführte Gewichtsabnahme, die durch Verminderung der Nahrungsaufnahme erreicht wird; dabei werden besonders Nahrungsmittel weggelassen, die als „fett machend" angesehen werden.

  5. Magersucht: Anzeichen, Ursachen, Behandlung

    Anzeichen: An welchen Symptomen erkennt man eine Magersucht? Auffälligstes Merkmal der Krankheit ist Untergewicht, das - oft innerhalb kurzer Zeit - selbst herbeigeführt wird. Experten unterscheiden verschiedene Formen von Magersucht: 1) Restriktive Anorexia nervosa: Der Einstieg in die Essstörung beginnt oft durch eine Diät.

  6. Anorexia nervosa

    Wichtige Punkte. Kennzeichen der Anorexia nervosa sind ein unbarmherziges Streben nach Schlankheit, die krankhafte Furcht vor Übergewicht, ein gestörtes Körperbild und Einschränkung der Nahrungsaufnahme im Verhältnis zu den Bedürfnissen, was zu einem signifikant niedrigen Körpergewicht führt. Die Diagnose wird klinisch gestellt.

  7. Magersucht

    Magersucht - eine Essstörung: BZgA Essstörungen. Die Magersucht wird auch Anorexie oder Anorexia nervosa genannt. Sie ist eine schwerwiegende und meist sehr langwierige Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss. Typisch für die Magersucht ist, dass Betroffene häufig auffallend dünn sind bzw. stark an Gewicht verlieren.

  8. Anorexia nervosa

    Anorexia nervosa (Magersucht) ist eine Essstörung , die durch einen unablässigen Schlankheitswahn, ein verzerrtes Körperbild, eine extreme Angst vor Fettleibigkeit sowie die Einschränkung der Nahrungsaufnahme gekennzeichnet ist, was zu einem erheblichen Gewichtsverlust führt.

  9. Anorexia

    Kennzeichnend für die Anorexia ist ein absichtlich selbst herbeigeführter oder aufrechterhaltener Gewichtsverlust, der in der Regel zu einer Unterernährung führt. Je nach Schweregrad der Unterernährung verursacht die Anorexia endokrine und metabolische Veränderungen und führt zu körperlichen Funktionsstörungen.

  10. Magersucht: Ursachen, Symptome und Behandlung der Essstörung

    Ursachen. Diagnose. Therapie. Verlauf und Prognose. Was ist Magersucht? Magersucht (Anorexia nervosa, Anorexie) ist eine Essstörung, bei der Betroffene ihre Nahrungsaufnahme stark einschränken. Dadurch wollen sie eine drastische Gewichtsabnahme bewirken.

  11. Magersucht (Anorexia nervosa) » Ursachen & Risikofaktoren

    Persönlichkeitsmerkmale. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass verschiedene individuelle Merkmale bzw. Temperamentseigenschaften (letztere gelten als hochgradig genetisch bestimmt), die bereits in der Kindheit bestehen, bei der Entwicklung der Störung eine Rolle spielen.

  12. Anorexia nervosa

    Woran erkennt der Arzt eine Magersucht? Wie wird Magersucht behandelt? Was ist Anorexia nervosa (Magersucht)? Anorexia nervosa, oder auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung. Magersüchtige sind besessen davon, dünner zu werden. Selbst dann noch, wenn sie bereits untergewichtig sind. Dieser Zwang führt dazu, dass sie eines von zwei Dingen tun:

  13. Magersucht (Anorexia nervosa) » Mögliche Warnzeichen

    Die möglichen ersten Anzeichen einer Magersucht sind: • zunehmendes Interesse für die Zusammensetzung und den Kalorien/Fettgehalt einzelner Lebensmittel. • Vermeidung und Verweigerung von Hauptmahlzeiten (speziell Mittagessen) sowie Essen in der Öffentlichkeit. • Beschränkung auf so genannte „gesunde" Nahrungsmittel. • häufige Gewichtskontrollen.

  14. Anorexia nervosa im Glossar

    Glossar. Anorexia nervosa ist die medizinische Bezeichnung für Magersucht oder Anorexie. Der Begriff „Anorexie" kommt aus dem Griechischen und bedeutet „ohne Verlangen/Appetit". Das lateinische Wort „nervosa" weist darauf hin, dass es sich um eine psychosomatische Erkrankung handelt.

  15. Christoph-Dornier-Klinik: Merkmale der Essstörung Anorexie

    Die Magersucht oder auch Anorexie, die auf ein gestörtes Essverhalten zurückzuführen ist (Appetitverlust und Abmagerung können auch körperliche Ursachen haben), weist einige sehr deutliche Merkmale auf, die es Fachleuten ermöglichen, zuverlässig die richtige Diagnose zu stellen.

  16. Essstörungen: Anorexia nervosa (Magersucht)

    Sind Betroffene an einer Mischform erkrankt und zeigen auch Kennzeichen der sogenannten Bulimie (Bulimia nervosa), so spricht man vom Purging Typ. Prinzipiell ist die Bulimie aber von der...

  17. Magersucht: Ursachen, Symptome & Diagnostik

    Krankheitsbild. Behandlung. Standorte. Ursachen & Symptome. Magersucht - ein Leben in Einsamkeit. Magersucht bedeutet in erster Linie Einsamkeit. Verwirrung, dass Sie sich selbst ganz anders wahrnehmen als die Menschen in Ihrer Nähe. Andere können noch so oft sagen: „Du bist viel zu dünn." Es beunruhigt Sie nicht.

  18. Anorexie

    Jemand mit Magersucht hat drei Hauptsymptome: Er hat große Angst vor einer Gewichtszunahme, er schränket die Nahrungsaufnahme ein (was zu einem erheblichen Gewichtsverlust führt) und er hat möglicherweise eine verzerrte Sicht auf seinen Körper (und denkt, er sei übergewichtig, obwohl dies nicht der Fall ist).

  19. Magersucht (Anorexia nervosa) » Diagnostik

    Als Leitsymptom der Anorexia nervosa gilt bei Kindern und Jugendlichen ein Body-Mass-Index (BMI) unter der 10. Perzentilen. Der Body-Mass-Index, wird zur Beurteilung des Ernährungszustandes herangezogen und errechnet sich nach folgender Formel: BMI = Gewicht [kg] / Größe [m]².

  20. Magersucht (Anorexie) Ratgeber: Hilfe & Unterstützung für Betroffene

    Welche Kennzeichen und Alarmsignale der Anorexia nervosa gibt es? Das sind die typischen Merkmale der Anorexia nervosa. Schönheitsideal und Anorexie. Welche Anorexie Risikogruppen gibt es? Was sind die Anzeichen der Magersucht bzw. Anorexie. Was können Ursachen der Anorexie (Magersucht) sein? Äußere Einflüsse bei der Entstehung von Magersucht.

  21. Einführung zu Essstörungen

    Kennzeichen der Anorexia nervosa sind ein unbarmherziges Streben nach Schlankheit, die krankhafte Furcht vor Übergewicht, ein gestörtes Körperbild und Einschränkung der Nahrungsaufnahme im Verhältnis zu den Bedürfnissen, was zu einem signifikant niedrigen Körpergewicht führt, bis zu dem Punkt, dass es der Gesundheit schadet.

  22. Essstörungen: Magersucht, Bulimie, Binge-Eating ǀ MEDICLIN

    Ein weiteres Kennzeichen von Essstörungen ist, dass die Betroffenen zutiefst unzufrieden mit ihrem Körper sind und diesen häufig verzerrt wahrnehmen. Essgestörte mit starkem Untergewicht finden sich beispielsweise noch viel zu dick, wenn sie sich im Spiegel betrachten.

  23. Welche Formen von Magersucht gibt es?

    Kennzeichen der Magersucht. Magersucht (Anorexia nervosa) ist vor allem eine weibliche Essstörung. Sie beginnt meist in der Jugend und wird unter anderem von dem Schönheitsideal des Schlankseins gesteuert. Manchmal können eine Diät und die übertriebene Beschäftigung mit dem Gewicht in die Magersucht führen.